Damit der Mensch aber dieser Grösse vermöge, muss er erst von all dem Drum und Dran seines Lebens zu seinem Selbst gelangen, er muss sich selber finden, nicht das selbstverständliche Ich des egozentrischen Individuums, sondern das tiefe Selbst der mit der Welt lebenden Person. Martin Buber

Abschied von der Acrylmalerei
Mehrere Jahre durfte ich diese wunderbare Freude erleben, mit Acrylfarben Bilder anzufertigen. Diese Art des Ausdrucks hat mir viel Freude, Erfüllung gegeben.
Der Beginn dieser Art der Malerei war natürlich zaghaft, Versuche die gut gelungen waren, andere die mich irritierten. Es war eine ereignisreiche, bereichernde, manchmal an Verzweiflung grenzende Reise.      

Ich habe die Herausforderung angenommen, habe mich in diversen Techniken versucht, dies und das ausprobiert, bis ich schlussendlich den Ausdruck, die Techniken fand, die mir am meisten Freude, Erfüllung und Gelingen brachten. So durfte ich mich als Künstlerin weiterentwickeln, diese Wandlung liess mich auch menschlich wandeln, brachte mir neue Erkenntnisse,  half mir aufzustehen, mutig voranzuschreiten.
Manchmal staunte ich, was für schöne, farbige Bilder ich in der Lage war anzufertigen. Welche Leichtigkeit, welche Freude sie ausdrücken. Wie es mir gelang, all diese technischen Details zur schönen Vollendung zu bringen. Oftmals nach Stunden der Malerei, wenn ich dann müde und erstaunt meine Arbeiten betrachtete, fühlte ich mich so frei, so leicht, beschwingt. Die Müdigkeit, der Hunger, der Durst waren verflogen, nur Freude erfüllte mich. Dies waren unvergessliche Momente des Glücks, der Dankbarkeit, der Erfüllung.  Mir kam es vor, die Bilder seien meine seelischen „Kinder“.

Nun, vor kurzem habe ich die letzten sechs Bilder mit Acrylfarbe gemalt.  Aus finanziellen Gründen musste ich mit grossem Bedauern mit der Acrylmalerei aufhören. Weil mir dieser Abschied so schwer fiel, habe ich den entscheidenden Augenblick über einen längeren Zeitraum hinausgezögert, bis ich mich zwang den „Schlussstrich“ zu ziehen. Es kam mir vor, wie wenn ich durch diese Entscheidung eine gute liebevolle, lebendige Beziehung, mit einem lieben Freund, der mir viel gegeben hat, aus Druck, Zwang, beenden müsse.
Der  Abschied von dieser mir geliebten, wichtigen Malerei ist mir enorm schwer gefallen. Es ist ein Abschied von einem lieben Freund, ja durch diese Entscheidung habe ich eine mich bereichernde Freundschaft, die mir so wichtig war, verloren. Eine Freundschaft mit der ich eine lange, schöne, erfüllende, lebendige Beziehung hatte. Ein Freund, der mich auf einer guten, schönen, lebensbejahenden Art herausgefordert hat, der das Beste aus mir herausholte, der mich forderte, der mich beglückte. Ein lieber Freund, der sah, welches Potential in mir verborgen lag, der wollte, dass ich dieses Potential zum Ausdruck bringe, um damit mir und anderen Menschen Freude zu bringen. Ein lieber Freund, der mir diese schöne Genugtuung gönnte, der sich mit mir über meine verschiedenen Stilrichtungen, diversen Techniken freute.

Diesen Frühling durfte ich dann in einer Ausstellung 33 Bilder zeigen. Meiner Meinung nach – wie auch aus Rückmeldungen – war es eine schöne, abwechslungsreiche Schau, bestehend aus mehreren Stilrichtungen und Techniken. Ich durfte einige Menschen durch diese Ausstellung führen, mit ihnen über die Bilder sprechen. Ihre Rückmeldungen, diese interessanten Gespräche waren eine Genugtuung für mich. Ihre Anerkennung, Wertschätzung hat mich tief berührt.

Danach konnte ich in zwei kleinere Ausstellungen einige Bilder zeigen. Eine dieser Ausstellungen ist zurzeit noch offen. Das erfüllte mich mit Freude und Dankbarkeit.

Was für mich sehr schmerzlich, verletzend war, war wie einige Menschen, von denen ich das nie erwartet hätte, mit Neid und Eifersucht, ja ungefilterte Bösartigkeit auf meine Bilder, Ausstellungen reagiert haben. Die Verletzungen die sie mir dadurch zugefügt haben, haben mich tief getroffen, eben weil die Bilder mein seelischer Ausdruck sind, viel Herzblut drin steckt.
Wie kann man sich so von seinen miesen, billigen Instinkten leiten lassen?
Damals liess ich mich vom Neid, vom Verhalten dieser Menschen verletzen, glücklicherweise gehen diese destruktiven Dinge mich heute nichts mehr an. Diese Menschen haben heute keinen Platz mehr in meinem Leben, egal wer sie sind, egal welchen Job sie ausüben!

Ich bin sehr dankbar habe ich die Herausforderung angenommen, mich als Malerin weiter zu entwickeln. Diese wunderbare Art des farbigen, fröhlichen Ausdrucks hat mir unbeschreiblich viel gegeben.
7. Oktober 2022


Auf dem Weg zur Mitternachtsmesse
Weihnachten 1967 im Bündner Oberland. Vater und ich sind auf dem Weg zur Kirche, zur Mitternachtsmesse.
Der Vollmond bestrahlte die wunderschöne Bergkulisse, die Sterne leuchteten, bei jedem Schritt knirschte der Schnee unter den Füssen. In der Stille ertönten die Kirchenglocken noch eindrücklicher als üblich.

Mir ist dieser Weg zur Kirche bis heute in lebendiger Erinnerung, so stark sind die Eindrücke der Natur.

Schon damals dachte ich, wenn hier in der Surselva an Weihnachten diese friedvolle, beeindruckende Stimmung herrsche, welcher Friede, welche Freudigkeit müsse damals in der Heiligen Nacht in Bethlehem geherrscht haben. Anstatt klirrende Kälte und knirschende Schnee unter den Füssen und tief verschneite Berge, eine andere Landschaft, der Stall mit dem neugeborenen Christkind, all die anderen Vorkommnissen. Das muss wunderbar gewesen sein.

Nebst der beeindruckenden Naturschönheit war da ja auch Vater mit auf dem Weg zur Kirche. Für mich ist der Weg zur Mitternachtsmesse mit dem Vater die schönste Erinnerung die ich an ihm habe.
Die besonderen Naturereignisse in dieser Heiligen Nacht mit ihm erlebt zu haben, freut mich heute noch.
31. Oktober 2022


Mein Götti
Gerne erinnere ich mich, wie meine Grossmutter und meine Taufgotte von meiner Taufe und von meinem Götti erzählten. Mein Götti war der jüngste Bruder meiner Mutter, er muss sich aussergewöhnlich gefreut haben, mein Götti sein zu dürfen.
Ich wurde an einem Donnerstagmorgen geboren, am Sonntagnachmittag nach der Vesper wurde ich getauft. Götti liess es nicht zu, dass die Gotte mich zur Kirche trug, voller Stolz und Freude trug er mich zur Kirche. Nach der Taufe, trug er mich wieder – allerdings nicht nach Hause – sondern, um seine Freude zu teilen und entsprechend zu feiern, ging’s ins Restaurant. Dort legte er mich auf einem Tisch, ich schlief anscheinend friedlich weiter, worauf er besonders stolz gewesen sein soll. Er betonte immer wieder, welche Freude es ihm bereite, mein Götti zu sein, was für ein besonderes Mädchen ich sei, weil ich in dem Lärm einfach weiterschlafe. Als ich dann – vermutlich, weil ich Hunger hatte – anfing zu weinen, brachten sie mich nach Hause. Aus Sicherheitsgründen trug mich die Gotte vom Restaurant nach Hause.

Sehr gerne hätte ich diesen liebenswürdigen, fröhlichen Götti kennengelernt. Es hat mich immer wieder berührt, welche Freude er hatte mein Götti sein zu dürfen.
Genau ein halbes Jahr nach meiner Geburt verstarb er durch einen Arbeitsunfall im Alter von 33 Jahren.

Car Padrin
Jeu engraziel a ti, che ti has giu schi grond plascher d’esser miu padrin. Bugien vess jeu empriu d’enconuscher tei, in schi emperneivel e leger um. Stun mal, che ti has stiu bandunar quest mund entras quei accident mortal.
Tia figliola Ottilia
15. Dezember 2022


Seelischer Tsunami
Wir hatten telefonisch vereinbart, dass ich dich in zwei Tagen anrufe, um zu einem bestimmten Thema ein Gespräch zu führen.

Um die vereinbarte Zeit rief ich dich an, zu Beginn war ich noch etwas gehemmt, durch dein Verständnis und deine Liebenswürdigkeit konnte ich mich jedoch schnell öffnen. Für mich wurde es ein sehr gutes Gespräch, das mir viel Klarheit brachte.
Nachdem wir das Gespräch nach etwas mehr als einer halben Stunde beendeten, erlebte ich einen seelischen Tsunami.

Dieser seelische Tsunami äusserte sich in dem Sinn: Meine Seele erlebte ein „Erdbeben“, ich hätte im Wohnzimmer einen Purzelbaum schlagen können, dermassen war ich mit Energie aufgeladen. Ich fragte mich; wie setzte ich diese einmalige Energie um? Ich will aus dieser guten Energie etwas Schönes machen, etwas das bleibt, damit ich mich immer an diesem einzigartigen Moment erinnern kann. Zuerst wollte ich Malen, doch ich hielt es in der Wohnung nicht aus.

So entschied ich, einen langen Spaziergang zu machen. Nach zwei Stunden Laufen durch die Rebberge und Wald, fühlte ich mich immer noch, als hätte ich in zehn Steckdosen gelangt.
Ich fühlte mich so leicht, so beschwingt, so frei, so unbeschwert wie ein Schmetterling. Wenn ich versucht hätte, hätte ich bestimmt verspielt wie ein Schmetterling fliegen können.
10. Mai 2020


Begegnung
Wir begegnen immer wieder Menschen, die für unsere seelische Entwicklung wichtig sind. Wenn wir offen sind und uns auf sie einlassen, sind wir uns gegenseitig eine Hilfe auf dem Lebensweg.
01. Oktober 2023


Instagram
Um meine Bilder bekannt zu machen, habe ich ein Instagram Account.
Was ich zu Beginn als Frau da alles erlebte ist unglaublich, am Anfang war ich richtiggehend schockiert. Wie gesagt, ich habe dieses Account wegen meiner Bilder, ich bekomme auch schöne Reaktionen darauf. So war ich nicht darauf vorbereitet, dass einige Männer, sich nicht für meine kreative Arbeit interessierten, sondern eine Flirtgelegenheit (oder mehr) suchten! Manche Männer (vermutlich auch Frauen) verwechseln Instagram mit einer Dating-App.
Einer dieser Männer war so dreist, mir an einem Freitag eine Nachricht zu senden, ob ich mich mit ihm am Wochenende treffe. Als ich auf seine mehrmaligen Nachrichten nicht reagierte, folgte er mir nicht mehr. Ein anderer Mann rief mich mehrmals an, auch er folgte mir nicht mehr, als ich seine Anrufe nicht entgegennahm. Auf solche Follower verzichte ich sehr gerne. Dies sind nur zwei Beipiele von vielen.
Meiner Meinung nach, schwimmen auf dieser Seite mehr Haifische, als in alle Weltmeere zusammen! Ich kann es auch anders benennen, Instagram ist eine Schlangengrube!
13. März 2024


Nicht erkannt werden
Als schwarzes Schaf meiner Familie wurde alles was ich tat mit Füssen getreten – ausser es war für meine Familie nützlich!
Wie ich nie in meiner Familie dazugehörte – ich war am Rande geduldet bis sie mich brauchten – so gehörte ich auch sonst nie irgendwo dazu. Immer war ich am Rande gedultet, bis ich gebraucht wurde. Immer die Aussenseiterin, immer die Einzelgängerin.
Ebenso wurde ich überall wegen meines Andersseins kritisiert. Um dies zu vermeiden, strengte ich mich dauernd an, perfekt zu sein. So fehlte mir oftmals das Spontane, Unbeschwerte.

Dieses nicht Angenommen- nicht Anerkanntsein war lange Zeit eine Wunde in mir. Dieses Unverstandensein, lächerlich gemacht zu werden, verletzte mich, mit jeder Verletzung verschloss ich mich, zog mich zurück.

Besonders demütigend empfand ich die Situation als ich noch im Kaufmännischem Bereich arbeitete. Mehrmals sagten mir verheiratete Arbeitskollegen, sie würden sehr gerne mit mir Sex haben, dabei gehe es aber nicht um Romantik oder Gefühle, sondern einfach nur um den Sex. Männer, die nur meinen Körper sehen, mich demzufolge nicht ernst nehmen, haben bei mir keine Chance.
Ich arbeitete in einer internationalen Firma, der grossen Abteilung in der ich arbeitete, stand ein etwas „dubioser“ Direktor vor. Seine Sekretärin war eine ältere Frau, die im Vorzimmer zu seinem Büro ihren Arbeitsplatz hatte. Ich spürte immer weider, wie dieser Direktor mit mir flirten wollte, er war mir dermassen unsympatisch, dass ich mich nie darauf einliess. Einigemale als seine Sekretärin abwesend war, musste ich ihren Arbeitsplatz einnehmen. So sass ich da arbeitete, er rief, ich solle zu ihm ins Büro kommen. Als ich eintreten wollte, er stand hinter der Türe, packte mich, wollte mich küssen. Ich wehrte mich, befreite mich.

Besonders tragisch war die Situation, wenn ich zu Ärzte oder Homöopathen ging. Die spürten instinktiv, wenn wir die Frau oberflächlich behandeln, bleibt sie uns ein Leben lang als Patientin erhalten! Doch selbst als naive, gutmütige Aussenseiterin durchschaue ich das miese Spiel und verabschiede mich.

Lange Zeit meines Lebens hoffte ich, einer Person zu begegnen, die nicht nur meinen Körper wahrnehmen würde, sondern auch meinen feinen Geist, meine feinfühlige, vielseitige Seele sehen würde. Eine Person, die meine schöpferische Arbeit, mich als ganzer Mensch annehmen würde. Meine schöpferische Arbeit, sei es das Malen oder das Schreiben, sind ja Ausdruck meiner Seele und meines Geistes.

Wenige Male hatte ich das Glück, Menschen kennen zu lernen, die ich aus verschiedenen Gründen bewunderte. Während der ersten Zeit nach dem Kennenlernen, interessierten sich diese Personen jeweils für meine kreative Arbeiten, so traute ich diesen Menschen zu, mein wahres Ich zu erkennen.  Das spornte mich an, in meiner schöpferischen Arbeit noch kreativer zu sein.

Wenn ich dann nach einer gewissen Zeit erlebte, spürte, es geht nicht um mich, wieder werde ich nicht erkannt, wieder werde ich wegen meiner Naivität, Gutmütigkeit, wegen meines Körpers wahrgenommen, nicht wegen meines wahren Ich’s, dann zog ich mich zurück. Mir wäre einiges erspart geblieben, wenn eine Person, mit der ich eine enge, liebe Freundschaft hatte, mich darauf hingewiesen hätte, welche Türen ich öffnen solle. Was bedeute ich einem solchen Menschen, dass er mich nicht darauf hinweist? Bin ich ein Pausenclown? Ich habe die Türen selber entdeckt und geöffnet!
Von einer Person, die mir so lieb und wichtig ist, verletzt, enttäuscht zu werden, das ertrage ich gar nicht!
Wenn ich als Aussenseiterin, dementsprechend als ein Niemand mir nahestehende Menschen besuche, ihnen ein Geschenk mitbringe, bedankt sich Niemand dafür! Wo bleibt da die Wertschätzung!

Benötigten einige dieser Menschen, mit denen ich eine «gute Freundschaft» hatte Unterstützung, war ich immer für sie da.
Diese Menschen vergessen, in einer Freundschaft sollte Geben und Nehmen im Einklang stehen!
EInem Niemand – oder schwarzem Schaf – trauen die Menschen nichts zu, dabei sind wir wertvolle Menschen!
30. Januar 2024.


Hungriges Herz
Seit meiner Kindheit bis in anfangs meiner sechziger Jahre hatte ich ein sehr hungriges Herz. Hunger nach Leben, nach Liebe, Zärtlichkeiten. Wann würde es mir endlich möglich sein, mein Leben zu leben? Der Sinn des Lebens ist leben, und ich wollte mein Leben leben!
Mein hungriges Herz wollte am Leben teilnehnen, sich einbringen, wollte mehr vom Leben.

Aus unterschiedlichen Gründen war es mir nur sehr beschränkt möglich, das zu leben, auszudrücken was meine Seele in die Welt bringen wollte. Diese Einschränkungen lösten in mir Phasen starker Depressionen aus, grosse Frustration, sogar Suizidgedanken.
Mein hungriges Herz sehnte sich danach, nicht nur als ein „Arbeitstier“ angestellt zu sein, nicht nur der „psychische Papierkorb“ für andere Menschen zu sein.

Wonach sehnte sich mein hungriges Herz denn die meiste Zeit meines Lebens?
Ich wäre gerne eine verständnisvollere Mutter gewesen, eine Mutter die Zeit, Geduld, die Söhne besser unterstützt hätte, ihnen auch finanziell etwas hätte bieten können. Eine Mutter, die nicht permanent unter Druck stand.

Mein hungriges Herz sehnte sich danach, dass ich den Mut, die Kraft habe, mein Herz für die Liebe zu öffnen.

Mein hungriges Herz sehnte sich danach, aus dieser engen, verlogenen bürgerlichen Herkunft auszubrechen.
Mein hungriges Herz sehnte sich danach die Welt zu erkunden, neue Kulturen, neue Lebensarten kennenzulernen.
Mein hungriges Herz sehnte sich nach Bildung, nach Weisheit und Spiritualität.
Mein hungriges Herz sehnte sich danach, sich auf vielfältiger Weise künstlerisch auszudrücken.
Mein hungriges Herz sehnte sich danach, ein friedliches, entspanntes, glückliches Leben führen zu können.
Mein hungriges Herz sehnte sich nach einem Partner, der mich verstehen würde, meine vielseitigen Interessen, Hobbys womöglich unterstützen würde.

Mein hungriges Herz sehnte sich nach Liebe, nach Angenommen sein.
Mein hungriges Herz sehnte sich nach Zärtlichkeiten, nach einer liebevollen Umarmung.
Mein hungriges Herz sehnte sich danach, erkannt, geschätzt zu werden.

Was ich jedoch später sah, dass ich mich selbst nicht traute das auszuleben, was tief in meiner Seele war und in die Welt gebracht werden wollte.
Wenn ich mich selbst unterschätzte, musste ich mich nicht wundern, wenn mir Andere nichts zutrauten. Ausserdem drücke ich mich in erster Linie für mich aus, um Frieden zu finden. Wenn andere Menschen sich daran freuen, sich darin erkennen, dann ist das für mich schon erfreulich.

Mein hungriges Herz sehnte sich danach, dass meine künstlerische Arbeit anerkannt werde. Dieser Hunger nach Bestätigung, nach Erkannt-, Ernstgenommen werden, war dermassen stark.
Weil ich mich jahrelang von diesem Hunger nach Wertschätzung leiten liess, wurde ich natürlich immer wieder verletzt, demütigt.

Mein hungriges Herz hatte irgendwann so genug von diesem kalten, lieblosen Leben, dass er mich zu einer Begegnung mit dem Tod führte.
Dass ich dem Tod die Hand gegeben und überlebt hatte, das gab mir Mut endlich das auszudrücken, das zu leben was in mir ist, was dargestellt werden wollte. Wenn ich dem Tod die Hand geschüttelt und überlebt habe, was habe ich denn nun zu verlieren?

Glücklicherweise war ich in dieser Phase bereits pensioniert, sodass ich den starken Hunger nach seelischem Ausdruck endlich umsetzen konnte. Ich verwendete meine ganze Energie in die moderne Acrylmalerei, und im Schreiben.

Was mich besonders freute, auch die Liebe zog in mein Herz ein, beflügelte mich, machte mich stark.

So ist mein hungriges Herz doch noch zur Ruhe gekommen. Heute kann ich glücklicherweise sagen, ich lebe gerne, ich bin dankbar, habe ich die Begegnung mit dem Tod überlebt, denn was ich seit meiner Gesundung erlebt habe, ist wunderbar.
Juli 2022


Rumpelstilzchen beim Namen nennen
Wir alle kennen Menschen, die es «gut mit uns meinen». Immer einen (ungefragten) Ratschlag bereit haben, freundlich und hilfsbereit sind. Oftmals ist diese «Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit» nur ein Vorwand, um Macht über andere Menschen zu bekommen. Die eigene Schwäche, Unzulänglichkeit zu kompensieren.

Vordergründig sind Rumpelstilzchen immer nett zu ihren Opfern, bis man merkt, diese Menschen sind eigentlich «Energierauber», sie leben teilweise emotional aber auch menschlich auf Kosten Anderer. Sie sind wie das Rumpelstilzchen, das vorgibt gerne zu helfen, dafür aber (wie im Märchen eine grausame) Belohnung fordert.
Rumpelstilzchen begegnet man vielfach in allen sozialen Berufen. Die meisten von denen sind nicht in der Lage ihr Verhalten zu reflektieren, sich in Frage zu stellen, darum ertragen sie keine Kritik, deshalb sind sie auch nicht teamfähig, es geht ihnen nur um Macht, ein solches Verhalten ist unprofessionell. Menschen, die in sozialen Berufen arbeiten haben ja immer eine entsprechende Ausbildung, je nachdem, wie sehr sie in dieser ihre seelischen Defizite aufgearbeitet haben, sind sie für die Hilfsuchenden eine gute Unterstützung, oder eben weniger. Im schlimmsten Fall, leben sie ihre billigen Instinkte an den Hilfsuchenden aus, „helfen“ denen nur soweit, dass diese „überleben“ können!

Wie im Märchen, muss man das Rumpelstilzchen beim Namen nennen, dann verliert es seine Macht.
24. August 2023


Schwarzes Schaf
Ich wurde als Nachzüglerin als siebtes Kind und als sechste Tochter geboren. Da ich eine Nachzüglerin war, waren meine Eltern zum Zeitpunkt meiner Geburt, nicht mehr die Jüngsten.

Mutter wollte keine Kinder mehr, sie war eine kalte Frau, die das Sexuelle verteufelte, die Männer schlecht machte (sie sind böse, wollen immer nur das Eine), immer wieder über Vater schimpfte. Ihr war die Hausarbeit – vor allem das Putzen – viel wichtiger als wir Kinder.
Da Mutter kein weiteres Kind mehr wollte, lehnte sie mich von Beginn der Schwangerschaft ab. Durch eine Rückführung konnte ich erleben, wie sie zweimal versuchte, mich mit «Hausmitteln» abzutreiben (Darum hatte ich bis zu der Rückführung Angst zu ertrinken). Da sie mich mit diesen Versuchen nicht loswurde, lehnte sie mich während der ganzen Schwangerschaft ab. Ich erlebte ihren ganzen Hass, die starke Ablehnung. Diese Ablehnung endete nicht mit meiner Geburt, je älter ich wurde, umso stärker wurde ihre Ablehnung, ja zeitweise hasste sie mich sogar!

Zwei meiner älteren Schwestern Rita und Mathilda erzählten mir immer wieder, wie sie sich um mich gekümmert hätten. Sie waren es also, die mich als Baby, als Kleinkind gepflegt, den Schoppen gegeben, umsorgt haben. Als ich selbst Mutter war, war Mutter schockiert, weil ich meinen Sohn stillte. Natürlich lehnte sie das Stillen ab, das war für sie eine «unsittliche» Sache! Aber das war doch ihr Problem, mich, ihre Tochter mit ihren miesen Instinkten zu beeinflussen, war schon schlimm.
Zwei Jahre nach mir wurde mein Bruder Joe geboren, ihr Liebling, sie spielte ihn immer gegen mich, gegen den Vater aus. Wir störten sie in ihrer Hausarbeit, kann mich nicht erinnern, dass sie einmal mit uns gespielt, oder uns was vorgelesen hätte. Überhaupt spielte Mutter ihre Töchter immer gegeneinander aus, sie liebte es, Intrigen zu spinnen. Nur ihre Söhne waren ihr «heilig». Besonders bösartig war sie gegen Vater, trotz des Missbrauchs, seine brutalen Schläge habe ich oft Mitleid mit ihm gehabt, ich sah wie sehr er unter der Kälte, Lieblosigkeit, Gleichgültigkeit von Mutter litt. Umso bewundernswerter empfinde ich es, dass er nie schlecht über Mutter geredet hat, er hat alles in sich hineingeschluckt, darum wurde er dann auch krank!

Um meine «Schuld» zu tilgen, weil ich gegen ihren Willen geboren wurde, weil sie durch mich «soviel Arbeit» hatte, musste ich Putzen. Bereits von klein auf, hatte ich meine Aufgaben, wenn ich diese in ihrem Sinn erledigte, war sie ein bis zwei Tage «nett» zu mir. So eignete ich mir an, alle mir aufgetragenen Arbeiten perfekt zu erledigen, damit ich nicht noch geschlagen, verbal fertig gemacht werde, weil ich ihrer Meinung nach zu faul, unfähig sei, sie zu auszuführen. Wenn Mutter besonders schlecht gelaunt war, sagte sie oft zu mir: «Mit dir und Joe habe ich mehr Arbeit als mit den sechs älteren Kindern»! Sie liebte es, in mir Schuldgefühle auszulösen.

Stritten Joe und ich, ging er zur Mutter, ich war dann immer die Schuldige, wurde für Sachen bestraft, die ich nie begangen hatte. Mutter ertrug es auch sehr schlecht, dass ich in der Schule viel besser als ihr Liebling Joe war. Joe war vermutlich vier oder fünf Jahre alt, als Mathias,der ältere Bruder, ihm ein paar Ski kaufte. Wir gingen mit ihm im grossen Garten, der einen leichten Anstieg hatte, dort konnte er Skifahren üben. Da er immer wieder hinfiel, lief ich hinter ihm her, um ihn Aufzurichten. Meine nächstältere Schwester Salesia mochte mich nicht, weil – wie sie mir immer wieder vorwarf – ihr den «Rang» als Letztgeborene genommen hatte! Auch sie log immer wieder bei Mutter über mich, sodass ich oft grundlos geschlagen wurde. Mehrmals musste ich ihretwegen ohne Mittagessen ins Zimmer gehen, dort bis am Abend bleiben. Sie war ja älter als ich, sprach bereits gut Deutsch, ich hingegen nicht. So schickte sie mich eines Tages zum Volg. Im Volg hätten sie eine neue Süssigkeit, ich solle der Verkäuferin sagen: «Ich möchte eine Tafel «ich bin dumm»».

Um mich zu trösten, half ich älteren Frauen im Dorf, sie waren sehr dankbar, dass ich ihnen half, «verwöhnten» mich. So half ich einer Frau beim Füttern ihrer Geissen. Ich freute mich, wenn diese im Frühling Junge hatten, trug diese Kitze auf dem Arm, sie waren meine «Puppen».
Einer anderen Frau, die Bienen hatte half ich ebenfalls, dafür bekam ich dann Waben, die noch mit Honig gefüllt waren. Im Winter waren die Wege im Dorf meist vereist, diese Frau war nicht gut zu Fuss, darum ging ich immer für sie einkaufen, dafür bekam ich dann einen feinen Zvieri. An meinem Namenstag schenkte sie mir ein sehr schön selbst besticktes Taschentuch.
Meiner Firmgotte half ich bei der Gartenarbeit. Oder wir pilgerten zu der Marienlicht Kirche, beteten den Rosenkranz. Mit ihr war ich sehr oft zusammen, sie war sehr lieb, dankbar für meine «Freundschaft». Ich war lieber mit diesen Frauen zusammen, mit ihnen hatte ich es schön.
Von Mitte Mai bis Mitte September hatten wir Schulferien, die meisten Kindern halfen ihren Eltern beim Heuen, mehrere Buben waren als Hilfskräfte auf der Alp. Ab der dritten Klasse war ich während der Sommerzeit in Zürich, St. Gallen, Chur als Kindermädchen. Das gefiel mit gut, weg von den Eltern, während dieser Zeit wurde ich nie geschlagen. Lernte auch viel Neues kennen, auch die Deutsche Sprache lernte ich dadurch.

Wenn ich mit anderen Kindern spielte, dann wurde ich immer ausgegrenzt, ich war immer die Schuldige. Darum war ich lieber alleine, las viel. Mein Bruder Mathias hatte viele Karl May Bücher, aber auch andere, die las ich mit Vorliebe. Als wir Hühner hatten, Mutter besonders böse mit mir war, ging ich zu den Hühnern. Hatte mein «Lieblingshuhn» dieses konnte ich einfangen, auf dem Arm halten, es streicheln, weinen. So tröstete ich mich!

Mein Bruder Mathias, war wie die Eltern sehr autoritär zu uns. Er konnte uns beschimpfen, schlagen, von ihm habe viele ungerechtfertigte Ohrfeigen bekommen (alle Schläge sind ungerechtfertigt)! So musste ich oft sein Bett machen, danach kontrollierte er wie ich es gemacht habe. Meistens war er nicht damit zufrieden, riss alles auseinander, sagte mir: «dich müsste man in die Rekrutenschule schicken, dort würdest du lernen, richtig das Bett zu machen»!
Dasselbe am Montagmorgen, da musste ich alle Sonntagsschuhe putzen. Natürlich glänzten die des Bruders nie genug, oder sonst was war nicht richtig, also hörte ich wieder den Spruch über die Rekrutenschule, er führte mir dann vor, wie ich die Arbeiten zu machen hätte. Natürlich erhielt ich dann noch Ohrfeigen für mein Versagen.
Als er sich ein Auto kaufte, war es meine Pflicht, jeden Samstag sein Auto für den Ausgang zu putzen. Natürlich instruierte er mich militärisch, wie ich die vielfältigen Arbeiten zu erledigen hätte. Auch da beanstandete er immer wieder meine Arbeit.
Am allerschlimmsten fand ich das Verhalten am Esstisch. Besonders wenn Vater und der Mathias anwesend waren.  Oftmals stritten sie während der Mahlzeit, dadurch war es eine schreckliche Stimmung. So verging mir der Appetit. Wenn der Bruder der Meinung war, ich esse nicht «anständig», halte das Besteck nicht richtig, erhielt ich eine Ohrfeige. In dieser Stimmung sollte ich dann mit Dankbarkeit und Freude essen! Oftmals beanstandete er auch das feine Essen.
Im Sommer spielten Joe, einige Nachbarbuben und ich, ich bin über einen hohen Holzgartenzaun geklettert, ich trug einen leichten Sommerrock, beim Abspringen habe ich mich verschätzt, bin in einen Brennesselbusch gefallen.  War beinahe am ganzen Körper ganz rot, habe geschrien, der Schmerz war kaum auszuhalten.. Mutter hat zugeschaut, wie ich da hineingefallen bin, anstatt mir zu helfen, hat sie mich getadelt, dass ich so dumm sei über diesen hohen Gartenzaun zu klettern.  Mein ganzer Körper brannte, war gerötet, Mutter hat ihn nicht behandelt.
Ein andermal waren Salesia, ihre Freundin, einige andere Kinder, Joe und ich unterwegs. Eins der Kinder hatte in einer Steinmauer ein Wespennest entdeckt, das wollten wir anschauen. Die Schwester und ihre Freundin hatten je einen Stock dabei. Wir beobachteten wie die Wespen da rein- und rausflogen. Auf einmal stiessen die zwei mit ihren Stöcken in das Loch, plötzlich kam der ganze Schwarm rausgeflogen, wie eine schwarze summende Wolke, hinter uns her. Da ich die Kleinste war, konnte ich nicht so schnell wegrennen. So fielen die Wespen über mich her, ich wurde am Hals, Nacken und Armen gestochen.
Die Schmerzen waren kaum auszuhalten, natürlich hat die Mutter mit mir geschimpft, was ich doch für ein blödes Kind sei. Natürlich hat sie die geschwollen Stellen nicht behandelt, ich konnte mehrere Tage den Kopf nicht bewegen. Als ich das meiner Firmgotte erzählte wurde sie böse, ich hätte an dem Gift sterben können, sagte sie.
Mathias war mir gegenüber besonders bösartig. Da ich wegen des sexuellen Missbrauchs durch Vater sehr litt – Niemand nahm mein Leiden wahr – durch dieses schreckliche Geschehen war ich so eingeschüchtert, zog mich in mich zurück. Dazu kam auch noch, dass ich oft geschlagen wurde, mich konnte jeder in der Familie schlagen und beschimpfen, das interessierte Keiner. Wenn ich in Mutter’s Augen schaute, sah ich bestenfalls Ablehnung, schlimmstenfalls Hass. Durch all diese Umstände schaute ich immer am Boden, getraute mich gar nicht, den Familienmitgliedern in die Augen zu schauen, ich lief gebeugt, war immer ganz blass, wuchs nicht, war sehr eingeschüchtert, hatte immer kalt.  Mutter und Mathias nahmen das zum Anlass, mich zu kritisieren, dass ich so blass sei, immer gebeugt herumlaufe, ihnen nicht in die Augen schaue, zeige doch wie böse ich sei, ich sei ein schlechter Mensch, sie müssten mich auf dem Weg weisen!
Mathias sagte oft in Gegenwart von Mutter zu mir: «So wie du aussiehst, wirst du bald abkratzen, du wirst nicht alt werden».
Eine seiner liebsten Aussagen war: «Du bist Nichts, du kannst nichts, aus dir wird auch nie was werden»! Mutter übernahm dann diesen Spruch von ihm, so hörte ich dies ständig.
Diese Aussage, dass ich bald sterben werde, hörte ich so oft, dass ich wirklich daran glaubte, bald zu sterben. Mathias war ja älter als ich, da er so autoritär war, glaubte ich, er wisse über solche Sachen Bescheid, glaubte ihm! So legte ich mich am Abend immer ganz gerade ins Bett, damit die Leute mich gut im Sarg legen könnten. Jeden Abend schlief ich im Glauben ein, dass ich in der Nacht sterben werde. Wenn ich dann am Morgen erwachte, nicht mehr so gerade im Bett lag, machte ich mir Vorwürfe, wenn ich in dieser Position gestorben wäre, hätte ich nicht im Sarg gelegt werden können! Ich hatte immer kalt, im Winter war ich, wenn möglich draussen am Skifahren oder Schlitteln, wenn ich daheim war, sass ich immer auf dem Specksteinofen.
Als ich in der vierten Klasse war, konnte ich während des Sommers zu meiner ältesten Schwester Maria nach Bülach. Sie hatte einen eineinhalbjährigen Sohn, war mit dem zweiten Kind schwanger, ich musste mit dem Neffen auf dem Spielplatz, mit ihm spielen, kleine Besorgungen machen, der Schwester im Haushalt helfen. Ihr Mann, sagte mir genau die gleichen Sachen wie Mathias: «Jemand, der so aussieht wie du wird nicht alt werden, ich bin sicher, du wirst bald sterben. Ich mag dich nicht.». Das wurde dann meiner Schwester zuviel, sie bat ihn, nicht so mit mir zu reden.

Natürlich hielt sich meine Familie für besonders gläubig und gütig, gingen immer brav in die Kirche. Die Kirchenordnung bei uns sah es vor, dass auf der rechten Seite die Buben in den vorderen Bänken waren, danach die Jünglinge, in den hinteren Bänken die Männer. Auf der linken Seite war in der gleichen Reihenfolge für die Mädchen, jungen Frauen, Frauen vorgesehen.
Als wir an einem Sonntag zur Messe gingen, war eine meiner älteren Schwestern Helena einige Bänken hinter mir, Mathias sang im Männerchor auf der Empore, Joe wie ich in den vorderen Bänken, der Vater weiter hinten.
Joe und ich schauten uns einige Male während der Messe an. Als wir nach dem Gottesdienst daheim waren, bereit für das Mittagessen, fing Helena an über Joe und mich zu schimpfen. Wir seien angeblich nicht andächtig in der Kirche gewesen, hätten einander immer angeschaut, sogar miteinander geredet (war ja nicht möglich, weil unsere Bänke auf verschiedenen Seiten waren). Sie hätte sich unseretwegen schämen müssen, wir hätten doch eine gute Erziehung genossen, also wüssten wir, wie wir uns in der Kirche zu verhalten hätten. Sie wurde dann tatkräftig von Mathias unterstützt, der ja von der Empore aus noch den besseren Überblick hatte (dabei war dort zum Singen). Auch er beschimpfte uns für unser unfrommen Verhalten. Nur der Vater sagte nichts dazu. Der Bruder und die Schwester schaukelten sich in ihren Vorwürfen hoch, die Mutter mischte sich natürlich auch noch ein, sie könne nicht verstehen, warum sie solche Kinder verdient hätte, bestimmt hätte ich den Bruder zu diesem schamhaften Verhalten manipuliert.
So kam es dann, dass diese vier tapferen, frommen Erwachsenen entschieden, man müsse uns für dieses schamhafte Verhalten eine Lektion erteilen. Mathias holte zwei grosse Holzscheite, legte sie so hin, dass wir auf der spitzen Seite knien mussten, ihnen zuschauen mussten, wie sie das feine Mittagessen zu sich nahmen. Um uns zu provozieren, lobten Mathias und Helena, das vorzügliche Essen, sie seien froh, können sie auch unsere Portionen essen.
Wenn diese spitze Seite zu sehr in unsere Knie einschnitt, wir nicht gerade knieten, wurden wir noch stärker beschimpft und mussten wieder aufrecht knien.
Am Nachmittag musste Vater mit uns Laufen gehen, wir kamen an einem Beerenstrauch vorbei, wollten welche pflücken, mussten sie wegwerfen!
Auch wenn der Bruder und ich vielleicht nicht so andächtig dem Gottesdienst beigewohnt haben, was diese vier Erwachsenen nachher mit uns anstellten, war viel sündhafter. Jemand sagte mir später, das sei ja reine Folter gewesen.

Zeitweise lebte Mathilda auch zu Hause, sie war sehr aggressiv. Mit Vorliebe drohte sie Joe und mir mit dem Teufel. Sie sagte uns immer wieder, was wir für schlimme, schlechte Kinder wir seien. Nach unserem Tod würden wir in der Hölle enden! Wenn wir uns nicht bessern würden, würde der Teufel uns bereits jetzt holen.
Eines Abends, die Eltern, Mathias, Mathilda, Helena, Joe und ich hatten das Nachtessen eingenommen, nach Aufräumen der Küche gingen wir alle in der Stube. Mathilda sagte sie gehe nach draussen, sie müsse noch was erledigen. Nach einiger Zeit klopfte es an der Stubentüre. Jemand öffnete sie, da trat Mathilda als Teufel verkleidet ein. Sie trug einen langen schwarzen Umhang an dem ein langer Schwanz hing, der am Ende buschig war. Ihr Gesicht war schwarz angemalt, dazu trug sie eine Kopfbedeckung mit Hörnern! In der Hand hielt sie die Gabel, die wir benutzten um die Holzscheite ins Feuer des Ofens zu schieben. Eine furchterregende Erscheinung, sie kam auf Joe und mich zu, beschimpfte uns als böse und unartige Kinder, wollte uns mit sich zehren, sie nehme uns mit in die Hölle. Joe und ich schrien vor Angst, erst da schritten die Erwachsenen ein! Dieses grässliche, schauderhafte Schauspiel wurde sogar den Erwachsenen zuviel. Sie schimpften mit Mathilda, was ihr denn auch einfalle. Zu ihrer Verteidigung meinte sie, sie wollte uns Angst einjagen, damit wir bessere Kinder werden!

Die Mutter meiner Mutter lebte in der gleichen Gemeinde wie wir, in einem nahegelegen Weiler. Sie bewohnte ihr Elternhaus, im unteren Stock hatte sie ihre Wohnung, oben wohnte ihr Sohn, der den Bauernhof übernommen hatte, mit seiner Familie. Die Grossmutter war über fünfundsiebzig, damit sie im Winter nicht mit Holz heizen müsse, dh, das Holz von draussen reinholen, damit sie nicht Schneeschaufeln müsse, zog sie jeweils von anfangs November bis Ende März nach Cumpedials ins Altersheim, immer bewohnte sie das gleiche Zimmer. Um zu dem Heim zu gelangen musste man mit der Bahn bis Sumvitg fahren, danach zirca zwanzig Minuten laufen. Mutter konnte  im Winter nicht so weit laufen. An Weihnachten schickte Mutter immer uns Kinder zur Grossmutter. Ich ging sehr gerne zu ihr, das Heim wurde von den Nonnen des Klosters Ilanz geführt, war immer sehr schön dekoriert. Zudem gabs für alle Bewohnern und den Besuchern ein sehr feines Zvieri. Alles sehr gediegen, was wir nie bei uns hatten. Ich genoss das sehr. Grossmutter hatte immer Malaga, wenn Salesia dabei war, durfte sie ein Glas oder zwei – davon trinken.
Mehrmals war es an Joe und mir, die Grossmutter zu besuchen. Wir waren beide noch in der Unterstufe, einmal gab sie uns soviel Malaga zu trinken, dass wir den Weg von Cumpedials zum Bahnhof in Sumvitg nicht fanden. Wir liefen im Tiefschnee, glücklicherweise hat uns ein vorbeifahrender Automobilist gesehen, hat uns aus dem Tiefschnee geholt, uns nach Hause gefahren
Ein oder zwei Jahre später lag diese Grossmutter im Sterben, Helena und Mathias waren an jenem Abend mit Joe und mir zuhause. Helena sagte zu Joe und mir: «Wenn ihr uns nicht folgt wird Grossmutter sterben, das ist dann eure Schuld»! Mathias pflichtete ihr zu und schickte uns ins Bett. Die Schuld an Tod von Grossmutter uns zuzuschieben war absolut bösartig. In unserem Zimmer schauten wir aus dem Fenster, ob wir die Seele der Grossmutter davonfliegen sähen……

Meine Taufgotte schenkte mir immer an Weihnachten Stoff und eine Schoggi. Mit dem Stoff konnte ich mir jeweils ein Winterkleid nähen lassen. Dafür suchte ich in den verschiedenen Katalogen, ein schönes Model aus, schnitt dieses Bild aus, legte es zum Stoff. Über mehrere «Hände» gelangte das Paket dann zur Schneiderin. Meistens im Frühling konnte ich zu ihr zur Anprobe, sie liess mir ausrichten, ich könne vorbeikommen. An diesem Vormittag, war Mutter besonders böse mit mir, sie war wütend, weil ich das neue Kleid anprobieren konnte. Sie schimpfte, es sei doch eine dumme Idee von der Gotte mir Stoff zu schenken, nun müssen sie mir noch das Kleid bezahlen, meinetwegen hätten soviel Ausgaben. Nach dem Morgenessen jagte sie mich unter vielen bösen Worten aus dem Haus. Sie weigerte sich auch, mir das Geld für die Zugfahrt zu geben, ich könne ja laufen, mit dem neuen Kleid hätten sie genug Kosten. So musste ich für einen Weg sieben Kilometer laufen, also insgesamt 14 Kilometer. Unterwegs weinte ich, ich konnte einfach nicht verstehen, warum Mutter so böse mit mir sei. Als ich gegen Mittag bei der Schneiderin ankam, war sie schockiert: «Ottilia, wie siehst du den aus»? Als ich ihr sagte ich sei den ganzen Weg gelaufen, merkte sie, dass ich kein Mittagessen gehabt hatte, sie gab mir was zu essen, dann probierte ich das Kleid an, Es war so schön, der Stoff war speziell, dazu passte das Model, welches ich ausgesucht hatte sehr gut, die Schneiderin hatte das sehr gut gemacht. Bevor ich mich auf dem Heimweg machte, gab die liebe Frau mir noch was zu trinken.

Als ich in der vierten Klasse war, bekamen wir einen neuen Lehrer, er war bereits pensioniert, übernahm die Klasse für ein Jahr. Er hatte es auf mich abgesehen. Wenn wir Gesangsunterricht hatten, oder bei anderen Gelegenheiten, stand er oftmals hinter mir, rieb seinen Unterkörper an mir.
Vermutlich ging ich in die fünfte Klasse als mir auffiel, dass ein Junggeselle der älter als Mathias war – vermutlich 40 Jahre alt – immer wieder an drei verschiedenen Orten mir auflauerte. Dieser Mann lebte mit seinem älteren Bruder, der Bauer war, und seiner älteren Schwester, die ein Laden führte zusammen, alle drei waren unverheiratet. Der ältere Bruder, hielt Kühe und Geissen, die Schwester war sehr oft krank. Er rief mich zu sich, spielte «Sackbillard». Instinktiv spürte ich, es sei nicht gut für mich zu ihm zu gehen. Manchmal vergass ich, dass er mir auflauere, dann tauchte er plötzlich aus dem Nichts auf. Einige Male wurde ich wütend, rief ihm zu, er solle mich in Ruhe lassen und abhauen. Wenn ich daran dachte, machte ich mit dem Velo einen Umweg, um ihn nicht zu begegnen.
Ich sagte es Mutter, sie meinte nur ich solle es Mathias sagen, der werde diesen Mann dann schon einschüchtern. Natürlich unternahmen sie nichts, ich hätte von diesem Typen sexuell missbraucht, vielleicht sogar vergewaltig werden können, aber so was interessierte meine Familie ja nicht.
Diese zwei Gegebenheiten und das Verhalten von Mutter und Mathias zeigen, dass ich für meine Familie als Freiwild freigegeben wurde!
Als schwarzes Schaf hätte ich sogar von einem Nachbar sexuell missbraucht oder gar vergewaltigt werden dürfen.
 

Während ich in der fünften Klasse war, erkrankte Mutter sehr, also musste ich die Schule während mehrerer Wochen um elf verlassen, nach Hause das Mittagessen für den Vater, Joe und mich kochen, für Mutter sorgen. Eigentlich war ich mehr für Mutter da, als umgekehrt.
Als ich in der Oberstufe war, fragte meine Tante, die in Chur wohnte, ob ich zu ihr komme, sie habe während des Sommers zwei Enkel bei sich, ich könne für diese das Kindermädchen sein. Sie war eine liebe Frau, ihre jüngste Tochter war einige Jahre älter als ich, wir waren oft zusammen. Immer wenn ich im Sommer von zu Hause weg war, wuchs ich, blühte auf.  Mir gefiel es bei der Tante gut, die Cousine und ich unternahmen oft Ausflüge mit den Kindern. So wuchs ich in diesem Sommer, entwickelte mich körperlich.
Als wir im Sommer ein Fest im Dorf hatten, sagte die Tante ich könne vom Samstag bis Montagmittag nach Hause. Als ich am Samstagmittag nach Hause kam, Mutter mich sah, welche körperliche Entwicklung ich in dieser kurzen Zeit gemacht hatte, wurde sie wieder sehr böse auf mich. Sie schikanierte mich ganz übel. Vater war dabei, er getraute sich nicht was zu sagen. Am Sonntag jagte sie mich wieder aus dem Haus, ich musste ins nächste Dorf zu einer Messe. Ich war so traurig, konnte einfach nicht verstehen, warum Mutter so böse mit mir war. Am Montagmorgen weckte sie mich ganz früh ich müsse aufstehen, zurückfahren. Ich erwiderte, die Tante hätte gesagt, ich müsse erst am Mittag dort sein. Mutter schüttete ihren ganzen Frust, Bosheit über mich, nach dem Morgenessen musste ich gehen. Wieder sass Vater am Tisch, er mischte sich aus guten Gründen nicht ein! Die Fahrt nach Chur nahm kein Ende, ich war so schmerzerfüllt. Da ich zu früh da war, ging ich an einem Ort der mir immer gut gefallen hatte. Es war im Wald, eine kleine Lichtung, dort setzte ich mich auf der Bank, weinte. Früher als ich erwartet wurde, ging ich zurück zur Tante. Sie fragte mich: «Ottilia, was ist los mit dir, warum bist du schon da?» Ich antwortete nicht, brauchte einige Tage um mich von Mutters Bosheit zu erholen.

Bereits als Kind kochte ich gerne, mit Mutter hatte ich ein sehr gutes Vorbild, was das Kochen anging. Meine Tante kochte viele gute Mahlzeiten, die ich vorher nicht kannte. Als ich wieder zur Schule musste, war Mutter bei Maria, so kochte ich für Vater und die Brüder, was ich bei der Tante Neues gelernt hatte. Sie genossen diese feine Abwechslung. Als Mutter wieder zurück war, bat Vater mich, nochmals was zu kochen. Mutter wurde dermassen böse, stampfte mich mit Worten in den Boden.
In der Oberstufe hatten wir auch die Fächer Haushalt und Kochen, dort lernte ich auf viel Neues. Ich musste dann Mutter ganz «nett» bitten, das nachkochen zu dürfen. Am Samstag war die Schule bereits um elf Uhr aus, wenn es der Mutter passte, durfte ich dann kochen. Nachdem ich einige Male feine Mittagessen gekocht hatte, erlaubte sie mir, jeden Samstag zu kochen. Am meisten Freude hatte ich, dass mir die Schwarzwäldertorte so gut gelungen war.
Während dieser Jahre in der Sek wurde ich von zwei Mädchen brutal gemobbt. Oftmals weinte ich, ich war zu Hause Mitter, Mathias ausgeliefert, hier in der Schule diesen zwei Mädchen.

Seit meiner Zeit bei der Tante in Chur hatte ich mich nicht nur körperlich entwickelt, nein, ich öffnete mich auch mehr, traute mir mehr zu. Meine Familie war ja so kleinkariert, wischte alles was ihr nicht passte und dem Teppich, verdrängte alles. Ich spürte einen Zwang in mir, alles, was sie unter dem Teppich kehrten zur Sprache zu bringen. Natürlich nur in kleinen Dosen, und vorsichtig. Selbstverständlich ertrugen sie dies nicht, schimpften mit mir, ich solle mit dem dummen Geschwätz aufhören, meinetwegen müssten sie sich schämen! Wenn wir Besuch hatten – was selten vorkam – hätten sie mich aus Scham am liebsten weggesperrt.

Unser Haus war das oberste auf der linken Seite der Zavragia. Es war ein Zweifamilienhaus, in der anderen Hälfte wohnte eine Familie mit drei Knaben, an ihrem Hausteil war noch eine grosse Scheune angebaut. Nahe unserer Haushälfte war eine noch grössere Scheune mit drei Ställen, vor und unter dem Haus waren zwei Gärten.  Unsere Familie – besonders Vater – war im Dorf wegen seiner Denkart nicht sehr beliebt, er war ein Aussenseiter. Joe und ich wurden oft wegen unserem Vater ausgelacht. In diesem Herbst nachdem ich von Chur zurückgekehrt war, wurde unsere Familie bis in den Frühling, am Abend richtig terrorisiert. Der zweitälteste Sohn,, dessen Eltern ein Restaurant im Dorf hatten, und mindestens noch zwei Gleichgesinnte, schlugen am Abend immer wieder mit Holzstangen an den Holzfassaden unseres Hauses. Einige Male hatten sie eine Leiter angelegt, versuchten die geschlossenen Fensterläden mit Gewalt zu öffnen. Sie riefen auch sehr schlimme Dinge, lachten, drohten. Wenn Vater zu Hause war, las er seelenruhig im Buch weiter, unternahm nichts, war er wirklich so ruhig, oder tarnte er sich?
Für mich war diese Situation kaum auszuhalten, ich empfand diese Erniedrigung, das Augeliefertsein an diese Bedrohung,, die Gleichgültigkeit von Vater als äusserst beschämdend. Was ging Vater durch den Kopf, las er wirklich oder tat er nur so? Warum beschützte er uns nicht?
Im Frühling sagte Mutter zu mir, ich solle sie am frühen Abend zu einer Frau im Dorf zu begleiten, so konnte sie sich bei mir einhängen. Als wir nach Hause zurückkehrten war es bereits dunkel, da lärmten diese jungen Männer in der grossen Scheune, sie hatten sogar Treichel dabei, schlugen mit Holz auf Holz. Ich geriet in Panik schrie, Mutter war nicht zimperlich beschimpfte sie, dann hörten sie auf. Nach diesem Zwischenfall ging Vater zur Polizei. Seitdem wurden wir endlich in Ruhe gelassen.
Familienintern war Vater sehr autoritär, brachial. In diesem Fall liess er diese demütigende Situation mit der Gelassenheit eines tibetanischen Mönchs über sich ergehen. Das hat mich lange Zeit sehr beschäftigt. Warum beschütze er uns nicht, waren wir ihm egal?

Meine Firmgotte schenkte mir zu Weihnachten ein Paar Winterschuhe. Ich hatte immer kalte Füsse, so hatte ich mir ein Paar mit guter Fütterung ausgesucht. Sie waren schön, die neusten Modelle, ich freute mich sehr darüber, leider waren sie nicht so warm, so klagte ich halt wieder über kalte Füsse. Bis der Vater genug davon hatte, ich durfte ein paar neue Schuhe kaufen. Die von der Gotte geschenkte Schuhe, musste dann der Bruder anziehen.
Ich war in der Oberstufe, im Winter konnten wir nicht mit dem Velo zu Schule, also hiess es 25 Minuten laufen, Mittagessen, Abwaschen, wieder zur Schule laufen. Als ich am Mittag ins Haus trat stürzte sich Vater auf mich, ohrfeigte mich mehrmals, mein Kopf flog gegen eine Mauer, ich sah Sterne im Kreis um mich herumfliegen, wusse nicht warum ich so brutal geschlagen wurde. Er beschimpfte mich: «Ich armer Mann, musste nun für dich neue Schuhe kaufen, weil dir sogar die Neuen der Gotte nicht gefielen. Joe sagte, er habe nie kalte Füsse, du undankbare Tochter»! Wieder eine Ohrfeige.
Mit einem starken Sturm im Kopf, sollte ich am Tisch sitzen, dankbar das Mittagessen einnehmen. Natürlich wurde ich während des ganzen Essens mit Vorwürfen überhäuft. Ich hatte keinen Hunger, der war mir vergangen.
Als Joe und ich das Geschirr abwuschen, fragte ich ihn, warum er das mit den Schuhen gesagt habe. Die Mutter habe ihm das gesagt. Klar, das konnte nur von ihr kommen, dann manipulierte sie Vater, damit er mich schlage! Was für eine Familie!

Als ich im letzten Schuljahr war, hatte Vater für mich bei Nonnen in der Westschweiz eine Anstellung gefunden. Die Nonnen führten ein Haus für körperlich behinderten Menschen. Ich sollte dort die Französische Sprache verbessern, bei der Pflege, in der Wäscherei arbeiten.
Die letzten drei Monate zu Hause, waren für mich kaum auszuhalten. Mutter schikanierte und beschimpfte mich ununterbrochen grundlos. War sie besonders frustriet und böse, warf sie mit Vorliebe mir folgendes vor: «Oh, du bist halt wie Vater»! Mutter hasste ja die Männer, am meisten Vater, aber das war ja wohl ihr Problem nicht meins. Mutter wusste, in Mai werde ich weggehen, also hat sie die Zeit, die ihr bis dahin blieb, mich bis aufs Blut schikaniert. Oftmals, wenn ich im Bett lag, hatte ich so starke Herzschmerzen. Die Schikanen von Mutter ertragen zu müssen, dann in der Nacht diese unerträglichen Herzschmerzen zu erleben war grauenhaft. Ich hielt die Situation nur aus, indem ich mir sagte, im Mai kann ich gehen. Oftmals ging ich zu meiner Firmgotte, zu der Frau, für die ich im Winter immer einkaufte, fand dort etwas Trost, konnte mich ein wenig erholen. Am meisten Trost fand ich in der Kirche, wenn ich alleine dort war und betete. Mich faszinierten immer die Wunder, welche im Alten Testament zu lesen waren, aber noch mehr, wie Jesus viele Menschen heilte. Ich bete immer wieder, mir möge auch so ein Wunder geschehen, damit ich von meiner Familie beschützt werde.

Vor meiner Abreise verabschiedete ich mich von meinen zwei Gotten, besuchte die Gräber meines Götti, Grossmutter. Der Pfarrer segnete mich, die Frauen, denen ich immer wieder geholfen hatte, wünschten mir alles Gute.
Am Tag vor meiner Abreise wurde ich fünfzehn Jahre alt.
Bis Zürich fuhr ich alleine mit dem Zug. Dort wohnte meine Schwester Salesia, sie holte mich im HB ab, wir gingen etwas Essen, dann fuhren wir in der Westschweiz.
Während der Fahrt von Zürich in die Westschweiz, wurde mir bewusst, ich fahre jetzt ganz weit weg von zu Hause, bin diesen Menschen nicht mehr ausgeliefert. Die Tränen liefen mir ungebremst, ich konnte nicht aufhören zu weinen, dieser Tyranerei entkommen zu sein. Während der ersten paar Tage dort, weinte ich viel, eben aus Erleichterung. Mir war auch klar, ich würde nie mehr bei den Eltern wohnen.
Die Bewohnern hatten alle Mitleid mit mir, versuchten mich zu trösten, etwas, was ich gar nicht gewohnt war.
In dieser Institution lebten Menschen mit körperlichen Behinderungen, eine Arbeitsstätte für sie war im Haus integriert. Wir waren ein kleines Team, welches für diese Menschen zuständig waren. Die Oberin, eine etwa siebzigjährige Nonne, dann eine Nonne die kochte, eine andere Nonne Sr. Marie, für die Pflege, dann Magda, eine etwa fünfzigjährige Frau, die auch Pflege ausführte, dann war sie noch für die Wäscherei zuständig. In der Küche arbeite eine etwas geistig zurückgebliebene Chantal, mit der Nonne, manchmal musste ich auch in der Küche aushelfen.
In einem separaten Trakt gab es auf jeden Stock je eine kleine Dreizimmer-Wohnung. Im zweiten Stock lebten die drei Nonne, Chantal, Magda und ich bewohnen diejenige im dritten Stock.
Im Haus gab es eine Kapelle, ein Priester wohnte ebenfalls in dieser Institution. Ich war ungefähr zwei Wochen in diesem Heim, da sagte die Oberin eines Abends zu mir: «Odile, komm mit mir, wir gehen in die Kapelle, alles für die Messe vorbereiten». Also ging ich mit ihr, sie zeigte mir alles, auf einmal sagte sie mir; «Odile, bitte versprich mir, dass du ins Kloster eintrittst»! Ich war geschockt, kaum war ich meinem psychopathischen Elternhaus entkommen, sollte ich mit fünfzehn Jahren versprechen ins Kloster zu gehen. Ich antwortete nicht, zwei Tage später fragte sie mich nochmals, wieder antwortete ich ihr nicht.
Sr. Marie war besonders verständnisvoll zu mir, wir mochten uns sehr, mit ihr verbrachte ich viel Zeit. Im Herbst war ich für eine Woche bei den Eltern, als ich zurückkam, weinte ich wieder sehr. Eine Woche bei den Eltern sein, wieder diese erdrückende, lieb- und leblose Stimmung zu erleben löste in mir nachträglich diesen starken Schmerz, Weinkrampf aus. Sr. Marie tröstete mich, umarmte mich, fragte mich, was die Eltern denn immer mit mir anstellen, dass ich so traurig sei.

Über Weihnachten konnte ich wieder für eine Woche nach Hause. Mit Salesia die in Züri lebte und arbeite, hatte ich abgemacht. Ich fuhr alleine nach Zürich, Salesia arbeitete dort in einem Café, am Telefon sagte sie mir, welches Tram ich vom HB zum Café nehme müsse. Ich merkte sofort, dass sie sehr schlecht gelaunt war, musste für sie noch einige Besorgungen machen. Um drei Uhr war ihre Schicht zu Ende, so fuhren wir zusammen nach Trun. Joe kam am Abend vorbei, ausser Mutter gingen wir alle in die Mitternachtsmesse. Am ersten Weihnachtstag nach dem Mittagessen waren die Eltern, Salesia und ich in der Stube. Ich hielt diese erdrückende, lähmende, aggressive Stimmung nicht mehr aus, darum sagte ich: «Ich bin müde, gehe ins Bett». Ging nach oben, legte mich hin. Einige Zeit später kam Salesia ins Zimmer, sie legte sich zu mir ins Bett und missbrauchte mich. Ich war geschockt, ihre Gier, ihre Lust ekelten mich absolut an. Verschloss mich, liess einfach alles über mich ergehen, sie wies mich an, was ich ihr tun soll……..
Sowas passierte in unserer Familie, dass ich am Weihnachtstag von der Schwester sexuell missbraucht wurde. In was für eine Familie wurde ich hineingeboren, warum hatte ich das verdient?
Nach diesem erneuten sexuellen Missbrauch in der Familie, diesmal sogar an Weihnachten und durch eine Schwester lähmte mich. Ich habe keine Erinnerung wie ich in die Westschweiz zurückfuhr. Die Erinnerung kommt an Silvester zurück, mit zwei Insassen des Heims ging ich in einem nahegelegenen Restaurant feiern. Ich trank viel Eierlikör, der ist so süss, süffig. Danach lag ich zwei Tage im Bett, Sr. Marie hatte keine Freude daran……….
Als es mir besser ging, machte ich mir schwere Vorwürfe, warum ich an diesem Weihnachtsnachmittag nicht Skifahren gegangen sei, dann hätte Salesia mich nicht missbrauchen können. Der Silvestersuff hatte den betäubenden Schmerz gelöst………….
Erst nach meiner Scheidung habe ich Weihnachten wieder im Elternhaus verbracht.

Im Sommer erhielt ich einen Brief von Mutter – es war der einzige Brief den ich je von ihr erhalten habe. Der Inhalt war sehr konfus, las den Brief mehrmals, verstand nicht was sie mir damit sagen wollte. Da Mutter so verklemmt war, konnte sie ja nicht direkt über das Sexuelle schreiben. Was ich lesen konnte war, dass sie wie immer über die Männer schimpfte, ihre Aussagen waren unterste Schublade. Also rief ich meine Schwester Mathilda an, sagte, ich hätte einen Brief von Mutter erhalten, verstehe ihn aber nicht. Da erfuhr ich, Helena habe ein Kind bekommen, der Vater des Kindes sei in seiner Heimat zurückgekehrt. Helena hat bis kurz der Geburt sich nicht getraut, den Eltern oder Jemand aus der Familie zu sagen, dass sie schwanger sei. Erst kurz vor der Geburt ist sie zu den Eltern gezogen, hat ihnen das mitgeteilt. Der Vater war so entsetzt, dass er sie aus dem Haus jagen wollte, weil er diese Schande, die sie über die Familie brachte, nicht ertrug! In einer so «braven, frommen, bürgerlichen Familie» so eine Schande zu bringen, das muss für die Eltern ein schwerer Schlag gewesen sein. Zum ersten Mal hat Mutter sich gegen den Vater durchgesetzt, Helena durfte bleiben. Der Vater hat über drei Monate nicht mehr mit ihnen geredet, sich völlig zurückgezogen, war kaum daheim, lebte an ihnen vorbei. Etwa drei Monate nach der Geburt des Jungen hat sich die Situation gebessert.
Mathias musste heiraten, weil seine Freundin schwanger war, zu diesem Zeitpunkt war er über dreissig Jahre alt, bis zur Heirat hat er bei den Eltern gelebt. Sie getrauten sich nicht den Eltern zu sagen, dass ein Kind unterwegs sei, weil die sonst nicht zum Hochzeitsfest gekommen wären!
Als Helena Jahre später heiraten musste, kam nur Mutter zur Hochzeit, Vater schämte sich zu sehr, dass seine Tochter diese erneute Schande über die Familie brachte!
Was Vater mir mit seinem sexuellen Missbrauch, mit seinen Schlägen, seinen verbalen Entgleisungen angetan hat, das blieb ja für die Aussenwelt unsichtbar, war aber viel schlimmer als ein uneheliches Kind zu haben. Das wollte er natürlich nicht wahrhaben. Denn, sexueller Missbrauch, Schläge, verbale Entgleisungen sind die bestgehüteten Familiengeheimnisse! Ein uneheliches Kind lässt sich nicht geheimhalten. Darum wollte Vater die hochschwangere Helena aus dem Haus treiben!
Auf jeden Fall verstand ich nun den Brief, dass Mutter so verklemmt war, und nicht mal den Sachverhalt schreiben konnte, dafür im tiefen Niveau über die Männer herfiel war schon schockierend.

Meine Aufgaben waren, am Morgen bei Jeanette die Körperpflege ausführen, sie anziehen, im Rollstuhl setzen, mit ihr das Morgenessen einnehmen, sie danach in ihrem Büro bringen.
Dann den Speisesaal für das Mittagessen vorbereiten, dh vier lange Tische decken.
Danach musste ich das Parterre reinigen, oder in der Wäscherei helfen. Vor dem Mittagessen musste ich einige Bewohnern an ihrem Arbeitsplatz abholen, ins Speisesaal bringen. Während des Essens musste ich einige Bewohnen unterstützen. Nach dem Essen wieder den Speisesaal in Ordnung bringen.
Danach hatte ich Zimmerstunde. Am Nachmittag war ich meistens in der Lingerie, Bügeln, usw.
Wieder die Tische für das Abendessen decken, die Leute im Atelier zum Essen abholen. Wieder die Tische für das Morgenessen decken. Einige Bewohnerinnen bei der Abendpflege unterstützen, sie ins Bett bringen.

Am Donnerstag hatte ich frei, da schlief ich einmal aus, dann fuhr ich in die nahegelegene Stadt. Ich liebte es, die Kosmetikabteilungen der Warenhäuser anzuschauen. Wenn ich was sah was mir gefiel, für die Haare, oder neue Schuhe, dann sparte ich.
Am Nachmittag hatte ich Unterricht, wir waren alles junge Frauen aus der Deutschschweiz die an diesem teilnahmen. Nach dem Unterricht, war ich wieder in der Stadt unterwegs. Manchmal mit eins der Mädchen, meistens alleine.
Oftmals kaufte ich mir was leckeres als Nachtessen, kochte es dann für mich.
In Heim kam eine neue Bewohnerin, die ihre private Pflegerin mitgebracht hatte, eine junge deutsche Au-Pair. Veronika war zwei Jahre älter als ich, wir freundeten uns an, unternahmen einiges zusammen. Sie war in einer Grossstadt aufgewachsen, hatte viel mehr Erfahrung als ich.
Im Frühsommer hatte ich die Oberin um zwei Tage frei gebeten, Veronika und ich wollten mal weg von dieser engen Struktur, mit Autostopp fuhren wir nach Montreux, Vevey. Es waren aufregende Tage, wir genossen es, einen freien Tagesablauf zu haben. Am ersten Abend waren wir in Vevey, da wir nicht genug Geld um in einem Hotel zu übernachten hatten, schlug Veronika vor, wir sollten gegen Mitternacht zum nächsten Polizeiposten gehen. Die müssen uns über Nacht aus Sicherheitsgründen dort übernachten lassen. Da sie kaum Französisch sprach, sagte sie mir, was ich den Polizisten zu sagen hätte. Wir hätten den Zug verpasst, wüssten nicht wo wir schlafen sollten, wir möchten hier bis morgen früh bleiben. Die Polizisten waren etwas amüsiert über uns, unsere Geschichte, liessen uns im Empfangsraum auf einer Holzbank sitzen. Kaum war ich abgesessen, schlief ich auch schon ein. Morgens um halb sechs weckten sie uns.
Bis gegen Mittag blieben wir in Vevey, diese Landschaft am Genfersee ist traumhaft schön, der See, im Hintergrund die Berge. Langsam machten wir uns wieder per Autostopp auf dem Weg zurück. Die Oberin fragte mich, wo wir gewesen seien.
Ein andermal fuhren wir mit einem jungen Mann aus der Nachbarschaft in einer nahen Kleinstadt in einer Disco, er tanzte den ganzen Abend mit Veronika. An einem Tisch waren einige Männer in Militäruniform, von einem dieser Männer wurde ich zum Tanzen aufgefordert.
Solche Sachen erlebten wir gemeinsam, wir hatten viel Spass zusammen. Kurze Zeit später ging sie wieder zurück nach Deutschland.
Sr. Marie wurde abberufen, sie musste in einer Institution nach Frankreich gehen. So verlor ich innert kurzer Zeit zwei mir nahestehende Menschen. Sr. Marie war für mich eine liebe, sehr wertvolle «Freundin». Ich habe ihren Weggang sehr bedauert. Wir schrieben uns lange Zeit.
An ihrer Stelle kam eine kalte, bösartige, dominante Nonne.
Im Sommer lernte ich einen sehr netten jungen Mann, Michel kennen. Wir freundeten uns an. Da ich auch an den Wochenenden arbeiten musste, besuchte er mich, er half mir bei den Arbeiten, beim Tischdecken, am Nachmittag half er mir bei den Ausflügen mit den Bewohnern, schob Rollstühle. Michel war sieben Jahre älter als ich, er stellte mich seiner Familie vor, manchmal gab mir die Oberin am Sonntagnachmittag frei, so konnten wir kleine Ausflüge machen. Obwohl Michel dreiundzwanzig Jahre, ich sechzehn Jahre alt war, nahm er Rücksicht auf mich, drängte mich nie zu sexuellen Taten. Ich war sehr glücklich mit ihm, alle in dem Heim mochten ihn, weil er zu den Nonnen und den Bewohnern sehr freundlich war.
Manchmal kam er Abend unter der Woche vorbei, dann spielten wir mit zwei Bewohnern. Eines Abends sagte er mir, er möchte mit mir alleine sein, wir gingen in meinem Zimmer, umarmten, küssten uns, es war ein sehr schönes Zusammensein. Gegen zehn Uhr abends verabschiedete er sich, ich brachte ihn zur Tür, die ich aufschliessen musste. Als ich zurück ins Zimmer ging, begegnete ich der neuen Nonne. Sie war sehr böse, fiel wie eine Furie über mich her, warum ich am Abend um zehn noch nicht schlafe, sie fragte nach Michel, dummerweise gab ich zu, dass er mich besucht habe. Da wurde sie noch wütender.
Ungefähr zehn Tage später erhielt ich von Vater einen Drohbrief. Er schrieb mir, von der Oberin habe er erfahren, dass ich einen Freund habe. Wenn ich nicht sofort mit ihm Schluss mache, müsse ich umgehend zurück nach Hause. Es gehe gar nicht, dass ich einen Freund habe.
Ich war entsetzt, ich hätte alles gemacht um bloss nicht wieder bei diesen zwei bösartigen, alten, frustrierten Menschen leben zu müssen. Als ich letzte Jahr hierherkam, wurde mir bewusst, dass ich nie wieder bei den Eltern leben würde, NIEMALS.
Einige Tage später kam Michel am Abend wieder vorbei, als ich ihn kommen sah, rannte ich weg, ich war voller Panik, die Oberin würde Vater schreiben ich hätte mich wieder mit ihm getroffen.
Am nächsten Morgen als ich Jeanette pflegte, sah sie, dass ich traurig war, fragte mich nach dem Grund. Unter Tränen erzählte ich ihr alles, es tat so gut mit ihr darüber zu reden, sie hatte soviel Verständnis für mich. Sie war so wütend auf die neue Nonne. Niemand im Heim mochte sie, eben weil sie so kalt und böse war. Aber auch die Oberin hat mich bösartig hintergangen, sie hätte doch mit mir reden können, anstatt so hinterhältig an Vater zu schreiben. Das hinterhältige Verhalten dieser zwei Nonnen hat mich beinahe noch mehr verletzt als die Drohung von Vater.
Ich war seit eineinhalb Jahren in der Westschweiz, in dieser Zeit habe ich von Mutter einen sehr konfusen Brief erhalten, nun einen Drohbrief von Vater. In diesen eineinhalb Jahren haben sich meine Eltern nie um mich gekümmert, haben nie angerufen, mich nie besucht.
In der kurzen, schönen Zeit die ich Michel verbringen durfte, hat er mir viel mehr gegeben, als ich jemals von den Eltern bekommen habe. Obwohl er älter war als ich, hatten wir nie sexuelle Kontakte, er hat sosehr Rücksicht auf mich genommen. Nachdem ich diese gute, für mich so bereichernde Freundschaft mit diesem lieben, verständnisvollen Mann, unter dem väterlichen Druck aufgegeben habe, bin ich in ein Loch gefallen, zog ich mich zurück, es ging mir gar nicht gut.
Wie konnten diese zwei Nonnen so hinterhältig sein, mir so in den Rücken fallen?
Ihretwegen und weil ich auf keinem Fall zu den Eltern zurückwollte habe ich auf diesen lieben Mann verzichtet. Ein Verzicht der mir sehr geschadet hat.
Die Jugend des Ortes hat am Silvester immer eine Party organisiert, dazu war ich auch eingeladen. Michel war natürlich auch dabei, er hat mitgeholfen den Abend zu organisieren, zuerst gab es ein feines Nachtessen, dann Spiele und Tanz. Es schmerzte mich unbeschreiblich so nahe an Michel zu sein, ihn so fröhlich zu sehen, an diesem Abend habe ich realisiert wie sehr ich ihn immer noch liebe, worauf ich verzichtet habe. Er forderte mich auch zum Tanzen auf, was mich noch trauriger machte. Nach diesem Abend hatte ich eine depressive Phase.

Vater hatte mit der Oberin vereinbart, dass ich zwei Jahre in dieser Institution bleibe. Im Mai wären es dann zwei Jahre. Da die Eltern während dieser Zeit sich nie um mich gekümmert haben, dachte, ich, ich bleibe in der Westschweiz (möglichst weit weg von den Eltern). Jeanette hatte mehrere Jahre in Vevey gelebt, sie vermittelte mir eine Stelle im dortigen Spital. Ich freute mich sehr, denn ich liebte die Arbeit in der Pflege, diese bezaubernde Gegend am Genfersee gefiel mir auch sehr.
Im Februar erhielt ich einen Brief von Vater, er schrieb mir, ich müsse die Stelle auf Ende März aufgeben und nach Hause kommen. Die Mutter sei krank, als jüngste Tochter sei es meine Pflicht, für Mutter zu sorgen. Nein, bitte nicht schon wieder so ein Brief, der dritte innerhalb eines halben Jahres! Wow, in mir stieg so eine starke Wut auf diese Eltern auf, erst schieben sie mich hier ab, kümmern sich nie um mich, dann setzt mich dieser autoritäre Vater unter Druck damit ich die Freundschaft mit diesem lieben Michel aufgebe, ein Mann der mir in kurzer Zeit mehr gegeben hat, als Vater in meinen ganzen Lebensjahren! Und nun wieder eine Drohung, seine autoritäre Art kam im Schreiben sehr gut durch.

Ich war entsetzt, sprach mit Jeanette darüber, nun habe ich erst recht bedauert, dass Sr. Marie nicht mehr hier war, mit ihrer liebenswerten Art, hätte sie sicher um eine Lösung bemüht.
Jeanette riet mir, Vater anzurufen, ihm zu sagen, dass ich bereits eine Stelle in Vevey hätte. Vater akzeptierte das natürlich nicht, ich sei erst sechzehn Jahre alt, sei demzufolge noch nicht volljährig, also hätte ich zu tun, was er mir sage. Meine Antwort, in der beinahe zwei Jahre seit ich hier sei, habe er sich ja nie um mich gekümmert, seine Antwort, ich sei ja bei den Nonnen gut aufgehoben gewesen. Wir beendeten das Gespräch. Ich war verzweifelt, ging in die Hauskapelle um zu beten.
Einige Tage später rief ich Vater nochmals an, sagte ihm, ich möchte nach Vevey, er solle mir das doch erlauben. Da wurde er richtig wütend, sagte mir, weil ich diesen Freund gehabt habe, müsse ich nach Hause, ich hätte kein Recht einen Freund zu haben. Wenn ich nicht nach Hause komme, dann lasse er mich von der Polizei suchen. Diese Aussage sass, sie war die ultimative Drohung!
Mathias ist ja sechzehn Jahre älter als ich. Ich weiss noch, dass er eines Tages seine Sachen packte, mit Mutter schimpfte, er habe genug von dieser Familie, er gehe weg, komme nie wieder. Ich war noch klein, weiss nicht wie alt wir beide waren, denke aber, Mathias war sicher über zwanzig Jahre alt. Weil mich der Streit einschüchterte habe ich mich versteckt, bis er das Haus verlassen hat.
Ich war ja noch ein kleines Mädchen, daher weiss ich auch nicht wie lange er weg war, ich kann mich nur schwach daran erinnern, dass Vater ihn von der Polizei suchen liess. Nach einer langen Zeit fanden sie ihn in Biel, Vater fuhr dorthin um ihn abzuholen!
Also, wenn Vater seinen volljährigen Sohn von der Polizei suchen liess, ihn abholte, was würde Vater dann mit mir tun? Wenn die Polizei mich gefunden hätte, würde er mich bestimmt blau und grün schlagen.

Jeanette ermunterte mich dennoch einfach abzuhauen. Ich rief nochmals Vater an, nun wurde er richtig aggressiv, drohte mir nochmals mit der Polizei. Ich hätte auch nicht gewusst, wer mir hätte helfen können. Abzuhauen getraute ich mich nicht. Die Polizei würde mich finden, mich zu ihn zurückbringen, ich würde geschlagen, vielleicht nochmals sexuell missbraucht,
Schweren Herzens sagte ich Stelle in Vevey ab. Es ging mir nicht gut, ich hatte Depressionen, nun wieder zu den Eltern ziehen zu müssen, was ich ja auf keinem Fall wollte.
Immerhin habe ich dieses Mal nicht so einfach aufgegeben, habe mich dreimal gewehrt, gekämpft wie ich konnte. Aber gegen diesen autoritären Vater, der nur drohen, schlagen und sexuell missbrauchen kann, ist sich entfalten, durchsetzen nicht möglich.
In dem Heim bedauerten alle mein Weggang, es war sehr rührend, hier soviel Wohlwollen zu erleben, auf der anderen Seite so vom Vater unterdrückt zu werden.
Ende März fuhr ich schweren Herzens zu den Eltern. Mutter ging es gar nicht so schlecht. Manfred, Helena’s Sohn lebte bei den Eltern. Ich kümmerte mich um ihn, kochte meistens, passte mich so gut wie möglich an, damit ich meine Ruhe hätte.
Ein Lichtblick gab es, Josef, der Junggeselle, der mich immer wieder aufgelauert hatte, hatte in der Zwischenzeit geheiratet, wohnte nicht mehr in unserer Nähe. Diese Frau hatte eine uneheliche Tochter, armes Mädchen…………
Clemens, ein Nachbarsjunge und flirteten sehr, ich wollte aber nicht mehr, denn ich hatte zuviel Panik Vater würde es erfahren. Da ich mich anpasste, alles tat was die Eltern wollten, gings mir nicht so schlecht.
Meine Schwester Rita, die Kindergärtnerin war, arbeitete in dieser Zeit in Züri bei einer Familie als Kinderbetreuerin. Diese Familie hatte drei Söhne, führten ein Café mit Bäckerei, Conditorei in Oerlikon. Die eine junge Frau, die am Buffet arbeitete sei schwanger, müsse ab sofort aufhören zu arbeiten. Rita fragte Vater, ob ich nicht diese Stelle annehmen dürfe, ich sei ja frei, könnte sofort mit der Arbeit beginnen.
Vater entschied, dass ich diese Stelle annehme dürfe – natürlich wurde ich nicht gefragt ob ich das wolle. Vater war der Ansicht, wenn ich unter der Obhut von Rita sei, bestehe keine Gefahr, dass ich mich mit Männern einlasse (Rita und ich teilten uns ein Zimmer).
Eine Woche vor meinem siebzehnten Geburtstag fuhr ich mit dem Zug nach Züri. Rita holte mich im HB ab, am Nachmittag wurde ich von der netten Chefin kurz in meine neuen Aufgaben eingeführt. Am nächsten Tag hatte ich die Spätschicht, von 15.00 bis 24.00, mit der zweiten Buffetmitarbeiterin, die mich einarbeitete.
Die Arbeit gefiel mir eigentlich ganz gut, ich konnte auch viele verschiedene Coups machen, dies liebte ich sehr – die Serviertöchter und ich waren ein gutes Team, wir verstanden uns sehr gut. Manchmal unternahmen wir auch was zusammen. Auch an den wöchentlich wechselnden Arbeitszeiten gewöhnte ich mich, eine Woche hatte ich Frühschicht, von 05.30 – 15.00, Spätdienst von 15.00 – 24.00, in der Frühschicht war auch Samstag bis 16.00 beinhaltend. So hatte ich alle zwei Wochenenden frei.
An meinem siebzehnten Geburtstag hatten die Schwestern Rita, Salesia mit ihrem Verlobten Fredy, mich zu einem feinen Nachtessen eingeladen.  Anschliessend gingen wir ins Niederdorf in einem Lokal mit Livemusik.
Natürlich genoss ich, dass ich nun mehr Freiheiten hatte, als bei den Eltern, und bei den Nonnen, ich machte lange Spaziergänge in der Natur, fuhr in die Stadt, lief dem See entlang, erkundete die Stadt. Endlich weg aus diesem kleinkarierten Elternhaus, dem Dorf wo man so ausgestellt war. Und Züri bietete mir viel Schönes, ich war begeistert, meine hungrige Seele sog alles auf.

Rita drängte sich mir schon sehr auf, wenn ich Spätschicht hatte, musste ich mit ihr während ihrer Zimmerstunde was unternehmen. Am schlimmsten war, wenn sie eine Familie besuchte, die waren gar nicht über unseren Besuch erfreut, es war eine lähmende, erdrückende Stimmung, zwei- dreimal bin ich da mitgegangen, dann sagte ich zu Rita, ich möchte nicht mehr zu dieser Familie. Sie war sehr erstaunt als ich ihr die Gründe dafür nannte. Ich musste ihr schon immer Rechenschaft abgeben, was ich in meiner Freizeit mache. Wie sie immer wieder betonte, habe sie Verantwortung für mich, Vater hätte nur eingewilligt, dass ich diese Stelle antreten dürfe, weil sie ihm versprochen habe, auf mich gut aufzupassen! Einmal musste ich den gleichen Mantel wie sie kaufen, wenn wir am Sonntag zur Messe gingen, zogen wir beide diesen an! Es gab Leute, die dachten wir seien Mutter und Tochter, dabei war sie nur zwölf Jahre älter als ich. In der Bäckerei / Konditorei arbeiteten mehrere junge Männer, sie flirteten gerne mit mir. Als sie erfuhren Rita sei meine Schwester waren sie vorsichtig, denn, sie war schon autoritär. So musste ich in meiner Freizeit auch immer wieder Besorgungen für sie machen.

Als ich ungefähr ein Monat in Züri war lud Maria, die in Bachenbülach wohnte, mich an einem Wochenende zu sich ein. Ihre beiden Söhne waren bei einer Tante, so verbrachte ich die Zeit zusammen mit ihr und dem Schwager. Wir hatten eine gute, angenehme Zeit an diesem Samstagnachmittag. Am Abend fragte ich Maria: „Soll ich im Zimmer deiner Söhne schlafen oder hier auf der Couch“? Sie bestand darauf, dass ich in ihrem Ehebett neben ihrem Mann schlafe. Ich wollte das auf keinem Fall, sagte, das komme überhaupt nicht in Frage, sie zwang mich dort neben ihrem Mann zu schlafen, während sie auf der Couch schlief! Ich war vor einem Monat siebzehn Jahre alt geworden! Glücklicherweise hat mein Schwager seine Sexualität beherrscht. Sefi, ich danke dir dafür sehr, sehr herzlich………..

Fredy – Salesias Verlobter spielte Fussball. An einem Wochenende nahm die Mannschaft an einem Grümpelturnier teil. Da ich frei hatte, lud Salesia Rita und mich ein, am Samstagnachmittag das Turnier mit ihr zu besuchen.
Als das Turnier beendet war, gab es ein Grillabend, Livemusik und Tanz. Die Mannschaft, deren Angehörigen sassen an einem langen Tisch. Nach dem Nachtessen spielte die Band, einige Leute tanzten, die jungen Männer baten mich zum Tanz. Es war eine lustige Runde. Ich war immer am Tanzen, als ich wieder am Tisch sass, spürte ich wie Rita sehr eifersüchtig war, denn mit ihr tanzte keiner der Männer. Wieder forderte der sehr sympathische Franz mich zum Tanz auf. Ich sah wie Rita beinahe vor Wut platzte. Ein Mann sagte, Jemand solle doch auch mit Rita tanzen, die Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Rita, Franz und ich fuhren mit einem Taxi nach Hause, zum Abschied küssten Franz und ich uns heftig. Wir vereinbarten, dass wir uns morgen treffen würden.
Als wir uns am Sonntag trafen, entschuldigte er sich zuerst, falls er zu aufdringlich gewesen sei. Wir verbrachten einen sehr schönen Nachmittag zusammen. Ich genoss die schöne, intensive Zeit mit Franz sehr. Er war sehr liebenswürdig, verständnisvoll. Obwohl er acht Jahre älter war als ich, drängte er mich nie zu sexuellen Dingen. Da er auch in Schichten arbeitete, mussten wir immer schauen, wann wir uns treffen konnten.
Einmal machten wir am Sonntagnachmittag ab, Rita wollte, dass ich den Sonntag mit ihr verbringe, ich sagte, ich hätte mit Franz abgemacht, ich gehe zu diesem Treffen. Sie war alles andere als begeistert, wieder drohte sie mir, erinnerte mich daran, dass es in ihrer Macht liege, mich wieder zu den Eltern zurückzuschicken. Sie trage die Verantwortung für mich, ich dürfe nur zu dem Treffen, wenn sie auch mitkomme, ansonsten rufe sie Vater an, dann müsse ich wieder zu den Eltern. Als Franz uns zu zweit kommen sah, war er enttäuscht, wir beide machten halt «Gute Miene zum Bösen Spiel». Auf dem Heimweg, beschwerte sich Rita, dass wir keine Freude gehabt hätten, dass sie bei unserem Treffen dabei gewesen sei.
Als Franz und ich uns wieder sahen, sagte er mir, er möge Rita nicht, verständlich. Nach diesem Sonntag wurde Rita immer aggressiver zu mir, ich musste ihr immer Rechenschaft ablegen, warum ich mich mit Franz traf, warum «schon wieder», er habe kein «Exklusivrecht» auf mich. Ihre Eifersucht war kaum auszuhalten, die Stimmung zwischen uns war alles andere als gut.

In dem Betrieb arbeiteten mehrere junge Männer, darunter ein Mann, der bei seiner Mutter, einer Witwe, lebte. Auf einmal setzte Rita mich unter Druck, ich müsse mich um diesen Mann kümmern, der sei immer traurig, in der Mittagspause gehe er immer auf der Terrasse, ich solle doch auch mal über Mittag dort sein, mit ihm reden, das würde ihm sicher guttun. Natürlich hatte ich keine Lust mich mit dem Typ zu treffen. Also ignorierte einfach ihren Druck, immer wieder erinnerte sie mich, wenn ich Spätschicht hatte, ich solle doch über Mittag auf die Terrasse, den armen Mann etwas aufheitern. Ich weigerte mich einfach, je länger ich mich weigerte es zu tun, umso manipulativer, umso mehr Druck übte sie aus. Sie redete auch immer wieder schlecht über Franz, der nehme mich zu sehr in Besitz, ich gehöre nicht ihm allein.
Schlussendlich gab ich dem Druck nach und ging mal über Mittag auf die Terrasse, Hans und ich unterhielten uns. Mich interessierte der Typ nicht, er war mir nicht sympathisch. Rita fragte mich wieder, ob ich den Mann über Mittag getroffen hätte, als ich es bejahte, wollte sie genau wissen, wie die Begegnung gelaufen sei. Ich sagte, ich möge den Mann nicht. Das passte ihr gar nicht, also machte sie noch mehr Druck, manipulierte mich. Ich hielt diese Situation kaum mehr aus. Um mich von Franz zu distanzieren, musste ich einmal ein Wochenende mit ihr und den Kindern in das Ferienhaus der Familie verbringen. Das Haus lag auf einer Alp oberhalb von Einsiedeln, wieder bearbeitete sie mich. Sie war eine Meisterin der Intrigen und Manipulation.
Kurze Zeit später schloss die Familie den ganzen Betrieb während zwei Wochen. Eigentlich wollte ich mit dem gesparten Geld irgendwo verreisen, der Vater erlaubte es nicht, also fuhr ich wieder zu den Eltern.
Salesia und Fredy hatten ebenfalls ein paar Tage frei, Fredy mietete ein Auto, so fuhren wir zu den Eltern. Die schöne Liebe zu Franz, liess mich aufblühen, ich hatte mich im guten Sinne verändert. Diesmal reagierte Vater stark auf meine Veränderung.
Helenas kleiner Sohn lebte bei Eltern, ich freute mich ihn zu sehen. Als wir alle zusammen das Mittagessen einnahmen, mahnte mich Salesia, ich «solle nicht wieder so blödes Zeug reden, sie wolle sich nicht immer meinetwegen schämen»! Fredy fragte mich nach der Beziehung zu Franz, so erfuhr Vater, dass es wieder ein Mann in meinem Leben gab. Um mich vor Vater zu schützen, verharmloste ich die Beziehung.
Nach zwei Tagen fuhren Salesia und Fredy ins Tessin. Ich kümmerte mich sehr um Manfred, ich liebte dieses Kind sehr. Clemens, ein Nachbarsjunge, kam am Abend oft vorbei, Vater wollte ihn immer fortschicken, doch er war sehr standhaft, blieb immer.

Dass ich durch die Liebe von Franz aufgeblüht war, mich sehr gut fühlte, ist Vater natürlich sehr schnell aufgefallen. Vater war sehr unruhig, wie ich ihn selten erlebt habe. Auch dass er Clemens immer wegschicken wollte, liess mich nichts Gutes erahnen. Dazu kam, dass Vater mich immer wieder sehr lüstern anschaute!
Die Stimmung im Elternhaus war für mich eh kaum auszuhalten, die Leblos- und Lieblosigkeit, hatte eine lähmende Wirkung.
Während der letzten zwei – drei Tage vor meiner Abreise, war Vater ein reines Nervenbündel. Am letzten Tag, ermahnte er mich: «Ottilia, manchmal wollen Männer am Bahnhof jungen Frauen helfen den Koffer zu tragen. Lass das nicht zu, sag dein Vater habe es dir untersagt Hilfe anzunehmen, dass schüchtert sie dann ein»! Dann gab er mir ein gesegnetes Medaillon, das ich immer bei mir tragen solle.
Diese zwei Wochen gingen schnell vorbei. Ich spürte, wie sehr der ständige Druck, die ständigen Manipulationen von Rita, ihre Eifersucht mich belasteten, wie sie mir diese Liebe zu Franz nicht gönnte, mir dadurch das Leben schwer machte. Fragte mich, wie lange ich ihrem Druck, ihre Drohungen mich wieder zu den Eltern zurück zu schicken, noch aushalten würde. Die schlechte Stimmung, die zwischen uns war, die Spannungen waren für mich kaum auszuhalten. Instinktiv spürte ich, wenn ich mich noch länger mit Franz treffe, werde Rita ihre Drohungen wahr machen, mich zurück zu den Eltern schicken. Diese zwei Wochen hatten mir aufgezeigt, was mir hier blühen würde.
Wieder reagierte ich nur emotional – wie im Fall von Michel – so schrieb ich Franz einen Brief, dass ich unsere Beziehung beende.
Heute sehe ich, dass es in beiden Fällen ein grosser Fehler war, emotional zu reagieren. Michel wie auch Franz waren liebe, verständnisvolle Männer, ich hätte mit ihnen reden müssen, wir hätten eine Lösung gefunden. Mit meinen damaligen Erfahrungen war ich ja immer nur auf mich gestellt, vertraute Niemanden, sodass ich gar nicht auf die Idee kam, mit diesen zwei guten Männern über meine Situation zu reden.
Wieder in Züri war ich erleichtert, war Rita mit den Kindern in dem Ferienhaus, sodass ich noch zwei Wochen alleine war. Natürlich hatte ich Franz gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen, ich fühle mich so schlecht, es ging mir nicht gut. Die beiden Serviertöchter fragten mich, was mit mir los sei, ich war nicht in der Lage es ihnen zu sagen.
Als Rita zurückkam, fragte sie mich natürlich aus, besonders interessierte sie wie es mit Franz gehe. Als ich ihr sagte, ich habe mit ihm Schluss gemacht, hat sie die Schockierte gespielt, warum denn auch, er sei doch so ein guter Mann. Umgehend schlug sie mir vor, ich sollte doch mit Hans was abmachen. Nun hatte sie ihr Zeil erreicht.
Es ging mir nicht gut, ich verschloss mir Rita gegenüber sehr, damit sie keine Möglichkeit mehr habe, sich in meinem Leben einzumischen.
Rita drängte mich noch mehr, mich mit Hans zu treffen. Einige Male gingen wir aus. Aber diese Treffen waren im Vergleich zu den liebevollen Begegnungen mit Franz nicht vergleichbar. Nach den Treffen war ich immer deprimiert. 
In Schwamendingen fand nach Mitte August an einem Samstagabend ein Waldfest statt. Wir trafen uns vor dem Restaurant, nebenan fand das Fest statt. Die meisten Bäcker, Konditoren waren mit uns dort. Wir setzten uns an einem Tisch, ich war nicht sehr beteiligt, es machte mir keine Freunde, mit Hans da zu sein. Was hatte ich bloss getan, als ich Franz den Brief schrieb?
Die Livemusik spielte, es waren viele Leute anwesend, einige tanzten. Auf einmal setzte sich ein Mann an unserem Tisch, er kannte Hans und seine Kollegen vom Ausgang in Oerlikon. Er war mir sehr unsympathisch, er fiel durch sein negatives, provokatives Verhalten auf. Er fand es sehr lustig mich zu provozieren, ich verschloss mich immer mehr. So fragte er nach meinem Namen, als ich Ottilia sagte, meinte er ich heisse doch bottiglia, ist Italienisch und bedeutet Flasche. Er forderte mich sogar zum Tanzen auf, getraute mich nicht abzulehnen. Ich bat Hans, dass wir gehen, er begleitete mich bis zur Hauptstrasse, dort nahm ich den Bus. Auf dem Weg sagte ich zu Hans: «Bitte sag dem Typ nicht wo ich arbeite, welche Schicht ich habe, ich mag den gar nicht»!

Einmal lud Hans mich zu sich ein, seine Mutter sei weg, so hätten wir die Wohnung ein Wochenende für uns. Er kochte ein Nachtessen, irgendwann landeten wir im Bett, es war keine Liebe, ganz einfach eine Triebbefriedigung für ihn. Am Sonntagmorgen ging ich depressiv nach Hause.
Bisher hatte ich meine Periode immer regelmässig bekommen, sogar immer um die gleiche Tageszeit. Mir gings gar nicht gut, die beiden Serviertöchter fragten mich immer mehr, was mit mir los sein. Beim Morgenessen sagte ich, meine Periode sei ausgeblieben. Margrit gab mir die Adresse ihrer Frauenärztin, machte einen Termin ab. Ich war schwanger, das mit siebzehneinhalb Jahren, Vater würde mich umbringen, mindestens. Die Ärztin war eine ältere Frau, die wenige Gefühle zeigte, sie verabreichte mir sofort eine Spritze, damit das Kind weggehe, ich solle mich innerhalb zehn Tage melden, wie die Situation sei. Nach zehn Tagen war das Kind nicht weg, also musste ich nochmals in die Praxis, eine neue Spritze wurde mir verabreicht, wieder solle ich mich in zehn Tage melden.
Die Serviertöchter waren sehr verständnisvoll zu mir, Margrit und Vreni, rieten mir dringend mit dem Vater des Kindes zu reden. Während der Arbeitszeit ging ich in die Konditorei, tat als wolle ich was holen. Bat Hans um ein Treffen nach Arbeitsschluss. Wir gingen in einer nahen Bar, weil ich nicht wusste, wie er reagieren würde, getraute ich mich kaum mit der Sprache rauszurücken. Er wurde langsam ärgerlich, sagte: «Tu nicht so, du wirst ja kein Kind bekommen».  Da sagte ich, doch ich bin schwanger, er fiel aus allen Wolken. Immerhin wurde er nicht böse, fragte was ich mache, sagte ihn ich sei in Behandlung, habe eine Spritze erhalten. Als wir uns verabschiedeten gab er mir Fr. 50.— für die Arztbesuche!
Nach zehn Tage musste ich zum dritten Mal zu der Ärztin, wieder bekam ich eine Spritze. Während dieser Zeit fühle ich mich gar nicht gut, war depressiv, ging wenig Laufen, unternahm nichts, sass oder lag auf dem Bett. Rita sagte zu mir: «Ich weiss schon was mit dir los ist, aber du bist selber schuld»!

Einige Tage nachdem ich die dritte Spritze erhalten hatte, bekam ich während der Arbeitszeit Bauchkrämpfe. Ich ging zur Toilette, das Kind ging weg. Rief die Ärztin an, einige Tage später musste ich nochmals zur Kontrolle. Hans war erleichtert über den Bescheid, ich ebenfalls, was hätte Vater mit mir angestellt, der hätte mich totgeschlagen!
In dieser Zeit der Schwangerschaft hatte ich überhaupt nichts von dem Kind gespürt, mir war nie schlecht. Ich hatte überhaupt kein Gespür, keine Empfindungen für das Baby, es war mir so gleichgültig. Ich war nur erleichtert, dass es weg war, damit ich nicht totgeschlagen werde. Das Kind wollte ja nicht weg, denn wie Margrit, die auch eine Abtreibung bei dieser Ärztin gemacht hatte, mir sagte, das Kind wollte bei mir bleiben…………
Innerlich war ich leer, spürte keine Trauer über den Schwangerschaftsabbruch. In Gedanken war ich einfach erleichtert, dass mir einiges erspart geblieben war.
Auch Vreni hatte eine Abtreibung hinter sich, sie versicherten mir, ich hätte das Richtige getan. 
Mit Margrit und Vreni konnte ich über die Situation reden, mit meiner Schwester nicht, sie hatte mich ja in dieser Situation gebracht. Kürzlich hatte sie mir ja die Schuld für die Situation gegeben, in die sie mich aus Neid, Eifersucht getrieben hatte.
Innert drei Monate hatte ich wegen Rita die gute, liebevolle Beziehung mit Franz beendet, nun ihretwegen eine Abtreibung hinter mir. Aus verständlichen Gründen wurde unsere Beziehung immer schwieriger. Ich ging ihr so gut wie möglich aus dem Weg, sprach nur das notwendige mit ihr. Je länger wir zusammen das Zimmer teilten, umso weniger ertrug ich sie. Vordergründig gab sie sich freundlich, verständnisvoll. Sie war eine Meisterin der Manipulation, Intrigen waren ihr Lieblingsspiel, darin übertraf sie sogar Mutter, wenn sie damit nicht das Gewünschte erreichte, übte sie Druck aus. Sie vereinte in sich die gleiche autoritäre Art wie Vater und die Bosheit von Mutter.
Kurz vor Weihnachten hatte ich Spätdienst, kam Hans mit zwei Bäcker ins Café, sie waren in bester Stimmung. Sassen am «Angestelltentisch», nahe meinem Arbeitsplatz. Auf einmal sah ich einen unsympathischen Mann, alleine an einem Tisch sitzen. Ich hatte ihn nicht gesehen, erst als ich einen Kaffee machen musste, schaute ich um, wer den bestellt habe. Der Mann jagte mir Furcht ein, ich versteckte mich hinter der Kaffeemaschine, damit er mich nicht sehe. Plötzlich setzte er sich zu Hans und den anderen zwei Kollegen. Ich wunderte mich sehr, sie riefen mich, als ich nahe ihrem Tisch war, sagte der Mann: «bottiglia kennst du mich nicht?» Nein, ich erkannte ihn nicht, Hans sagte, das ist Ernst, der war im Sommer auch am Waldfest.
Er fragte mich: «Wann gehen wir wieder aus»? Aus Angst vor ihm sagte ich ganz spontan: «Am Silvester». Ich war selbst überrascht über meine Antwort, aber die Angst vor ihm hatte mich dazu verleitet.

Aus verständlichen Gründen wollte ich Weihnachten nicht im Elternhaus verbringen, Rita war verreist, also blieb ich alleine in Züri. Es tat mir so gut alleine zu sein.
Das Geschäft war nur über die Festtage geschlossen, so musste ich wieder arbeiten. Eines Abends kam Ernst ins Café, fragte mich wegen dem Silvesterabend. Wir verabredeten uns, mir war alles gleichgültig.
Am Silvesterabend trafen wir uns wie vereinbart an der Tramhaltestelle in Oerlikon. Wir fuhren in die Stadt, er lud mich ins Mascotte ein. Das Lokal war voll, tolle Musik. Wir tanzten viel, Ernst hatte einen guten Bündner Wein bestellt. Er nervte mich mit seinen Provokationen, seinen blöden Sprüchen, ich liess alles über mich ergehen. Am nächsten Tag trafen wir uns wieder, er lud mich zum Essen ein. Bald darauf stellte er mir seiner Familie vor. Beim Essen sagte die Freundin seiner Mutter etwas über seine Ex-Frau. Am Nachmittag ging Ernst mit mir in einem nahen Restaurant, er sagte mir, er sei geschieden, habe eine Tochter. Seine Taktik war, mir Schuldgefühle zu machen, mich zu manipulieren. Die Sexualität mit ihm war noch schlimmer, liebloser als die mit Hans…………
Unter seinem negativen, destruktiven Einfluss veränderte ich mich. Rita drohte mir, sie werde mit Vater reden, dann sei ich schnell wieder bei den Eltern. Ich hatte genug von ihren ständigen Drohungen, den ständigen Drohungen mit Vater. Ich hatte genug, dass mir diese schreckliche Familie, alles was für mich gut war, zerstörte, also benötigte ich Jemand der mich vor dieser Familie beschützte, der genauso böse war wie sie! Und das war Ernst auf jeden Fall.
In den folgenden Monaten wurde ich mehrmals von Ernst vergewaltigt. Es ging mir unbeschreiblich schlecht, ich war aggressiv, verschlossen, zu Rita geradezu bösartig.
Egon, ein junger Bäcker passte mich einmal nach der Arbeit ab. Er sagte zu mir: «Ottilia, nach dem Waldfest hast du uns gebeten, Ernst nicht zu sagen welche Schicht du hast, du mögest ihn nicht. Nun bist du mit ihm zusammen, hast dich so verändert, was ist bloss los mit dir?»
So kam es, dass Ernst an einem Abend, als ich Spätschicht hatte, Streit im Café begann. Der Besitzer informierte die Polizei, die holten uns mit dem Kastenwagen ab. Auf dem Posten wurden wir einzeln befragt. Ich konnte gehen, unter der Bedingung, ich solle mich von Ernst fernhalten.
Am nächsten Tag holte mich Vater in Züri ab. Salesia und Fredy begleiteten ihn, Rita war auch anwesend, ich wurde wie eine Schwerverbrecherin behandelt. Von den Schwestern, Vater mit Vorwürfen, Beschimpfungen überhäuft. «Du kommst doch aus einer guten, katholischen Familie, hast eine gute Erziehung genossen, wie kannst du uns so was antun»?!
Diese gute, katholische Familie war nur vordergründig gut, was hinter den Kulissen ablief, davon hatte die Aussenwelt keine Ahnung! Darum lehnte ich mich gegen diese Verlogenheit auf, ich ertrug diese Verlogenheit, diese Destruktivität einfach nicht mehr!
Ich liess all die Beschimpfungen, Ungerechtigkeiten über mich ergehen, was ich in diesem Jahr, seit ich aus der Westschweiz zu den Eltern, dann nach Züri gezogen war, erlebt hatte, hatte mich abgestumpft.

Vater und ich fuhren mit der Bahn nach Trun. Als ich im Schnellzug zur Toilette musste, begleitete Vater mich, wartete vor der Tür. Als Begrüssung wurde ich von Mutter ebenfalls mit Vorwürfen überhäuft. Sie, die alles für mich getan hätte, die mich gut erzogen hätte, wie sie eine Tochter wie mich verdient hätte! Ich hätte kotzen können.
Vater beschimpfte mich jeden Tag, er stellte mich unter Hausarrest, dh, ich durfte einkaufen, mit Manfred schlitten gehen, wenn ich nicht zur vereinbarten Zeit zuhause sei, werde er die Polizei rufen. Die Stimmung war kaum auszuhalten, ich versuchte mich so weit anzupassen, dass ich nicht geschlagen werde, denn, wenn Vater schlug, dann konnte nicht mehr aufhören. Manchmal ertrug ich seine Beschimpfungen nicht, einmal antwortete ich ihm, er stand vor mir, seine Augen waren voller Hass, er hielt seine Faust vor meinem Gesicht, ich schaute ihn nur an, mit den Augen sagte ich ihm, schlag doch zu, er liess es sein. Er beschimpfte mich als Hure, er, der mich als kleines Mädchen sexuell missbraucht hatte……………
Nicht einmal während des Essens hörte er auf mir Vorwürfe zu machen, mich zu beschimpften. Mir verging der Appetit. Einmal als ich seine Ungerechtigkeiten nicht mehr aushielt, sagte ich ihm: «Du bist selber schuld, dass ich mit Ernst zusammen war, wenn ich nach Vevey hätte gehen dürfen, dann wäre ich ihm nicht begegnet»! Das war Zuviel, wieder stand er vor mir, wollte mich schlagen, erstaunlicherweise hielt er sich zurück. Seine Antwort darauf: «Du hattest ja bereits dort einen Freund, du darfst kein Freund haben, darum musstest du nach Hause kommen». Ich erwiderte, die anderen Schwestern hätten auch ihre Freunde gehabt, warum ich nicht. Er meinte: «Die anderen Schwestern dürfen verheiratet sein, du darfst keinen Mann haben! Deine Pflicht ist es, für uns armen, alten Eltern zu sorgen, das ist eine schöne Pflicht. Wenn du stirbst wirst du im Himmel eine reiche Belohnung dafür erhalten».
Ich war entsetzt, ich war achtzehn Jahre alt, ich wollte leben, ans Sterben hatte ich überhaupt nicht gedacht. Ich dachte, Vater, wenn du glaubst was du mir eben gesagt hast, dann tust du mir leid. In seiner Verklemmtheit sagte er mir noch: «Wehe dir, wenn du hast Gleiche getan wie Helena». In seiner verlogenen, verklemmten Welt konnte er mich nicht fragen ob ich schwanger sei!
Ich spürte, wenn ich noch länger hierbleibe, dieser Vernichtung ausgesetzt sei, dann werde ich sterben. Die lähmende, bösartige Stimmung, diese ständigen Bedrohungen, Beschimpfen durch die Eltern, war schlimm, grauenhaft. Dazu durfte ich das Haus nur kurz verlassen, die Drohung, mich von der Polizei suchen zu lassen, wenn ich nicht zur vereinbarten Zeit zurück sei. Clemens wurde zweimal bösartig weggeschickt als er mich besuchen wollte. Mein kleiner Neffe Manfred war der einzige Lichtblick in dieser schrecklichen Situation.
Am Wochenende kamen Salesia und Fredy, meine lesbische Schwester Salesia beschimpfte mich noch schlimmer als Vater, ihre Vorwürfe waren haarsträubend. Sie, die sich nicht traute ihre lesbische Seite auszuleben, die aus Tarnung Fredy gereiratet hatte, die mich an Weihnachten 1968 sexuell missbraucht hatte, sie schüttete ihren ganzen Hass über mich, selbst während des Essens hörte sie nicht damit auf! Nach ihrem Besuch hatte Vater mir gedroht, bisher hast du es noch gutgehabt, aber ich werde von jetzt an die Schraube anziehen! Zudem hatte ich auch Angst, Vater würde mich vergewaltigen, denn so wie er mich ansah, schüttelte es mich. Und es sollte noch schlimmer werden? Dieses Wochenende mit Salesia, die Drohung von Vater, er werde die Schraube noch mehr anziehen, lösten in mir den Wunsch aus zu fliehen.
In meiner Familie waren nie zwei gleicher Meinung, es ging immer um einen Machtkampf. Nur wenn es darum ging, mich zu verhindern, dann waren alle einer Meinung!
Als ich am folgenden Sonntag die Messe besuchte, hatte ich die rettende Idee, wie mir die Flucht möglich werde. Denn ich wusste, die Flucht musste gelingen, wenn Vater mich erwischen würde, würde er mich totschlagen.
So sagte ich anfangs Woche, ich würde am Samstagabend in die Kirche, zuerst den Rosenkranz beten, anschliessend die Beichte ablegen. Die Eltern waren damit einverstanden. Ich wusste, wenn ich um 19.00 die Bahn nach Chur nehmen würde, wäre ich frei, in Chur hätte ich Anschluss nach Züri, bis Vater merken würde, dass ich nicht nach Hause komme, wäre ich schon in Züri.
Während der ganzen Woche, überdachte ich meinen Plan, er musste gelingen, nichts durfte schiefgehen. Nun ertrug ich noch besser all die Erniedrigungen der Eltern. Noch einmal sprach ich das Thema Rosenkranz und Beichte an, die Eltern waren erleichtert, dass sie ihre sündige, verlorene Tochter innerhalb von nur zwei Wochen wieder auf dem rechten Weg gebracht hatten. Am Freitag legte ich die Sachen zusammen, die ich mitnehmen würde. Ich konnte ja nicht mit Gepäck in die «Kirche» gehen. Also beschloss ich, mehrere Schichten Kleider anzuziehen, die Tasche mit dem Geld versteckte ich am Samstag im Schopf.
Am Samstag war ich sehr aufgeregt, ich musste mich extrem beherrschen mir nichts anmerken zu lassen. Je später es wurde, umso aufgeregter wurde ich, meine Knie zitterten, ich musste meine ganze Kraft aufbieten um ruhig zu bleiben. Glücklicherweise merkten die Eltern nichts. Kurz bevor ich zur Kirche ging, ging ich nach oben, zog mehrere Kleider übereinander an, spielte noch mit Manfred, dann verabschiedete ich mich.
Ich lief schnell zum Bahnhof, damit ich den Zug auf keinem Fall verpasse. Erst als ich in Chur im Zug nach Züri umgestiegen war, war ich erleichtert, sicher, dass mich Vater nicht erwischen würde. Die ganze Spannung fiel von mir ab. Im HB rief ich die Mutter von Ernst an, ich konnte zu ihr gehen, Ernst war auch da, sie waren alle sehr erleichtert, dass mir die Flucht gelungen war.
Nach einigen Tagen erhielt ich bei der Mutter von Ernst zwei Pakete von Vater, er hat mir alle meine Kleider und Ramsch, der mir nicht gehörte, geschickt. Unter anderem auch ein Ring, den Salesia bei ihrem letzten Besuch dort vergessen hatte. Vater schrieb mir wieder eine Drohung, ich hätte den Ring von Salesia gestohlen, ich solle den ihr sofort geben, ansonsten werde er mich anzeigen. Drohen, schlagen, einschüchtern, das war alles was meiner Familie einfiel.
Ich lebte bei der Mutter von Ernst, ich getraute mich nicht ihre Wohnung alleine zu verlassen. Nach zwei Monaten machte Ernst Druck damit ich einen Job suche. Was ich während dieser drei Wochen bei den Eltern erlitten hatte, hatte tiefe Spuren in meiner Seele hinterlassen. Die Panik, dass ich wieder abgeholt werde, wieder unter Hausarrest gestellt werde, wieder diese grauenhaften Erniedrigungen erleben müsse, verfolgte mich.
Während fünf Jahre hatte ich keinen Kontakt mit den Eltern oder Geschwister. Diese Zeit hat mir sehr gutgetan, nicht mehr den Demütigungen, Druck ausgesetzt zu ein. Als ich mehrmals Salsesia zufällig in Züri begegnete, kannte sie mich nicht!

Meine Rebellion war ein Hilfeschrei, eine Auflehnung gegen diese autoritäre Erziehung, gegen die Schläge, gegen die ständigen Drohungen, Manipulationen, gegen die sexuellen Missbräuche. Dieses Ausgeliefertsein war eine unaufhörliche Demütigung.

Im Sommer hatte Vater Geburtstag, in meiner Naivität kaufte ich bei Tabak Nägeli eine Schachtel mit guten Zigarren, schickte ihm die als Geschenk. Einige Tage später erhielt ich diese kommentarlos zurück.
Salesia sagte mir später, Vater hätte Angst gehabt, ich hätte ihm vergiftete Zigarren geschickt!
Ebenso sagte sie mir, Vater hätte Mutter, allen Geschwistern verboten, in seiner Gegenwart meinen Namen zu nennen, über mich zu reden. Ich sei für ihn gestorben, ich existiere für ihn nicht mehr!
Als ich endlich zwanzig Jahre alt wurde, also volljährig, schrieb ich den Eltern einen Brief, sie sollen mir noch einige, mir liebe Andenken an meine Gotte senden, auch hatte ich noch Geld auf der Bank, so hatten sie meine Adresse.
Jahre später ist Vater an Krebs erkrankt, als sein Ende nahte, fragte Mutter ihn, ob ich ihn besuchen dürfe. Mutter rief mich an, Vater erlaube mir, ihn zu besuchen, ich sagte ich müsse mir das zuerst überlegen und auch mit meinem Mann besprechen, ob er das wolle.  Rita und Mutter übten sehr viel Druck auf mich aus, damit ich Vater besuche. Ich war inzwischen verheiratet, Ernst war damit einverstanden.

Anfangs 1977 wurde ich schwanger, ich freute mich sehr auf das Kind. Es ging mir auch blendend.
Darum ertrug ich diesen Druck durch Mutter und Rita gar nicht.

Als ich nach fünf Jahren wieder in das Elternhaus trat, erschlug mich die Stimmung beinahe. Diese lähmende, Untergangsstimmung, all das Verneinende, Destruktive war dermassen erdrückend.
Erst als ich im Haus war, wurde mir richtig bewusst, nun werde ich Vater sehen, mein Herzschlag setzte aus. Selbst als totkranker Mann hatte Vater immer noch die Macht mich einzuschüchtern. Rita und ihr Mann Max, die auch mitgekommen waren, und Ernst begrüssten den Vater, ich blieb in der Stube. Rita forderte mich auf, Vater zu begrüssen, widerwillig ging ich zu ihm. Wir hatten einander nichts zu sagen, eine Weile blieb ich wortlos bei ihm, dann ging ich wieder ins Wohnzimmer.
Am Sonntag, kurz bevor wir mit Rita und Max nach Hause fuhren, fragte Rita Max etwas, was er ablehnte. Nun führte sich Rita wie ein Kind auf, vor uns allen sagte sie zu ihrem Mann: „Schnuggi, liebst du mich nicht mehr, warum willst du das nicht, du liebst mich nicht mehr“! Wegen ihres Verhaltens musste er natürlich nachgeben.
Genauso ging auch Salesia mit ihrem Mann um. Auch Mathilda ging diesen Weg, sie mochte es besonders, ihren Mann vor mir oder anderen Besuchern Vorwürfe zu machen, ich oder die anwesenden Besuchern, hätten dann für sie Partei nehmen sollen!
Ich habe mich oftmals für dieses Verhaltens meiner Schwestern geschämt.
Zwei Monate nach diesem Besuch ist Vater an Krebs gestorben.
Mein Mann rief mich am Arbeitsplatz an, er war sehr komisch, sehr künstlich, fragte was los sei, er rückte nicht mit der Sprache aus.
Mutter wusste das ich schwanger sei, aus einer Eingebung rief ich sie an, fragte wie es gehe, ihre kurze, kalte Antwort: «Wie soll es gehen, Vater ist gestorben». Sie beendete so das kurze Gespräch. Ich erlitt einen Schock, ich dachte: Nun ist Vater tot, wir können unser Problem nicht lösen, ich hatte nie einen Vater, werde nie einen Vater haben.
Mein Chef erlaubte mir nach Hause zu gehen. Daheim spürte ich viel Unruhe im Bauch, legte mich auf die Couch, streichelte meinen Bauch, bat das Kind, bei mir zu bleiben. Immer wieder sagte ich, bitte bleib bei mir, bitte bleib bei mir.
Dank der Lieblosigkeit von Mutter hatte ich beinahe eine Fehlgeburt, so ist das Böse!
Als Vaters Sarg in die Erde gelassen wurde, schüttelte es mich vor Lachen, ich musste mich mit dem Gesicht an Ernst Brust lehnen, damit die Leute mein Lachen nicht sehen. Ich konnte es nicht kontrollieren.
Da begriff ich, wenn ich nicht geflohen wäre, würden sie nun meinen Sarg in die Erde lassen.

Zwischen Vater und mir ging es um Sein oder Nichtsein!

Ich wusste genau, dass ich mit der Schwangerschaft etwas gemacht hatte, das ich NIE hätte tun dürfen. Nachdem Mutter und Rita davon erfahren hatten, kam immer wieder eine schwere, lähmende Stimmung über mich. Vor allem Rita – die sich Kinder wünschte, aber keine bekommen konnte – war sehr eifersüchtig auf mich.
Einige Wochen vor der Geburt, lud mich Salesia in die Stadt ein, damit sie mir einige Geschenke für das Baby kaufen könne. Als wir nach dem Einkaufen in ein Restaurant gingen, sass ich wie die Maus vor der Schlange, ich spürte ihre Mordlust noch lange Zeit.
So hatte ich starke Schuldgefühle meiner Familie gegenüber, ein Kind zu bekommen, das ich – nach ihrer Meinung nach – nie hätte bekommen dürfen. Durch diese enormen Schuldgefühle, konnte ich mich dem Sohn lange Zeit nicht öffnen, ich konnte das Kind nie richtig annehmen, war dadurch für ihn seelisch nicht erreichbar.
Mein Sohn hat durch meine Schuldgefühle viel Leid erlebt.

Zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes verliess ich Ernst, wurde geschieden. Für Mutter, die nun Witwe war, war ein Traum wahr geworden, sie setzte mich enorm unter Druck damit ich zu ihr ziehe, für sie sorge. Sie werde mir auch einen kleinen Lohn bezahlen. Bereits als ich mit fünfzehn Jahren ins Welschland ging, wusste ich, nie mehr werde ich hier leben, mit den Eltern unter einem Dach, NIEMALS. Zudem lehnte sie meinen Sohn ab, weil ich mit ihm anders umging als sie mit mir, ich verwöhne ihn zu sehr. Sie provozierte sogar dieses kleine Kind!
Bereits einige Jahre nach der Scheidung wollte ich mit meiner Familie den Kontakt abbrechen. Für mich war es ungesund mit ihnen Kontakt zu haben. Meine Ärzte rieten mir davon ab, ich müsse nur sachlich mit ihnen umgehen, dann gehe es, die Familie sei doch ein Anker, halt diese verlogenen, bürgerlichen Argumente. Weil sie Ärzte waren, ich ja immer die Schuldige war, liess ich mich wieder beeinflussen.
Mutter hat mit mir schon immer schlecht über die Männer gesprochen. Besonders nach meiner Scheidung sagte sie mir immer wieder: «Ottilia, ich will nicht, dass du mit einem Mann zusammen bist. Lebe alleine, du weisst ja jetzt wie die Männer sind, sie nützen die Frauen nur aus, wollen nur das Eine». Einmal wurde mir das zuviel, ich antwortete, sie solle mich mit solchen Aussagen in Ruhe lassen, sie war eine grosse Männerhasserin.
Mutter und vor allem Rita, aber auch die anderen Schwestern, ertrugen es nicht, dass ich eine Beziehung habe. Kurz nachdem ich vom Frauenhaus in meine Wohnung gezogen war, lernte ich durch „Zufall“ einen sehr netten, liebenswürdigen Mann kennen. Aus Angst, wieder soviel Hass, Neid zu erleben ging ich nicht darauf ein. Ich dachte: Wenn ich so kurz nach der Trennung wieder eine Beziehung habe, bringt Mutter mich eigenhändig um! Getrieben von dieser Angst, wieder gesteinigt zu werden, dass meine Familie wieder eine Beziehung mit Druck und Intrigen zerstöre, habe ich auf drei weitere gute, liebenswürdige Männer verzichtet!
Kurze Zeit bevor ich mit meinem damaligen Freund nach Thailand in die Ferien flog, ist Rita aus Neid total ausgerastet, da hat sie ihr wahres, böses Gesicht gezeigt. Sogar meinen fünfjährigen Sohn hat sie skrupellos benützt um ihre teuflischen Instinkte über mich zu schütten. Es war ein sehr dramatisches Erlebnis, vor allem für den Sohn, aber auch für mich, sowas hätte ich ihr doch nicht zugetraut!
Mathilda war in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung gezügelt. Ihr Mann war während zwei Monaten nach Südamerika gereist. Kurz nach seiner Abreise musste sie notfallmässig operiert werden. Da ich in ihrer Nähe wohnte, musste ich für ihre Wohnung schauen, immer wieder Besorgungen für sie machen, Sachen ins Spital bringen, Termine für sie absagen usw, dies während mehrerer Wochen – alles nach meiner Arbeit. Die Besuche bei ihr im Spital waren alles andere als angenehm, sie war stark depressiv, aggressiv weil ihr Mann seine Ferien nicht abbrach. Als sie nach der Reha wieder daheim war, rief sie mich an, sie hätte Salesia und Fredy zum Essen eingeladen, Salesia hätte sie mehrmals im Spital besucht, ihr Blumen gebracht, da müsse sie sich doch erkenntlich zeigen. Ob ich zum Dessert kommen wolle?
Nein, wollte ich nicht, ich hatte während beinahe zwei Monaten mehrmals in der Woche für sie allerlei Dinge erledigt, sie öfters besucht. Mich lädt sie zum Dessert ein, habe nie ein Dank für meine Hilfe erhalten! Wo bleibt die Wertschätzung?
Als ich ein Jahr nach Mutters Tod mit dem Vater meines jüngsten Sohnes nach Trun fuhr, meine Schwestern sahen, wie verliebt wir waren, konnten sie ihre billigen Instinkte von Eifersucht natürlich nicht beherrschen. Rita benützte meinen Bruder Joe um mich zu provozieren. Zwei andere Schwestern ignorierten uns einfach. Mathilda schrieb mir nach drei Wochen einen dermassen bösartigen Brief, den ich nach dreimal lesen, immer noch nicht verstand. Da kam ihr Neid, ihre Wut, ihre Aggressionen so stark zum Ausdruck. Seitdem hatte ich keinen Kontakt mehr mit ihr.
Wie konnten diese Frauen so tief sinken? Wie konnten diese Frauen sich dermassen stark vom Bösen benützen lassen?
Als schwarzes Schaf dieser gestörten Familie hatte ich ihrer Meinung nach, kein Recht dass es mir gutgehe, kein Recht eine gute Beziehung zu haben, kein Recht glücklich zu sein.

Das Ableben von Mutter war absehbar, so trafen wir uns im Elternhaus um zu bestimmen, wer die Vollmacht erhalte um ihr Begräbnis und alles was damit zusammenhänge, zu organisieren, letzte Rechnungen zu bezahlen, und der gesamte Nachlass der Eltern aufzuteilen, organisieren, überwachen soll. Anlässlich dieses Treffens haben wir erfahren, dass Mathias ganz hinterhältig vor einigen Wochen das Elternhaus von Joe gekauft hat. Ihn und uns finanziell ganz übel betrogen hat. Rita, Mathilda und Salesia waren ausser sich, die Stimmung war extrem.
Nach diesem Treffen wollte Mathilda mich dahingehend manipulieren, sich solle Mathias im Namen der Geschwister anklagen, weil er uns alle betrogen, hintergangen habe. Ich lehnte das ganz entschieden ab.
Es gab zwei Personen, die die administrativen Arbeiten, den Nachlass regeln, erledigen konnten, Mathias und ich. Zu Mathias hatten die Schwestern aus verständlichen Gründen kein Vertrauen mehr – er konnte es nicht verstehen, dass wir sein mieses Verhalten nicht gut fanden! Also bekam ich die Vollmacht der Geschwister das alles zu erledigen.
Drei Wochen nach der Begegnung mit den Geschwistern, rief mich eine Nonne des Altersheims in Trun an, teilte mir mit, dass sie Mutter ins Spital Ilanz eingeliefert hätten, es gehe mit ihr zu Ende. Am nächsten Tag, Samstag fuhr ich mit meinem Sohn nach Ilanz um nach Mutter zu sehen, Mutter war sehr unruhig, war  an Händen und Füssen ans Bett gebunden. Sie hatte ja immer absolute Panik vor dem Tod, was ja nicht verwunderlich war. Sie wollte, dass ich sie losbinde, sie müsse weggehen…… Wir schauten uns lange in die Augen, es war das erste Mal, dass ich Mutter so anblicken konnte. Mein Blick sagte ihr: «Stirb endlich, so kann ich endlich anfangen mein eigenes Leben zu leben»! Kurz nachdem wir sie verlassen haben, ist sie gestorben.
Als ich vor ihrem Sarg stand, lief vor meinen Augen ein Film ab, was für ein unsagbares Leid ich wegen Mutter erlitten hatte. Was mich besonders faszinierte, Mutter die Männer ja dermassen gehasst hatte, wurde zwischen zwei Männer begraben, nun musste sie das aushalten.
Als ich im Elternhaus angekommen war, wurde ich von Joe, der Mutter besuchen wollte angerufen, sie sei gestorben, nachdem ich sie verlassen habe. So konnte ich dann alle Geschwister über ihren Tod informieren. Mathias, der Mutter ebenfalls besuchen wollte, und Joe kamen ebenfalls am Samstag ins Elternhaus. Da im Haus keine Lebensmittel vorhanden waren, konnte ich bei meiner Freundin und ihrem Mann das Notwendige bis Montag besorgen. Am Montag kamen dann die Schwestern, sie brachten Nahrung für einen Tag mit, am Dienstag war die Beerdigung, nach der Beerdingung fuhren sie alle wieder nach Hause. Nachdem ich vom Samstag bis Dienstag mit den Geschwistern im Elternhaus zusammen war, bekam ich eine schwere Nierenbeckenentzündung! Die Spannungen, schlechte Stimmung zwischen den Geschwistern war kaum auszuhalten. Es gab mehrere kleinere Streitereien, die ich schlichten musste. Nach der Beerdigung blieb ich bis zum Samstag alleine im Elternhaus, weil ich einige administrativen Arbeiten zu erledigen hatte und weil am Samstag wieder ein Gottesdienst für Mutter gelesen wurde. Meine Ärztin schickte mir die entsprechenden Medikamente für die Nierenbeckenentzündung.
Als ich an diesem Samstagnachmittag in Chur im Zug nach Züri umstieg, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl nach Hause zu fahren. Nach dem Tod von Mutter habe ich mich so frei, fröhlich, gelöst gefühlt, wie nie in meinem Leben! Endlich war ich von diesen erdrückenden Schuldgefühlen, gegen den Willen von Mutter zu leben befreit, eine grosse Last fiel von mir ab!
Auf Anfang November sollten wir uns alle im Elternhaus treffen, um das gesamte Erbe aufzuteilen. Bereits zuvor wurde ich von Rita bösartigst angefahren, sie die jedes Jahr an Allerheiligen/Allerseelen nach Trun fuhr, blieb dieses Jahr, als es um das Aufteilen des Nachlasses ging, einfach weg. Sie machte mir schwerste, unbegründete Vorwürfe, Mathilda musste ihre gewünschten Erbstücke mitnehmen! Auch Mathilda und Salesia behandelten mich sehr respektlos. Nachdem Mathilda und Salesia sich verabschiedet hatten, blieben Mathias, seine Frau, Maria mit ihrem Mann, Helena mit ihrem Mann Joe und ich noch im Haus. Wir sassen zusammen, erzählten uns Andenknoten, hatten eine gute letzte Zeit im Haus.
Nachdem der gesamte Nachlass zur Zufriedenheit der Geschwister abgeschlossen war, das Haus nun an Mathias überging, ging ich auch mit dem Ort auf Distanz. Ich konnte einfach nicht mehr nach Trun fahren, all das schreckliche Leid, dass ich da erlebt hatte, verband ich mit diesem Ort. Nach zehn Jahren fuhr ich an einem Sonntag ganz spontan dorthin. Als ich aus dem Zug stieg, nahm ich die schöne, beinahe unberührte Natur in all ihrer Schönheit wahr. Ich lief durch das Dorf, als ich am Elternhaus vorbeilief, wusste das Mathias und seine Frau nun darin leben, zitterten meine Knie. Lief nochmals um das Haus, hoffte sie würden mich nicht sehen.
Nun genoss ich die schöne Landschaft, sagte mir, wegen meiner bösartigen Familie habe ich während zehn Jahren darauf verzichtet hierherzukommen. Die Landschaft ist ja nicht meine Familie, ich lasse es mir durch all die Traumas, die ich mit diesen Menschen erlitten habe, es mir nicht mehr nehmen hierher zu kommen, denn hier sind meine Wurzeln.
Im Jahr 2011 verbrachte ich einige Tage in Trun, mein Bedürfnis nochmals in das Elternhaus zu gehen, war sehr stark. Also lief ich nochmals dorthin, als ich vor dem Haus war, stand Mathias davor, ich begrüsste ihn. Spürte seine Unsicherheit, er fragte mich ganz aggressiv, was ich hier wolle. Seine Angst ich würde mit ihm streiten, wie die Schwestern, muss ausgeprägt gewesen sein. Meine Antwort ich verbringe hier einige Tage, wollte einfach vorbeikommen. Je länger wir miteinander sprachen, umso entspannter wurde er. Seine Frau hörte, dass er mit Jemanden sprach, kam aus dem Haus, ich begrüsste sie freundlich, zuerst tat sie, als ob sie mich nicht kenne, wir wechselten einige Worte, dann ging sie wieder ins Haus. Es wurde Essenszeit, Mathias wurde zum Essen gerufen, ich verabschiedete mich von ihm, rief seiner Frau einen Abschiedsgruss zu. Da lud sie mich ein, zum Mittagessen zu kommen. Ich trat in das renovierte Haus, während des Essens hatten wir ein gutes Gespräch. Nach dem Essen zeigte mir Mathias seine schriftlichen Arbeiten, die CD, die er mit seinem Freund aufgenommen hatte. Sie hatten das Haus renoviert, es sah gut aus. Nach zwei Stunden musste ich, bevor ich das Haus verliess, auf’s WC. Als ich im Spiegel schaute, erschrak ich ab meinem Spiegelbild. Mir war die ganze Energie abgezogen, ich sah um Jahre gealtert aus! Das Haus war zwar renoviert, die Menschen hatten ihre Seelen nicht erneuert, es herrschte noch diese lähmende, schwere, erdrückende Stimmung. Ich verabschiedete mich, dankte für das Mittagessen. Als ich mich vom Haus entfernt hatte, musste ich im Schatten sitzen, mich sammeln, ich fühlte mich als sei ich ein doppelter Marathon gelaufen………
Da ich einmal mehr, für sie die Arbeit erledigt hatte, hinterher ungerechterweise angegriffen wurde – von den Schwestern wäre keine in der Lage gewesen diese Arbeit auszuführen – hatte ich endgültig die Nase voll. Die Beerdigung zu organisieren, das Aufteilen des Nachlasses wegen den Streiterein unter den Geschwistern durchzuführen, war ja kein Zuckerschlecken. Aber ich war ja das schwarze Schaf der Familie, mit mir konnten sie ja so umgehen! So beschloss ich, als schwarzes Schaf habe ich nun genug wegen meiner Familie gelitten, war jahrelang ihr Prügelmädchen, jetzt ist endgültig Schluss, ich lasse mich nicht mehr so respektlos, erniedrigend behandeln. Ich kann und will mich nicht mehr von den Schwestern so behandeln lassen. So zog ich mich immer mehr zurück, nahm keine Einladungen mehr an. Sie realisierten nicht, dass ich den Kontakt nicht mehr wollte. Als ich im Frühling 1997 zügelte, gab ich ihnen meine neue Adresse nicht an. Sie fanden sie heraus, machten mir deswegen Vorwürfe! Immer wieder drängten sie sich mit allen möglichen Mittel mir auf, Rita manipulierte Mathilda und Helena, sie mussten mich anrufen, mich unter Druck setzten.  Als sie damit kein Erfolg hatten, rief die Königin der Intrigen und Druck, Rita persönlich an, versuchte mir Schuldgefühle zu machen, da beendete ich das Gespräch. Trotzdem gaben sie nicht auf – als schwarzes Schaf hatte ich nie dazugehört, war immer nur am Rand geduldet bis sie mich brauchten, wenn ich für sie die Arbeit erledigt hatte, fielen die Schwestern mir in den Rücken – weil ich mich verabschiedet hatte, war ich plötzlich wertvoll für sie. Immer wieder erhielt ich Einladungen, auf die ich nie reagierte, bis mir der Kragen platzte. Als ich wieder eine Einladung zu einem Geburtstagsfest von Helena erhielt, schieb ich ihr einen heftigen Brief, welchen sie dann den Geschwistern zeigen solle. Von da an hatte ich endlich Ruhe vor ihnen, das war allerding im Jahr 2010. Mein Befreiungskampf mit den Geschwistern dauerte also von 1997 bis 2010! Meine Geschwister wollten mich, ihr Opfer nicht verlieren! Es war die zweitbeste Entscheidung in meinem Leben. Seit ich den Kontakt mit den Geschwistern abgebrochen habe, geht’s mir gut!

Als schwarzes Schaf gehöre ich keinem Clan an!
Wie die Menschen mit mir umgehen, ist für mich als schwarzes Schaf, ein grossartiges Indiz dafür, ob sie ihre billigen Instinkte beherrschen, oder ob sie von ihren miesen Instinkten beherrscht werden!
Februar/März 2024


Flucht ins Frauenhaus
Während des Sommers 1979 habe ich sehr viel brutale Gewalt mit meinem Ex-Mann erlitten, die Gewaltspirale steigerte sich immer. Besonders die brutale Vergewaltigung, der misslungene Mordversuch waren sehr traumatisierend. Diese zwei schrecklichen Verbrechen innert kurzer Zeit erleiden zu müssen war unbeschreiblich.
Nach der Vergewaltigung, dem misslungenen Mordversuch sprach ich mit meiner Freundin über die schlimmen Erlebnisse dieses Sommers. Das Frauenhaus Zürich war drei Jahre zuvor eröffnet worden, sie gab mir die Telefon-Nummer, empfahl mir, dort anzurufen.
Mein Ex arbeitete als vollamtlicher Abwart in einer grossen Siedlung, hatte sein Büro/Werkstatt im gleichen Haus wie unsere Wohnung. Unter unserer privaten Telefonnummer, hatte er einen zweiten Apparat in seinem Büro. Wenn ich in der Wohnung telefonierte, konnte er, wenn er wollte, meine Gespräche mithören!

Als ich am Nachmittag mit dem kleinen Sohn zum Spielplatz ging, machte ich einen grossen Umweg um aus einer Telefonkabine im Frauenhaus anzurufen, damit mich Niemand aus der Siedlung sehen würde, dem Mann erzählen konnte, ich hätte aus einer Kabine telefoniert. Die Teamfrau gab mir die gewünschten Auskünfte, dankte ihr, sagte, ich werde mich melden, sobald ich eine Gelegenheit hätte den Mann zu verlassen.
Wie gesagt, der Mann arbeitete in unmittelbarer Nähe, er kam oft auch tagsüber in die Wohnung, war er in seiner Stammbeiz konnte er unsere Wohnung, Hauseingang sehen. Zudem kannten mich alle Mieter, so konnte ich nicht einfach packen und gehen, meine Panik erwischt zu werden, danach wieder extreme Gewalt zu erleben, war unbeschreiblich. Also musste ich eine Gelegenheit abwarten, wo ich ganz sicher sei, er erwische mich nicht. Seit wir aus Locarno zurückgekehrt waren, wo er versucht hatte mich zu töten, war er beinahe «lammfromm», sodass ich mich «einigermassen» sicher fühlte! Um die zweihundert Male hatte ich die Drohung gehört: „Wenn du mich verlässt bringe ich dich um“! Da ich ja erst kürzlich dieses traumatische Erlebnis eines Mordversuchs überlebt hatte, war ich voller Panik, darum war es mir wichtig, nicht erwischt zu werden, lieber ein paar Tage länger Aushalten, als nochmals Gewalt zu erleben! Ich wollte auf keinem Fall, dass unser Sohn nochmals miterleben müsse, wie ich geschlagen, verbal demütigt werde! Ausserdem spürte er die Veränderung in mir, konnte sie aber nicht einordnen, denn nun war mir klar, ich muss ihn verlassen, sonst bringt er mich um. Alleine, die Entscheidung ihn zu verlassen, löste in mir eine gewisse Stärke aus.
Zwei Wochen nach unserer Rückkehr kam der erlösende Tag, der Mann war bei der freiwilligen Feuerwehr, am vierten Oktober hatten sie eine Übung. Das war «mein Tag»!
Holte auf dem Estrich den Koffer, packte meine und dem Sohn seine nötigsten Sachen, versteckte den Koffer unter meinem Bett. Am Nachmittag als ich mit dem Sohn unterwegs war, fuhr ich in die Stadt, von dort rief ich zwei Tage vorher im Frauenhaus an, sagte, ich werde übermorgen so gegen halb acht abends mit dem Sohn kommen. Die Teamfrau sagte mir, wo das Taxi halten soll, sie warte dann dort auf mich. Am vierten Oktober waren meine sehr strapazierten Nerven gespannt wie Drahtseile. Wieder am Nachmittag rief ich aus einer Telefonzelle eine Taxizentrale an, bestellte das Taxi auf 19.15, mit der Bitte, das Auto solle pünktlich dort sein. Dann rief ich noch kurz Mutter, meine Freundin an, um sie zu informieren. Musste mich den ganzen Tag bemühen, ruhig zu sein, der Mann durfte ja keinen Verdacht schöpfen, es war ein sehr anstrengender Tag. Als der Mann zu der Feuerwehrübung ging, war ich so erleichtert; ich werde ihm nie mehr ausgeliefert sein, er würde mir nie mehr körperliche Gewalt antun können. Was für ein Gefühl, unbeschreiblich. Ein Gedanke setzte sich in meinem Kopf fest: Wenn mir eine Person je wieder körperliche Gewalt antut, bringe ich diese Person um!

Ich packte die restlichen Sachen, Spielsachen des Sohnes, das Taxi wartete vor dem Haus. Als wir unterwegs waren, fragte der Sohn wohin wir den fahren, ich hatte ihm ja nicht sagen können, dass wir seinen Vater verlassen. Der Sohn war genau zwei Jahre alt, ich war sechsundzwanzig Jahre, sah mindestens zehn Jahre älter aus!

Wie vereinbart, wartete die Teamfrau am angegebenen Ort auf mich. Wir mussten durch einen grossen Garten zum Haus laufen. In der Küche sassen drei oder vier Frauen, sie redeten lachten und rauchten, kleine Kinder spielten. Mein erster Gedanke war: «Oh mein Gott, wie können diese Frauen in einer solcher Situation so herzlich lachen? Was ist in deren Beziehung passiert, dass sie mit den kleinen Kindern hier sind, warum müssen diese Kinder bereits in diesem Alter soviel Leid erleben»?
Wir wurden in «unserem Zimmer» gebracht, es war ein grosses Zimmer, mit vier Betten, je zwei Kajüten-Betten, einfach eingerichtet, sehr hell. Da zurzeit nicht viele Frauen und Kinder hier Zuflucht gesucht hatten, konnten der Sohn und ich das Zimmer alleine bewohnen.
Die Teamfrau verabschiedete sich, sie werde durch die Nachtschicht abgelöst. Ich solle in etwa einer halben Stunde ins Büro kommen. Nun konnte ich dem kleinen Sohn erklären, dass wir für eine Weile hier leben würden. Packte seine Plüschtiere, andere Spielsachen aus, damit er sich wohlfühle. Musste dringend auf die Toilette, um zu erbrechen.
Wir gingen nach unten, da ich noch früh dran war, begrüsste ich zuerst die Frauen in der Küche, der Sohn ging zu den Kindern. Dann konnte ich ins Büro, Corinne, die Nachtschicht hatte, begrüsste mich. Sie war mir sofort sympathisch, bat mich, meine Situation für’s Protokoll zu schildern. Sie war sehr verständnisvoll, fragte behutsam nach, wenn etwas unklar war. Der Sohn war an allem was in Büro war, sehr interessiert. Fasste was ihm gefiel an, schaute es an, nahm Bücher aus dem Regal usw. Ich war wie auf Nadeln, bat ihn das nicht zu tun, jenes zu lassen. Corinne sagte mir: «Lass ihn doch, es ist gut, normal macht er das». Ich war so gewohnt, dass er nichts «falsch» machen dürfe, dass ich dauernd eingriff, um nicht wieder verbal fertig gemacht zu werden. Nach zwei Stunden beendeten wir das Gespräch, es war nach 22.00 Uhr.
Als ich am nächsten Morgen erwachte staunte ich sehr, denn es war nach neun Uhr. Wir hatten beide durchgeschlafen, was wir beide seit Monaten nicht mehr getan hatten! Von nun an schliefen wir jede Nacht durch.
Nach dem Morgenessen kam Annemarie auf mich zu, sie hatte Frühschicht. Sie erklärte mir die Hausordnung, in der Küche war eine Liste mit den zu erledigenden Aufgaben; Kochen, Abwaschen, Putzen. Waschen, Einkaufen. Ich musste mich für die Arbeiten, die ich ausführen wollte, am entsprechenden Tag eintragen. Dann ermahnte sie mich, aus Sicherheitsgründen dürfe ich Niemanden sagen wo das Frauenhaus sich befinde. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Fenster im Erdgeschoss nur an bestimmten Zeiten geöffnet werden, die beidem Eingangstüren immer abgeschlossen sein (es war schon vorgekommen, dass Männer herausgefunden hatten wo das Haus war, waren vorbeigekommen). Die Kinder dürfen nie alleine im Garten spielen. In der Nähe des Hauses war eine Telefonkabine, von dort aus könne ich meine Anrufe machen, das Haustelefon sei nur für das Team.
Sie bat mich wieder ins Büro zu kommen, hatte meine Geschichte gelesen. Fragte, wie ich meine Zukunft vorstelle. Ich wolle die Scheidung, etwas anderes komme für mich nicht in Frage. Das Team hatte mit verschiedenen Ärzte Vereinbarungen, es gab eine Liste davon; Allgemein Medizinern, Gynäkologen, Kinderärzte, Zahnärzte usw. Dann hatten sie auch mit einigen Anwälte Vereinbarungen, da ich keine finanzielle Mittel hatte, gab sie mir die entsprechende Liste, damit ich einen Anwalt aussuchen könne. Dann gings noch um die Finanzierung unseres Aufenthalts im Frauenhaus, der Verein hatte mit dem Sozialamt des Quartiers einen Vertrag, der war für alle Frauen, auch für die, die nicht aus der Stadt Zürich kamen, verantwortlich. Der Sozialarbeiter rechnete mit dem Heimatort der Frauen die Finanzierung ab.
Einige Tage später hatte ich dann einen Termin bei diesem Sozialarbeiter. Er war äusserst freundlich und verständnisvoll.

Da ich für den ersten Tag keine «Aufgaben» hatte, schaute ich mit dem Sohn die Umgebung an. Das grosse, gediegene Haus lag in einem schönen, grossen Garten, alte Obstbäume, ein Gemüsegarten war angelegt, dazu noch einige Himbeer- und Johannisbeerensträuche, das Wäschehaus lag etwas abseits. Es gab zwei Zugänge zum Haus, eins in der Nähe des Wäschehauses, das andere von der Vorderseite. Das Haus befindet sich in einem Aussenquartier, Tram- und Bushaltestellen sind in unmittelbarer Nähe, ebenso Einkaufsmöglichkeiten. Das Haus wurde vermutlich anfangs der 1900 Jahre erbaut, gehörte bestimmt sehr vermögenden Leute. Im Erdgeschoss war eine grosse Küche mit einem Esstisch, daneben ein Essraum mit einer Eckbank, dann ein grosses Badezimmer, das kleine Büro, ein grosser Salon, mit angrenzendem Essraum. Eine schöne Treppe führte im ersten Stock, hier befanden sich fünf oder sechs Schlafzimmer, einige grosse, andere kleiner, ein WC, nochmals ein grosses Badezimmer. Eine weitere Treppe führte zum grossen Estrich.
Nach dem Mittagessen ging ich mit dem Sohn zu einem Spielplatz. Es war für mich ein ganz spezielles Gefühl, ohne Angst unterwegs zu sein. Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf, welchen Anwalt nehme ich, wie reagiert der Sohn auf die Trennung? Was auch entscheidend war, wie reagiert der Mann?

Am dritten Tag rief ich Mutter und meine Freundin an. Mutter war froh, dass ich mich getrennt hatte, sie sagte, ich solle meine Schwester Rita anrufen. Der Mann hatte bei ihr anscheinend Telefonterror gemacht, dauernd angerufen, weil er der Meinung war, ich sei dort. Auch bei meiner Freundin hat er Telefonterror gemacht, er vermutete mich auch bei ihr. Ich hatte sie schon gefragt, ob ich vorübergehend bei ihr wohnen könne, auch einer anderen Schwester hatte ich diese Frage gestellt. Beide sagten, sie würden mich und das Kind gerne aufnehmen, hatten aber Angst vor meinem Mann. Nachträglich bin ich froh, war ich im Frauenhaus, denn die Sicherheit und Beratung die ich dort erfahren durfte, hätte ich weder bei der Freundin (und ihrer Familie) noch bei der Schwester erfahren.

Am liebsten kochte ich, Kochen bedeutete Mittag- und Abendessen zubereiten. Es gab zwei Frauen, die tagsüber arbeiteten, nur am Abend und an den Wochenenden anwesend waren, die waren abwechselnd für das Morgenessen zuständig. Am allerwenigsten gerne machte ich die Wäsche und Putzen.
Eine Frau die arbeitete hatte einen Sohn, der etwas älter als mein Sohn war. Dieser Sohn lebte unter der Woche in einem Kinderheim. Es war ein bleicher, schüchterner Junge.
Ich hatte mich für eine Anwältin entschieden, erhielt einen Termin. Meine Freundin schaute in dieser Zeit zu meinem Sohn. Innerhalb kurzer Zeit musste ich meine grauenhaften acht Jahre mit diesem Monstermann erzählen, was immer wieder viel Schmerz auslöste. Die Anwältin war mir sympathisch, sie verstand mich gut.
Die Teamfrauen hatten entschieden, wenn sie nicht anwesend seien, dürfe ich das Telefon im Büro entgegennehmen, ich wurde auch am Abend für Picketdienst bis 22.00 eingeteilt.
Eine Woche nach Eintritt ins Frauenhaus wurde ich krank, hatte hohes Fieber, eine starke Angina, Ohrenschmerzen, der ganze Kopf tat mir weh. Die Frauen kümmerten sich um mich, es war rührend. Auch um den Sohn kümmerten sie sich.
Als es mir besser ging, hatte ich das starke Bedürfnis Mutter anzurufen. Es war ein kalter, nasser Herbstabend, ich musste das Gespräch von der nahen Telefonkabine aus machen. Da ich nicht soviel Kleingeld hatte, gab ich Mutter die entsprechende Nummer an, damit sie mich zurückrufe. Sie muss gespürt haben, dass ich am Anschlag war, sie rief zurück, es wurde das beste Gespräch, welches ich je mit Mutter hatte!
Einmal musste ich noch in die Wohnung, warme Kleider für uns holen, da begleitete mich eine der Teamfrauen. Ich hielt mich nur kurz dort auf, glücklicherweise bin ich dem Mann nicht begegnet. Die Frau fand unsere Wohnung sehr schön, war sie auch.

Ich erhielt den Termin beim Friedensrichter, diese Besprechung fand im Quartier wo ich gemeldet war, statt. Dieser Termin fand ungefähr drei Wochen nach meiner Flucht statt, ich hatte einige Bedenken alleine dorthin zu fahren. Das Team beruhigte mich, mein Mann werde mir nichts antun, der hoffe doch, dass ich zurückkomme.
Ich wartete im Vorraum, da sah ich einen Mann in einem schicken Anzug, mit einer Afrolook-Frisur, ich dachte es sei ein Südländer. Nach einiger Zeit kam der Mann auf mich zu, erst da erkannte ich meinen Mann. Er hat sich eine neue Frisur machen lassen! Er begrüsste mich sehr höflich, äusserst freundlich, er war der Meinung, ich mache Spass, ich könne doch ohne ihn nicht leben! Er bat mich, nach dem Treffen beim Friedensrichter nach Hause zu kommen, er wünsche doch so sehr Sex mit mir, er habe heute lange gebadet!
Der Friedensrichter war ein junger Mann, er stellte mir die Frage, warum ich die Scheidung wolle. Sagte ich sei geschlagen, vergewaltigt worden, der Mann wollte mich vom dritten Stock aus dem Fenster werfen, sei verbal fertig gemacht worden. Er fragte meinen Mann: «Stimmt es, dass Sie Ihre Frau geschlagen haben»? Die Antwort meines Mannes: «Es kann schon sein, dass ich meine Frau geschlagen habe. Aber ich bin nicht ein Mann der seine Frau grundlos schlägt, wenn, dann hat sie die Schläge auch verdient»!
Da ich im Frauenhaus wohnte, wurde die Post über die Anwältin an das Haus weitergeleitet. Ich fragte den Friedensrichter, ob er wisse wo ich zurzeit wohne, was er verneinte. Ich bat ihn um ein Stück Papier, worauf ich Frauenhaus schrieb. Der junge Friedensrichter war auch der Meinung in unserem Fall komme eine Scheidung in Frage. So wurden wir entlassen.
Nun manipulierte mich mein Mann, damit ich mit ihm nach Hause komme, damit wir Sex haben können. Er halte es ohne mich fast nicht mehr aus. Ich lehnte dies mehrmals so vehement ab, dass er irgendwann doch begriff, dass daraus nichts werde. Also drängte er darauf, dass ich mit in einem Café gehe. Ich trank meinen Tee, er jammerte die ganze Zeit, wie sehr er mich vermisse, unseren guten, schönen Sex! Nach unserem Sohn fragte er nie, er machte sogar die Aussage, wir könnten den Sohn seiner Gotte geben, und alleine leben, wir hätten es doch ohne den Sohn so schön gehabt!
Mir wurde schlecht, ich musste mich verabschieden. Zuerst fuhr ich zum See, machte einen Spaziergang um das Erlebte zu verarbeiten. Glaubte der Typ wirklich, ich würde meinen Sohn meiner Schwester abgeben um nochmals mit ihm zu leben? Glaubte der Typ wirklich, ich würde nach seiner brutalen Vergewaltigung, seinem misslungenen Mordversuch nochmals Sex mit ihm haben? Leidet er an Gedächtnisschwund?
Glücklicherweise konnte ich mich im Frauenhaus mit Annemarie aussprechen, was für eine Erleichterung, Verständnis zu erleben.
Einige Tage nach dem Termin beim Friedensrichter begann ich eine preisgünstige Wohnung zu suchen. Jeden Tag schaute ich mir die ausgeschriebenen Wohnungen an. Schrieb soviele Bewerbungen wie möglich.
Auch musste ich auf Anraten der Teamfrauen, mein Hausarzt aufsuchen, damit er mir eine Bestätigung über meine Gehirnerschütterung ausstelle. Da ich leider damals aus Scham nicht ehrlich zu ihm war – sagte ich hätte diese durch einen Sturz erlitten – bestätigte er nicht, dass ich diese durch die Schläge meines damaligen Mannes erlitten hatte. Dann standen noch Termine beim Frauenarzt an.

Meine Freundin hatte mir eine Halbtagsstelle bei einem Bekannten besorgt. Einige Male in der Woche arbeitete ich dort am Nachmittag im Büro. Der kleine Sohn war in dieser Zeit bei einer Tagesmutter in der Nähe des Frauenhauses.

Ungefähr zwei Wochen später hatten wir bei meiner Anwältin eine Besprechung mit meinem ehemaligen Mann und seinem Anwalt. Damit die Anwältin mich auf das Gespräch vorbereiten könne, war ich bereits einige Zeit vor dem Treffen mit den zwei Herren dort.
Mein damaliger Mann hatte einer der teuersten Anwälte der Stadt engagiert, wie er mir sagte; «Der wird mir meine Alte schon zurückbringen»! Die zwei arroganten Herren traten ein, sie passten sehr gut zusammen, der Anwalt trug einen teuren Anzug, die Krawattennadel schmückte in der Mitte eine grosse Perle. Der Anwalt war ein gleich mieser Typ wie mein damaliger Mann. Seine Vorwürfe an mich waren alle unter der Gürtellinie, der einzige druckreife Satz war: «Wir wissen schon was Frau Keller im Sinn hat, denn sie hat nicht umsonst die Antibabypillen mitgenommen»!
Ich wusste gar nicht wie mir geschah, was da eigentlich ablief……….
Glücklicherweise führte die Anwältin das Gespräch, ich war ja durch den Mann an einiges gewohnt, was ich da hörte war nur grauenhaft.
Aber es ging dann auch noch um das Finanzielle, wieviel Alimente der Mann für das Kind und mich bezahlen müsse. Da ich seine zweite Frau war, er demzufolge bereits eine dreizehnjährige Tochter aus erster Ehe hatte, für die er Unterhalt zahlen musste, war sein Budget ziemlich eingeschränkt. Der Anwalt sagte sehr ironisch, ich werde doch bestimmt eine lukrative Arbeit finden…….
Auch nach dieser Begegnung war ich sehr froh im Frauenhaus zu sein, mich dort aussprechen zu können, Verständnis zu erfahren.
Nach diesem Treffen übergab der teure Anwalt den Fall einem Partner. Vermutlich, weil er mir nichts «anhängen» konnte, ich war für ihn uninteressant.

Die Teamfrauen waren auf finanzielle Unterstützung der Gemeinden angewiesen, Annemarie hatte die Aufgabe mit den Gemeinden diese Unterstützung zu regeln. Sie fragte mich, ob ich bereit sei, mit ihr zu einer solchen Besprechung mitzukommen. Für den gesamten Gemeinderat wäre es eindrücklich aus erster Hand von häuslicher Gewalt zu hören. Ich sagte zu, wir fuhren ins Zürcher Unterland, der gesamte Gemeinderat war anwesend, ein einziger Mann und um die zehn Frauen.
Annemarie stellte sich und mich vor. Ich wurde einfach ignoriert – Ende der siebziger Jahre wurde häusliche Gewalt nicht ernstgenommen. Die Bürgerlichen sahen in häuslicher Gewalt, Frauen die ihre Männer schlecht machen. Das Frauenhaus als ein Ort, wo Frauen von Emanzen manipuliert werden! Als Annemarie ihre Anliegen vorgebracht, die Gemeinderäte ihre Fragen gestellt hatten, sagte sie zu den Anwesenden: «Frau Keller ist eine der betroffenen Frauen, sie ist seit kurzem mit ihrem Sohn im Frauenhaus, sie hat sich bereit erklärt mitzukommen, damit Sie ihr Fragen stellen können».
Ich wurde mitleidig, teilweise verachtend angeschaut, der anwesende Mann, war sehr aggressiv, er meinte, wenn ich geschlagen worden sei, dann hätte ich meinen Mann ja sicher provoziert, es kamen nur klischeehafte Vorwürfe an mich, ich das Opfer wurde zur Täterin gemacht! Da wurde es mir zuviel, unter Tränen erzählte ich von den brutalen Schlägen, der Gehirnerschütterung, der brutalen Vergewaltigung, dem misslungenen Mordversuch, dass ich um mein Leben kämpfte. Eine surreale Situation, zumal der kleine Sohn in seinem Kinderbett im gleichen Zimmer schlief. Auch die ständigen Demütigungen durch die verbalen Entgleisungen, seien schlimm gewesen. Ich bekam einen Weinkrampf, nach den sehr entwürdigen Vorfällen mit dem Mann, nun von diesen verlogenen bürgerlichen Menschen noch als Täterin dargestellt zu werden war einfach zuviel des Guten! Erst als sie meinen Weinkrampf erlebten herrschte nur Stille, Betroffenheit.
In bürgerlichen Kreisen war Vergewaltigung in der Ehe ein «Kavaliersdelikt». An häuslicher Gewalt waren alleine die Frauen schuld, weil sie sich den Männern nicht unterordneten, ihn provozierten!
Nie hatte ich eine so starke Ablehnung, sogar Verachtung erfahren, weil ich den Mut hatte, offen zu dieser furchtbaren häuslichen Gewalt zu stehen. Diese Menschen wollten einfach nicht wahrhaben, dass es sowas in Wirklichkeit gibt, und wenn, dann sicher nicht bei Schweizer Paaren!
Und solche Menschen im Gemeinderat haben dann über uns Frauen (und Männer) die Gewalt erleben, Schutz bedürfen, zu entscheiden, unglaublich.

Ich war sehr erleichtert war die Sitzung zu Ende. Auf dem Heimweg tröstete mich Annemarie, sagte mir, ich hätte meine Ausführungen sehr gut vorgetragen, ruhig, sachlich, mein Weinkrampf habe meine Not unterstrichen und grossen Eindruck auf die Anwesenden gemacht.
Auch fand sie das Verhalten des Mannes total daneben, aber auch die Gemeinderätinnen hatten mich ja abgelehnt, verbal allerdings nicht so sehr «angefahren». Nach einiger Zeit erhielt sie von dieser Gemeinde die Zusicherung, sich an den Kosten zu beteiligen!

Annemarie musste die übrigen Teamfrauen über diese Sitzung informieren. Alle Frauen, sogar Lisbeth, kamen auf mich zu, bedankten sich für meine Unterstützung. Alle fanden meine Ausführungen sehr gelungen.

Wie gesagt, ich war die zweite Frau meines baldigen Ex-Mannes, aus erster Ehe hatte er eine dreizehnjährige Tochter. Die Mutter der Tochter hatte meinen baldigen Ex-Mann ein Jahr nach deren Geburt verlassen, seitdem lebte das Mädchen bei Pflegeeltern. Mein baldiger Ex-Mann hat auch seine erste Frau geschlagen!
Ich wusste, das Mädchen sei mit den Pflegeeltern in den Herbstferien, dass sie danach am Sonntag zum Vater müsse. Da ich befürchtete, der Vater werde sich an ihr abreagieren – verbal machte er sie immer fertig, auch an Schläge hatte ich gedacht – weil ich ihn mit dem Sohn verlasen hatte. So rief ich die Tochter nach der Rückkehr der Familie aus den Ferien an. Sagte ihr, ich sei im Frauenhaus, werde mich scheiden lassen. Fragte sie, ob ich ihre Mutter anrufen solle, damit sie mit dem Vater vereinbare, sie besuche ihn in der nächsten Zeit nicht. Sie bedauerte, dass ich mich scheiden lasse, meinte, sie werde sich überlegen ob sie zum Vater gehe.

Mitte November erhielt einen Anruf von der Beamtin der Amtsvormundschaft, die für die Pflegefamilie und meine Stieftochter zuständig war.
Die Frau redete zuerst um den heissen Brei, dann sagte sie, seit meine Stieftochter nach den Herbstferien beim Vater gewesen sei, gehe es ihr sehr schlecht, sie habe auch in der Schule stark nachgelassen. Dann sagte sie mir ganz offen, das Mädchen habe ihr geschrieben, sie sei beim letzten Besuch beim Vater von ihm sexuell missbraucht worden!
Was für ein Hammer, das hätte ich ihm doch nicht zugetraut, dieser perverse Typ! Die Vorständin besuchte darauf die Pflegefamilie, sprach mit dem Mädchen, das Mädchen sagte ihr auch, wenn sie bei uns gewesen sei, sie alleine mit dem Vater gewesen sei, habe er sie immer unsittlich berührt.
Nun wurde mir einiges klar. Wenn das Mädchen bei uns war, war sie immer mit mir zusammen, ging ich kochen, half sie mir, ging ich einkaufen blieb sie nie beim Vater. In meiner Naivität hätte ich nie daran gedacht, dass er sogar sexuell auf seine Tochter losgehen würde! Ich dachte, sie sei lieber mit mir, weil der Vater auch sie dauernd verbal fertig machte!
Ich war froh, dankbar hat das mutige Mädchen kurze Zeit nach dem sexuellen Missbrauch des Vaters, darüber reden (schreiben) können. So konnte die Pflegefamilie sie auch besser unterstützen.
Kaum lebte ich in meiner Wohnung, hatte einen Telefonanschluss, rief mich auch die Pflegemutter meiner Stieftochter an. Sie berichtete mir ausführlich, wie sich mein Ex zu seiner Tochter benahm, wenn ich nicht im Raum war. Auch über die Folgen seines sexuellen Missbrauchs, unter denen seine Tochter litt, berichtete sie mir ausführlich.
Für die Tochter war es ein Glück, lebte sie bei dieser Familie, denn ihre Mutter hatte etwa einen Punkt mehr Niveau als mein baldiger Ex-Ehemann!


Zu dieser Zeit lebten fünf Frauen, wir drei ganztags, zwei weitere Frauen arbeiteten, waren am Abend und an den Wochenenden, im Haus. Trotz der traumatischen Erlebnisse, die jede von uns mitbrachte, hatten wir eine erstaunlich gute Stimmung. Jede führe die täglichen Arbeiten aus, einmal die Woche war eine Sitzung mit einer Teammitarbeiterin.

Alma war seit mehr als einem halben Jahr hier, sie hatte zwei Kinder, einen sechsjährigen Sohn, eine Tochter die ungefähr acht Monate alt war. Sie stammte wie ihr Mann aus Jugoslawien, fühlte sich als «Königin», verbreitete eine destruktive Stimmung, mochte es, uns Neue zu kommandieren. Sie kümmerte sich nie um ihre Kinder, ihre Tochter war die ganze Zeit im dunklen Zimmer, sie gab ihr auch dort den Schoppen – selbst in diesem Alter.

Dann war Jll hier, eine junge, hübsche Frau, die ursprünglich aus England stammte, sie hatte zwei Söhne, fünf und drei Jahre alt. Als Teenager war sie als Au-pair bei einem Witwer mit zwei Kindern in der Innerschweiz angestellt. Sie wurden ein Paar, bekamen diese zwei Söhne, sie hat auch viel körperliche Gewalt erlitten.
Wenn sie kochte, dann gab’s Fish & Chips oder Irish-Stew, am Abend immer Toast Hawaii. Sie war sehr freundlich, eine angenehme Person, wir verstanden uns sehr gut. Sie sagte immer zu mir: «Ottilia, du musst mehr essen, du brauchst Kraft um das alles durchzustehen. Schau meine Söhne essen mehr als du». Ich hatte einfach keinen Appetit! Sie ging bald nach England zu ihren Eltern.

Von den zwei arbeitenden Frauen kann ich nicht viel sagen.

Dann kam eine Frau aus der Notfallstation, eine «heisse» Brasilianerin. Eins ihrer Augen war blaugrün, angeschwollen, man sah das Auge nicht, dann hatte sie Würgespuren am Hals. Ihr Mann war ein Sizilianer, sie wie erwähnt Brasilianerin, war mit einer Tanzrevue auf Tournee, in einem Cabaret lernten sie sich kennen, heirateten bald. Bei dem Streit gings um Geld, sie hatte das Geld in ihrem Slip versteckt, er suchte es überall, fand es nicht. Aus Wut darüber schlug und würgte er sie. Sie besass einen Papagei, aus Wut erwürgte er diesen vor ihren Augen. Als sie ins Frauenhaus kam, waren sie zwei Monate verheiratet.
Mit ihr hatten wir viel zu lachen, ihr Temperament war unglaublich, nach drei Wochen verliess sie das Frauenhaus.

Dann kam Irma mit ihrem Sohn Bobi, der war um die zehn Jahre alt. Sie stammte aus dem Ostblock, ihr Mann ebenfalls, aber aus einem anderen Land. Sie hatte über Jahre massive körperliche Gewalt erlebt. Einmal kochte sie Spaghetti, ihr Mann war darüber so wütend, dass er die Pfanne vom Herd nahm, schüttete das Essen auf dem Boden, verdrehte ihr Handgelenk. Ein anderes Mal schüttete er ihr eine Pfanne kochendes Wasser über den Rücken.
Nun waren alle Zimmer belegt.

Eine junge Frau – Maria mit drei kleinen, aggressiven Kindern kam notfallmässig. Nun musste ich mit Irma und Bobi das Zimmer teilen. Sie waren angenehm, wir verstanden uns gut. So eine Extremsituation schweisst zusammen.

Maria freundete sich schnell mit Alma an, sie gingen am Abend im Ausgang in einer Quartierbeiz, kamen gegen Mitternacht angetrunken zurück. Tagsüber waren wie dann müde, gereizt, Marias drei Kinder waren schlimm, nun gab es ihretwegen immer wieder Streit unter den Kindern. Die Gespräche der beiden Frauen handelten immer vom Ausgang, welche Männer sie antreffen würden!

Als ich bei der Sitzung beanstandete, die kleine Tochter von Alma weine oft am Abend, in der Nacht, sie lasse sie einfach weinen. Das Mädchen sei immer im dunklen Zimmer, bekomme in ihrem Alter immer nur Schoppen, war Alma sehr böse auf mich.
Daraufhin machte mir Lisbeth, eine dominante Teamfrau den Vorwurf, ich sei eine Einzelgängerin, warum ich denn nicht mit Alma und Maria im Ausgang gehe? Sowas hatte mir grad noch gefehlt! Ich sehnte mich so nach Ruhe. Was soll ich den ganzen Abend in einer Beiz? Mich betrinken, das ist nicht meine Welt.
Zudem bin ich sehr sensibel, ich nehme Dinge wahr, von denen andere keine Ahnung haben. Darum benötige ich viel Zeit für mich, um alles verarbeiten, einordnen zu können. Soll ich mit diesen zwei Frauen, die nur eine negative, destruktive Denkweise haben, meine Zeit in einer Beiz verbringen. Mein Sohn ihretwegen alleine lassen?
Maria, die am lautesten über ihren Mann schimpfte, ihn beinahe verteufelte, kehrte nach drei Wochen ganz plötzlich wieder zu ihm zurück! Wir waren darüber erleichtert.

Wieder notfallmässig kam eine Frau, die sehr übel zugerichtet war. Da kein freies Zimmer zur Verfügung stand, wurde sie im Wohnzimmer einquartiert. Während der ersten 2 – 3 Tage durften nur die Teamfrauen zu ihr. Ein Arzt kam täglich vorbei. Nach ein paar Tagen trugen die Teamfrauen mir auf, der verletzten Frau das Essen zu bringen (Suppen, püriertes Essen, Getränke mit Trinkhalmen). Als ich sie das erste Mal sah erschrak ich sehr. Oh, mein Gott, die Frau war übelst zugerichtet, sie hatte mehrere Wunden, Würgemale, geschwollene Augen, ausgerissene Haare. Wer hat ihr das angetan, wie hat sie diese Tortur bloss überlebt? Wenn sie ins Bad musste, musste sie von zwei Personen gestützt werden!
Anscheinend war der Täter auf freiem Fuss, dass sie ins Frauenhaus war und nicht im Spital.

Einige Frauen – vor allem Alma und Maria – reklamierten an der wöchentlichen Teamsitzung, diese Frau müsse keine Hausarbeiten leisten, esse nicht mit uns, wir hätten keinen Zugang zum Wohnzimmer. Es gab eine grosse Diskussion. Worauf die Frau bald das Frauenhaus verliess!
Natürlich fehlten uns zwei Aufenthaltsräume, der Salon, der angrenzende Essraum. Das Haus war sehr ausgelastet, sodass wir diese zwei Räume gut hätten gebrauchen können. Vor allem die Kinder spielten ja oft im Salon, jetzt im Herbst konnten sie nicht mehr solange im Garten sein. Aber wenn eine Frau so in Not ist, kann man doch nicht erwarten, dass sie in einem Mehrbettzimmer sei (die Betten in den Zimmern waren alle besetzt!)

Dann fand der Mann von Irma über seinen Hausarzt heraus wo sich das Frauenhaus befindet, kam vorbei, randalierte, sprach Drohungen aus. Wollte ein Fenster einschlagen um einzusteigen. Wir mussten uns alle auf dem Estrich verstecken, die Kinder verstanden das alles nicht, einige Frauen weinten, es war eine unerträgliche Situation. Glücklicherweise kam bald die Polizei und führte den Mann ab.

Wieder notfallmässig kam aus der Innerschweiz Annelies mit ihren drei oder vier Kindern. Sie waren alle in einem sehr schlimmen Zustand. Die Mutter wurde mehrmals vor den Augen der Kinder vergewaltigt, geschlagen, auch die Kinder wurden regelmässig geschlagen.
Als der Mann nach einigen Wochen die Scheidungsklage erhielt, brachte er sich um!

Dazu kam eine Spanierin auch mit mehreren Kindern, sie waren alle sehr eingeschüchtert.
Die Spannungen waren zeitweise kaum auszuhalten. Es herrschte beinahe Chaos.

Für mich gab es eine sehr erfreuliche Wendung in diesem Chaos. Ich bekam eine 3-Zimmerwohnung in Oerlikon, konnte auf dem 1. Dezember dort einziehen.
Alma, war sehr eifersüchtig, dass ich nach nur zwei Monaten im Frauenhaus schon eine Wohnung gefunden hatte, ausziehen konnte, weil ich dadurch so fröhlich war. Ja, ich kümmerte mich halt um die Dinge.

Dann erhielt Alma die Nachricht, dass ihr Mann in die Scheidung eingewilligt hatte, unter der Bedingung, der Sohn lebe bei ihm, er erhalte auch das alleinige Sorgerecht. Anscheinend war diese Entscheidung durch das Gericht und den Anwälten beschlossen worden. Der Sohn wurde zwei Tage später abgeholt. Nun führte sie, die sich nie um die Kinder gekümmert hatte ein Drama auf, wir staunten nicht schlecht, wunderten uns sehr.

Ich war sehr, sehr dankbar konnte ich im Frauenhaus fliehen, dort Schutz fand, Beratung erhielt. Durch diese mutigen Frauen habe ich ein ganz neues Frauenbild erhalten, dass Frauen – wenn sie zusammenstehen – etwas Grossartiges auf die Beine stellen können. Auch für das neue Frauenbild bin ich sehr dankbar, diese zwei Monate haben eine neue Wendung in meinem Leben gegeben.

Natürlich freute ich mich noch mehr, ein neues Kapitel aufzuschlagen, mit dem Sohn in die Wohnung zu ziehen. Ich war voller Motivation, gespannt was das neue Leben mir bringen würde.
Januar 2024

Anhang zum Frauenhaustext
Wie ich diesen Text schrieb, sind viele Bilder aus meiner Seele aufgestiegen. Manchmal erfasste mich Schmerz aber auch Scham darüber, was Menschen einander antun.
Was mich erstaunte, nachdem ich den Frauenhaustext geschrieben hatte, spürte ich dermassen stark, in welcher Lebensgefahr ich mich damals befand. Ich hielt diese Untergangsstimmung beinahe nicht aus, indem ich Betete, Malte, homöopatische Mittel nahm, fiel sie von mir ab. Als ich mit dem Ex-Mann lebte, war ich darauf ausgerichtet zu überleben. Das heisst, ich war betäubt, wie in Trance.
Vor allem Trauer stieg in mir hoch, was Kinder bereits in jüngstem Alter an Leid, Gewalt erleben müssen. Wie sie oft als Spielball benützt werden. Wie kann sowas geschehen?
Die letzten dreieinhalb Wochen in diesem Asyl waren sehr belastend. Denn ich hatte ja eine schwere Zeit hinter mir, dazu die Nachricht mein baldiger Ex-Mann hätte seine Tochter sexuell missbraucht, als ich im Frauenhaus war. Nun noch hier durch andere Frauen mit ähnlichen Situation konfroniert zu werden, war nicht einfach. Noch schlimmer waren die Streitereien, der „Besuch“ von Irma’s Mann, der uns vorführte, wie einige Männer reagieren, wenn sie die Macht über ihre Frauen verlieren!

Ich hatte immer wieder Kontakt zu einigen Teamfrauen, für mich waren dies immer wertvolle Begegnungen.

Meine ehemalige Stieftochter habe ich letztmals in Jahr 1990 an einem Hockeyspiel meines Sohnes gesehen. Nach diesem Spiel schrieb sie mir, ich habe nicht darauf geantwortet. Musste auch mit diesem Kapitel abschliessen.

Dann fragte ich mich auch, was ist aus den Frauen geworden, wie haben sie und ihre Kinder all das Erlebte verarbeitet?

Jll war ja mit den zwei Söhnen zu ihren Eltern nach England gezogen. Lange Zeit haben wir uns geschrieben, bis der Kontakt abbrach.

Besonders das Schicksal der übelst zugerichteten Frau hat mich beschäftigt. Wie hat sie diese schweren Verletzungen – körperlich und seelisch – verarbeitet, was ist aus ihr geworden?

Die heisse Brasilianerin wohnte in Seebach, so habe ich sie öfters in Oerlikon gesehen, getroffen. Sie hat eine Tanzschule eröffnet.

Irma ist irgendwann samt Mann in der Nähe meiner Wohnung gezogen, spontan sahen wir uns. Sie war mit dem Mann zusammen, hat immer wieder brutalste Gewalt erlebt, einmal hat sie und Bobi ein paar Tage bei mir gewohnt. Als sie einige Jahre später die Trennung schaffte, die Scheidung einreichte, beging der Mann Suizid. Wie hat ihr Sohn, der alles miterleben musste, das nur verarbeitet?

Die Spanierin mit ihren Kindern habe ich viele Jahre später in der Migros Oerlikon arbeiten sehen. Sie wollte nicht, dass ich sie anspreche, aus Scham?

Die eine arbeitende Frau, deren Sohn unter der Woche im Heim war, habe ich auch mehrmals gesehen. Letztmals vor ungefähr 14 Jahren als ich in Zürich auf einem Tram wartete. An der Haltestelle Bahnhofquai hielt der 14er neben mir an, sie sass an einem Fensterplatz. Sah genauso aus wie früher, einfach um Jahre gealtert. Ihr Gesichtsausdruck liess nichts Gutes erahnen! Was ist aus ihrem schüchternen, bleichen Sohn geworden?

Was ist aus Annelies mit ihren Kindern, die alle schlimmste Gewalt erlebt haben geworden? Der Mann und Vater beging ja Suizid als sie im Frauenhaus waren. All das muss ja verarbeitet werden.

Durch eine ehemalige Bewohnerin des Frauenhauses hatte ich erfahren, dass Alma mit ihrer Tochter – zehn Jahre nach ihrem Auszug aus dem Frauenhaus wieder dort sei. Sie sei wegen der Gewalt ihres Freundes mit der Tochter ins Frauenhaus geflüchtet.

Was mich heute beruhigt, heute ist häusliche Gewalt zum Glück kein Tabuthema mehr. Trotzdem kommt Gewalt in der Familie heute beinahe noch häufiger vor als damals!
Januar 2024


Frauenhaus-Team
Danke, liebes ehemaliges Frauenhaus-Team, habt ihr mein Leben gerettet, indem ihr mich und meinen Sohn aufgenommen habt. Herzlichen Dank, habt ihr uns in dieser herausfordernder Zeit – in der ich in grosser Not war – Schutz gewährt. Danke, habt ihr mich gut beraten. Danke für die vielen Gespräche, die notwendig waren.
Danke, habe ich durch euch ein ganz neues Frauenverhalten erleben dürfen, dass Frauen Tabus für andere Frauen brechen, indem sie häusliche Gewalt öffentlich machen.
13. Januar 2024


Ende der Einsamkeit
Während meiner Kinderzeit fühlte ich mich in meiner Familie sehr einsam, unverstanden, nicht willkommen und nicht angenommen. Die einzige Wärme die ich da erlebte, war im Winter, wenn ich auf den Specksteinofen sass.

Am einsamsten war ich während meiner Ehe, schon damals fand ich es sehr demütigend in einer Beziehung zu sein und mich so einsam zu fühlen. Das Unverstanden- nicht Angenommensein war entwürdigend. Was ja auch zeigt, dass ich mit dem falschen Mann zusammen war.

Den Vater meines zweiten Sohnes lernte ich am Arbeitsplatz kennen. Er arbeitete in einer anderen Abteilung, wir hatten viel miteinander zu tun. Als ich diese Stelle gekündigt hatte, hatte er den Mut, sich mit mir zu verabreden, er war elf Jahre jünger als ich. Im Februar 1991 wurden wir ein Paar. Zu Beginn der Beziehung, war ich so dankbar, holte er mich aus meinem „Schneckenhaus“, in welchem ich mich verkrochen hatte. Seine Unbeschwertheit, Improvisationssinn taten mir sehr gut. So fühlte ich mich auch nicht mehr einsam. Zum Ersten Mal fühlte ich mich angenommen, verstanden. Ich war gelöst wie seit langem nicht mehr, konnte seine Liebe erwidern.
Er wohnte in Haus seiner Eltern in einer Einlegerwohnung. Wir verbrachten viel Zeit bei ihm, innerhalb eines halben Jahres habe ich mit ihm mehr erlebt als in den letzten zwei Jahren.
In seinem Freundenkreis akzeptierten mich die Frauen grad so, bei einigen spürte ich die Ablehnung. Einige Männer versuchten mit mir zu flirten, wenn sie am Tisch neben mir sassen, druckten sie ihr Knie an meinem Knie….
Im Sommer war ein Gottesdienst für meine verstorbene Mutter, wir fuhren nach Trun, alle anderen Geschwister waren ebenfalls anwesend. Als der Partner die schöne Landschaft sah, die „urchigen“ Verwandten, war er sehr begeistert.
Ich spürte den Hass, die Ablehnung der Schwestern, weil sie mich so glücklich und gelöst sahen. Besonders Rita und Mathilda konnten ihre miesen Instinkte nicht zurückhalten, Rita provozierte mich, Mathilda ignorierte mich. Drei Wochen später erhielt ich von Mathilda einen bitterbösen Brief, voller Hass, den ich dreimal lesen musste, um zu begreifen worum es überhaupt ging. Es war einfach ihr Neid, ihr Hass, der im Schreiben Ausdruck fand. Seither habe ich keinen Kontakt mehr mit ihr, so bösartige, neidische Menschen brauche ich nicht.
Mein Partner drängte mich, dass wir in Trun ein Haus kaufen, wir fuhren mehrmals hin, fanden ein entprechendes Objekt. Wir hatten bereits den Kaufvertrag zur Unterschrift erhalten, als seine Eltern sich dagegen wehrten. Bereits als wir mit seinen Eltern darüber sprachen, waren sie überhaupt nicht damit einverstanden, sein Vater sagte zu ihm: „Nun verliere ich dich auch noch, Gabi wohnt in Genf, du bist dann in Graubünden“. Sie zweifelten auch, ob wir dort einen Job finden würden, halt klischeehafte Vorstellungen, als sei Graubünden ein Drittweltland.

Seine Grossmutter war auch kürzlich verstorben, sie besass ein sehr altes Haus in der Nähe seiner Eltern. Seine Eltern drängten ihn dazu, den Kaufvertrag nicht zu unterschreiben, sie würden ihn sonst nicht finanziell oder sonstwie unterstützen. Wenn er allerdings das Haus seiner Grossmutter kaufe, dann bekomme er dieses zu einem Vorzugspreis. Der Druck, den sein Vater auf ihn ausübte muss so stark gewesen sein, dass er ohne mit mir darüber zu reden, den Architekten in Ilanz anrief, ihm mitteilte, wir würden das Haus nicht kaufen. Erst danach rief er mich im Büro an, er meinte, es sei viel besser so, so habe er Unterstützung von seiner Familie, der Architekt habe volles Verständnis gehabt. Zudem sei Trun viel zu weit entfernt von seiner Familie. Mir wurde schlecht, ich musste zur Toilette, musste bittere Galle erbrechen…..
Ich fühlte mich hintergangen, warum bespricht er das nicht mit mir, warum stellt er mich vor vollendeten Tatsachen. Es wollte ja unbedingt das Haus in Graubünden, bevor wir zu diesem Gottesdienst für Mutter nach Trun gereist waren, wollte er in den Fogesen ein Haus kaufen, wir hatten auch einige Offerten erhalten, darüber hatte er aber nicht mit seinen Eltern gesprochen. Über Mittag trafen wir uns in Oerlikon, er hatte starke Schuldgefühle, benahm sich dementsprechend, was ich nicht aushielt. Unsere Beziehung hatte einen starken Riss erhalten, ich hatte kein Vertrauen mehr zu ihn, seine Eltern ertrug ich schon gar nicht. So trennte ich mich nach einiger Zeit von ihm.
Im Frühling 1992 schrieb er mir zum Geburtstag eine liebe Karte, wir trafen uns, kurze Zeit später wurde ich ungeplant schwanger.
Nachdem ich ungeplant schwanger wurde, freute ich mich einerseits, dass mein Kopf überlistet wurde. Denn, nach dem Drama mit meinem Ex-Mann und dem gemeinsamen Sohn, hatte ich mir geschworen, nie mehr ein Kind zu haben. Zu gross war die Panik, nochmals soviel leiden zu müssen.
Wenn ich mich über die Schwangerschaft freute gings mir blendend, spürte viel Kraft in mir, glaubte mit der Kraft Berge versetzen zu können. Liess ich mich hingegen von der Panik leiten, wurde mir schlecht, fühlte ich mich nicht gut.
Bei meinem Partner änderte sich die Stimmung, weil ich mich weigerte das Kind abzutreiben. Weil es für ihn anscheinend nicht der richtige Zeitpunkt war um Vater zu werden. Immer, wenn es ihm was «kostete», war es nicht der richtige Zeitpunkt.

Die Mutter meines Ex-Partners machte ihn total zur „Schnecke“ als er ihr – als letzte der Familie sagte – ich erwarte ein Kind. Weil ich mich ihr nicht unterwarf, einen anderen Lebenssinn habe, mochte sie mich nicht. Zudem bin ich bereits geschieden, mein Sohn lebte bei seinem Vater. Insbesondere die Mutter, Schwester, Freunde meines Ex-Partners, begriffen nicht, wieviel Schmerz, Mut, Grösse diese Entscheidung mich gekostet hatte. Damit war ich aus einem Machtkampf um den Sohn ausgestiegen, ersparte dem Sohn das Hin- und Hergerissensein. Als Bestrafung, dass er seine Mutter zur Grossmutter, seine Schwester zur Tante machte, zog er sich mir gegenüber total zurück, die Stimmung änderte sich um 180 Grad. Seine Schuldgefühle gegenüber der Mutter und der Schwester veranlassten ihn dazu. Weil ich mich für das Kind entschieden hatte, erlebte ich während 2/3 der Schwangerschaft tiefste Einsamkeit, dauernde Schikanen, schlimme Provokationen und Druck. Seine Familie stellte sogar die Frage, ob er denn der Vater sei!
Sein Druck ging soweit, dass er nicht wollte, dass ich einen Adventskranz aufstelle, und meine Wohnung adventlich schmücke! Als wir Weihnachten mit seiner Familie feierten, ignorierte seine Mutter mich, sass immer so, dass sie mich nicht sah.
Die Mutter hatte für ihre drei Kinder als Geschenk selbstgezogene Kerzen, die eine Enkelin nach ihrer Anweisungen verteilte. Bevor das kleine Mädchen mir die Kerze brachte, schaute die Mutter meines Ex nach, dann sagte sie zu der Enkelin; „Doch, das ist die Richtige, du kannst sie Ottilia geben“. Als ich die Kerze auspackte, war sie in der Mitte gebrochen. Die Frau schenkte mir also bewusst eine kaputte Kerze! Als Dessert hatte die Schwester meines Ex wie immer eine Torte gebacken. Die beiden Frauen waren in der Küche, um das Servieren des Desserts vorzubereiten. Ich hörte wie die Mutter ihre Tochter fragte: „Was meinst du, soll ich Ottilia auch ein Stück Torte anbieten?“ Ich hatte keine Lust auf ein Dessert. Mein Ex war der Ansicht, ich müsse mich halt seiner Mutter unterordnen, dann komme alles gut. Seine Aussage war denn auch, er könne schon verstehen, dass sein Vater eine andere Schwiegertochter als mich gewünscht hätte!

Zur Zeit der Schwangerschaft arbeitete ich als Direktionssekretärin. Mein Ex machte extrem Druck, ich müsse bis zur Geburt arbeiten, denn ich verdiene ja gut, ausserdem hätte ich ja einen „Schoggijob“! Durch seine ständigen Schikanen, Provokationen, Druck hatte ich kurz vor Weihnachten eine schlimme Situation. Das Wochenende war extrem schwierig gewesen, voller Demütigungen, als ich am Montag zum Mittagessen ging, war mir sehr schlecht. Im Büro spürte ich, ich muss nach Hause, mich hinlegen, das Kind kommt sonst zu früh zur Welt! Sprach mit meinem Chef, er hatte Verständnis für die Situation. Daheim legte ich mich hin, telefonierte dann mit der Ärtzin, wir vereinbarten für die nächsten Tage einen Termin. Nach diesem Zwischenfall beendete ich per sofort zwei Monate vor der Geburt meinen guten Job, führte noch während zwei Tage meine Nachfolgerin ein.
Mitte Januar, ging ich eines Nachmittags nach Oerlikon, ich arbeitete nicht mehr, die Geburt sollte in etwa eine Monat sein. Ich lief über den Marktplatz, da begegnete ich Ingrid, mit ihr hatte ich wähend zwei Jahren das Büro geteilt. Wir begrüssten uns, tauschten die üblichen Nettigkeiten aus, da sagte ich ihr; „Ich bin schwanger, nächsten Monat kommt das Kind zur Welt“. Ihre Antwort: „Ich habe mich nicht getraut dich zu fragen ob du schwanger seiest, weil du immer wieder gesagt hast, du würdest nie mehr ein Kind haben“. Ja, das habe ich mehrmals gesagt, umsogrösser ist meine Freude, dass mein Kopf „überlistet“ wurde!

Einige Wochen vor der Geburt fragte mein Ex seine Schwester, ob sie Patin unseres Kindes werden möchte. Sie zeigte sich sehr überrascht, sie müsse zuerst darüber nachdenken. Einige Tage später rief sie mich an, sagte mir ganz unverblümt, sie werde nur die Patin, wenn ich ihr vesichere, dass sie nach meiner Trennung von ihrem Bruder noch Kontakt mit mir und dem Kind haben könne!
Diese Schwester war wie ihre Mutter, eine kalte, dominate Frau. Sie masste sich an, mir ungefragt Ratschläge über Erziehung zu geben. Sie mischte sich dauernd in unsere Beziehung ein. Als sie einmal anrief, mein ältester Sohn bei mir war, dieser sich am Telefon meldete, sagte sie ihm: „Warum meldest du dich am Telefon, ich hätte das nicht erwartet“!
Diese beiden Frauen hatten absolut keine Empathie, hatten nichts frauliches an sich, für mich waren sie „Monster“!.
Wenn mein Ex von der Arbeit nach Hause kam, sah ich ihm sofort an, ob er mit der Mutter oder Schwester telefoniert hatte. Während dieser Gespräche erhielt er jeweils eine „Giftspritze“, war danach mit negativen, destruktiven Instinkten „geimpft“!

So lebten wir wie Geschwister zusammen, es gab keine Berührung, keine Zärtlichkeit, nur noch Stress, Druck, bis ich schliesslich gegen Ende der Schwangerschaft mit pathologischem hohem Blutdruck in die Frauenklinik eingewiesen wurde, wo ich dann auch in Behandlung blieb.
Seine Bestrafung, weil ich nicht abgetrieben hatte, bestand auch darin, mir kein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk zu schenken, angeblich, weil ich kein Kind mehr sei, also nicht auf Geschenke angewiesen sei.
Wie stark müssen seine Schuldgefühle seiner Mutter und Schwester gegenüber gewesen sein, weil er nun nicht mehr ihr „Lückenbüsser“ spielen konnte!

Für mich war es beinahe unerträglich in der Schwangerschaft so alleine gelassen zu werden. Ich meine, wenn ich nicht mit dem Partner zusammengelebt hätte, wäre es für mich nicht so schlimm gewesen. In einer Beziehung zu sein, diese Einsamkeit, diese Kälte, Abweisung, Spannungen zu erleben, war unbeschreiblich hart. Die Freude über die Entwicklung des Ungeborenen, die ich ja spürte, nicht teilen zu können, belasteten mich. Ich fühlte mich «fallengelassen wie eine heisse Kartoffel». Ich fand es extrem schwierig, dass wir einander nichts mehr zu sagen hatten, nach aussen so taten als ob alles gut wäre. Am Tisch zu sitzen, gemeinsam das Essen schweigend einzunehmen, im gleichen Zimmer zu schlafen, diese Ablehnung, Kälte zu spüren, reine Qual. Wenn ich diese Stimmung nicht mehr aushielt, schlief ich im leeren Zimmer meines ältesten Sohnes. Seit seine Mutter ihn im Boden gestampft hatte, weil ich schwanger war, hatten wir keinen Sex mehr: „wir werden nun Eltern, da brauchen wir keinen Sex mehr“, war seine Aussage. Dafür betrog er mich mit einer Arbeitskollegin, kam danach nach Hause, legte sich neben mir ins Bett, wie schafft man(n) so etwas? Als einer seiner Freunde heiratete, fasste er dessen Schwester vor meinen Augen am A….. an.
Die Schikanen, Provokationen erleben zu müssen, weil ich einen anderen Lebenssinn als seine Mutter, Schwester und ehemaligen verheiratete Geliebten habe, verletzte meine Würde. Für seine Mutter stellte ich eine „Gefahr“ da, da waren ihr seine verheirateten Geliebten schon lieber, diese waren für sie keine Gefahr. Eine dieser Frauen luden seine Eltern mehrmals zu sich zu ein, samt ihrem Mann und Kind!
Diese Frau war sogar so unverschämt, dass sie in meiner Wohnung anrief und ihren früheren Gigolo suchte! Im Sommer, wollten wir nach Graubünden in einer Alphütte meines Cousins eine Woche Ferien machen. Aus diesem Grund hatten wir am Freitag um 16.00 das Geschäft verlassen, waren in meiner Wohnung. Da läutete das Telefon, ich meldete mich, die Frau stellte sich vor, sagte sie suche meinen Freund. Sie hatte ihren ehemaligen Gigolo weder im Büro noch in seiner Wohnung telefonisch erreicht, darum rief sie bei den Eltern an. Die Mutter meines Freundes gab ihr meine Telefon-Nummer!
Ich hörte wie mein Freund und seine ehemalige Geliebte ganz locker flirteten, Pläne für gemeinsame Ausflüge zu viert und andere Freizeitbeschäftigungen schmiedeten. Da wurde es mir zuviel, ging ins Wohnzimmer, fragte meinen Freund: „warum ruft die Frau hier an, was will sie von dir?“ Sofort beendete er das Gespräch. Er versuchte mich zu beruhigen, die Frau habe halt eine unglückliche Ehe, ihr Sohn sei in der Sonderschule, sie habe es wirklich nicht leicht, ich müsse das doch verstehen, weil ich soviel erlebt habe. Darum habe sie diese Vorschläge für die Freizeit gemacht.
Ich machte ihm ganz deutlich klar, wenn er weiterhin ein Verhältnis mit der Frau wolle, dann beenden wir die Beziehung, sowas komme bei mir nicht in Frage. Ich werde auch nicht meine Freizeit mit ihr verbringen.
Am Anfang unserer Beziehung, wenn wir in seiner Wohnung waren, läutete oft das Telefon. Nie meldete er sich. Wenn ich ihm fragte warum er nicht daran gehe, meinte er, er sei lieber mit mir zusammen.Einmal haben wir diese Frau zu Hause besucht, ihr Mann war auch anwesend. Sofort spürte ich ihre grosse Abneigung, sie verhielt sich so zu mir, wie die Mutter meines Ex. Ignorierte mich, ihre Ablehnung war so stark, dass ich sie hätte mit den Händen fassen können. Kurz bevor wir diese Frau besuchten, sagte mein Ex, er habe früher viel Zeit mit der Frau und deren Familie verbracht. Viele gemeinsame Ausflüge, sogar gemeinsam mit der Familie Ferien gemacht!
Mit zwei anderen Frauen hatte ich dann zusammen mit ihm „gleich freundliche“ Begegnungen. Er war also auch für diese verheiratete Frauen ein Lückenbüsser.

Alles wofür ich vor der Schwangerschaft bewundert, gelobt wurde, was mir wertvoll, wichtig war, wurde nun in den Boden gestampft, lächerlich gemacht: «Madame schwebt wieder auf ihrer Wolke»!
Seit dieser Zeit hörte ich immer wieder ein sehr grotesker Vorwurf: „Ich finde du kannst das Leben, das Schöne zu sehr geniessen“. Mein Ex-Partner wünschte sich, dass ich ein „Huscheli“ werde, mehrmals die Woche mit dem Putzlappen, Staubsauger durch die Wohnung sause, eben das was er bei seiner Mutter, Schwester erlebt hatte.

Nicht nur von meinem Ex-Partner fühlte ich mich fallen gelassen, nein, auch von meinen «Kolleginnen, Arbeitskollegen» und Geschwister. Ich verstand das Verhalten dieser Menschen nicht, warum war meine Schwangerschaft für sie ein Grund sich von mir abzuwenden? Zudem platzten meine Schwestern vor Neid, weil wir in Kürze in das Haus, welches mein Partner für uns gekauft und umbaute, ziehen würden!

Besonders, die Kälte, Zurückweisung meines Ex-Partners enttäuschten mich sehr. Ich kann die Einsamkeit, die ich während dieser Schwangerschaft erlebte gar nicht in Worte fassen, es war einfach grausam. Denn unsere Beziehung hatte unter ganz anderen Voraussetzungen begonnen. So hatte ich in dieser Schwangerschaft wegen der Einsamkeit immer wieder mit Depressionen zu kämpfen.
In dieser Situation begriff ich, warum er unbedingt ein Haus in den Fogesen oder in Trun kaufen wollte. Er hatte gehofft, mit meiner Unterstützung, und wenn wir in einem Haus weit weg wohnen würden, dann könne er sich dem Einfluss seiner Familie entziehen. Als es allerdings darauf ankam, hatte er nicht den Mut es durchzuziehen, wie nun mit dem Kind! Ich war ja seine erste offizielle Freundin!

Kurz vor der Geburt hatte mein Ex-Partner Geburtstag, seine Mutter schenkte ihm zwei Paar Unterhosen!
Nachdem mein pathalogisch hoher Blutdruck während meines Spitalaufenthalts nachliess, konnte ich nach zwei Wochen – unter der Bedingung nach Hause – dass ich alle zwei Tage zur Kontrolle komme. Als ich daheim war, rief die Mutter des Ex-Partners an, sagte mir zwei Wochen vor der Geburt: „Ich habe mich um das Kind grosse Sorgen gemacht, als Krankenschwester habe ich einige Neugeborene gesehen, die nach einer Schwangerschaftsvergiftung zur Welt kamen. Wenn du gestorben wärst, wäre mir das egal gewesen“!
Als ich nach dem Spitalaufenthalt wieder in meine Wohnung war, war mein Ex plötzlich lammfromm zu mir. Kein Druck, keine Provokationen, keine Schikanen mehr!
Nach der Geburt unseres Sohnes hat die Mutter meines Ex-Partners ihm Fr. 10’000.– mit der Bedingung geschenkt, er dürfe mir das nicht sagen. Mit der Annahme dieses Geldes hat mein Ex seiner Mutter endgültig seine Seele verkauft!

Bevor unser Sohn ein Jahr alt wurde, wollte mein Ex mir verbieten, ein Fest zu planen oder dem Kleinkind ein Geburtstagsgeschenk zu machen! Die Begründung; der Sohn sei ja so klein, er verstehe das sowieso nicht! Natürlich habe ich mir das nicht verbieten lassen. Um mich zu stressen, kam er dann tatsächlich mehr als eine Stunde später als vereinbart nach Hause, um das kleine Geburtstagsfest zu feiern!
Niemals habe ich mich einsamer, verlassener, unverstandener, hintergangener gefühlt als in einer Beziehung. Eben, weil es der falsche Partner war, weil keine seelische Verbindung zwischen uns war. Mein Ex-Partner sagte mir: „Müsli, ich verstehe dich nicht, du hast alles was du willst; ein Auto, ein Haus, ein Kind und einen Mann, trotzdem bist du immer krank, was ist los mit dir“? Eben weil die Reihenfolge der Aufzählung nicht stimmte, so stimmte auch unsere Beziehung nicht! Was ich benötigt hätte, wäre ein Mann der zu mir steht, in seiner Aufzählung kam der an letzter Stelle, was auch im Realen so war. Ein Auto, ein Haus zu haben ist ja angenehm, aber wenn es nur darauf ankommt, verzichte ich lieber darauf. Der Vater meines Ex war Jäger und Fischer, eines Abends brachte er uns drei selbstgefangene Fische, zwei davon waren geköpft! Was für eine vedeckte Botschaft.

Nachdem ich diese kalte Abweisung, unerträgliche Lieblosigkeit über zweieinviertel Jahre erlebt hatte, dadurch immer krank war, beschloss ich, auch diese Beziehung hinter mir zu lassen. So verliess ich den Vater meines zweitens Sohnes nach vier Jahren Beziehung, unser Sohn war einundzwanzig Monate alt.
Die Hinterhältigkeit, der andauernde psychische Terror und Druck meines Ex-Partners machten mich krank, ich hatte absolut keine Energie mehr.
Betrofffen hat mich ebenfalls, dass meine damals beste Freundin, mich davon abriet meinen Partner zu verlassen: „Mich hat kein Mann so geliebt, wie du von deinem Partner gelebt wirst“. Ja, nach Aussen gab er sich charmant, was hinter den Kulissen ablief, davon hatten sie keine Anhnung.
Ein Kollege sagte zu mir: „Ottilia, du bist jetzt bald zweiundvierzig Jahre, hast zwei Kinder mit einen grossem Altersunterschied, glaubst du wirklich, du wirst nochmals einen Partner finden“?
Mein Ex-Partner hat auch nie mein ältester Sohn akzeptiert, ihn geradezu abgelehnt.
Nach der Trennung blühten der Sohn und ich richtig auf.
Nach der Trennung schwor ich mir: «Niemals mehr gebe ich einem Mann, die Möglichkeit mich zu «veraschen»!

Ungefähr fünf Jahre nach der Trennung lud der Ex-Partner, als er den Sohn abholte, mich zu sich zum Essen ein. Nach dem Essen sassen wir auf der Terrasse, schauten den Kindern zu wie sie spielten. Da sagte der Ex zu mir: „Hast du nun Frieden gefunden? Ich bedauere sehr, dass unser Sohn ohne Vater aufwachsen muss, ihm wird dadurch die Selbstsicherheit fehlen. Ich habe beschlossen, die angebaute Scheune als Wohnung auszubauen, mit Zentralheizung. Ich habe mir gedacht, du könntest dort einziehen, wie gesagt, die Wohnung hat Heizung und ein warmes Bad. ich würde im bisherigen Hausteil wohnen, das Kind könnte immer entscheiden, in welcher Wohnung es sein will. Wie denkst du darüber?“
Auf diesen Vorschlag war ich gar nicht vorbereitet. Ich erschrak dermassen darüber, dass der Ex es gemerkt hat. In den vier Jahren mit ihm und seiner Familie hatte ich genug gelitten. Ich wollte auf keinem Fall wieder krank werden. Auch wenn das Angebot verlockend war, ich bin nicht darauf eingegangen

Nach der Trennung wohnte ich in einer Parterrewohnung mit direktem Zugang zum Sitzplatz und Garten. Zwei oder drei Jahre nach der Trennung, als ich am Morgen auf den Sitzplatz wollte, lag fein säuberlich auf der Stufe eine grosse, fette Maus mit durchschnittener Kehle! Mich schüttelte es gewaltig, wer drohte mir mit diesem schrecklichen Symbol? Beide Väter meiner Söhne hatten mich „Müsli“ genannt. Hatte mein Ex-Mann herausgefunden, dass ich mich erneut getrennt hatte, und drohte mir nun wieder? Hatte Jemand aus der Familie meines Ex-Partners mir diese unheimliche Drohung zukommen lassen? Innerhalb von zwei Wochen fand ich noch drei solche Mäuse vor meiner Sitzplatztüre!

Die Zeit nach der Trennung war herausfordernd, schwierig, dennoch war ich nicht mehr diesen ständigen Demütigungen, Verletzungen ausgeliefert. Natürlich war ich auch in dieser Zeit zeitweise sehr einsam, diese Einsamkeit zerriss mich beinahe, manchmal dachte ich, ich zerbreche daran. Dieses kalte, lieblose Leben ertragen zu müssen, war eine echte Herausforderung. Einerseits sehnte ich mich sehr nach Liebe, Zärtlichkeiten, vor nichts hatte ich mehr Panik als vor der Liebe!
Um mich zu schützen, sagte ich einmal einem Mann, ich sei lesbisch, was er nicht glaubte.

Halt, Mut und Kraft fand ich im Glauben, in der Spiritualität. Inspiration fand ich, indem ich schöne Konzerte, spannende Ausstellungen, faszinierende Theateraufführungen besuchte. Auch in der Literatur fand ich faszinierende Weisheit. Nach einer gewissen Zeit konnte ich diese schönen Kulturveranstaltungen nicht mehr alleine besuchen, weil da fühlte ich mich noch einsamer! Diese Freude, Inspiration nicht mit einer lieben Person teilen zu können, war für mich unerträglich. Die meisten Besucher solcher Veranstaltungen waren immer in Begleitung.

Weil ich mich von der Panik leiten liess, nochmals ausgenützt zu werden, mich unter Druck setzen liess, dadurch falsche Entscheidungen traf, bin ich jahrelang durch die unerträgliche Wüste der Einsamkeit gewandert!
Für mich war es immer besonders demütigend, verletzend, von nahestehenden, für mich wichtige Menschen, so respektlos, unwürdig behandelt zu werden.
Bereits in der Jugendzeit, auch später habe ich immer wieder gespürt, ich sei nicht auf diese Welt um mich unterdrücken, manipulieren, ausnützen zu lassen. Ich sei nicht da um für destruktive Menschen den Schuhabtreter zu sein.

Darum bin ich nun sehr dankbar, froh, dass ich die Möglichkeit habe, meine Kreativität auszuleben, sei es mit Malen oder Schreiben, seitdem fühle ich mich nicht mehr einsam. Schöpferisch sein, heilt meine Wunden. 
Da kann ich meine Kreativität, das Unkonventionelle, das Verspielte in mir auf einer sehr guten Art ausleben.

Ich bin sehr dankbar, habe ich die Möglichkeit mich schöpferisch auszudrücken, so ist die grosse, schwere Last der Einsamkeit verschwunden. Denn, schöpferisch zu sein, hilft mir wahrhaftig zu sein, meine Mitte zu finden.
25. November 2023 / 7. Januar 2024


Ein braves Mädchen
Es war ein warmer Sommernachmittag, die Eltern, mein jüngerer Bruder und ich, waren im grossen Garten oberhalb des Hauses. Die Eltern wollten in kürze Hühner anschaffen, darum baute Vater den Hühnerstall. Mutter sass im Schatten und strickte, der jüngere Bruder und ich halfen dem Vater das entsprechende Material bereitzustellen. Auf einmal war Vater verschwunden, der Bruder und ich spielten, warteten auf den Vater. Plötzlich sagte die Mutter, wir sollen den Vater suchen gehen, also zogen wir los, der Bruder suchte ums Haus, im Keller, ich sollte im Hause nachschauen. Ging ins Haus, zuerst in die Stube, Küche, Bad, kein Vater.

So ging ich im oberen Stock wo die Schlafzimmer sind. Rief nach dir, du antwortetest: „ich bin im Zimmer, komm zu mir“. So trat ich in das Zimmer, du warst entblösst, zogst mich an dich und missbrauchtest mich.
Ich verstand nicht was da vor sich ging, nur das es nicht gut für mich war, spürte ich deutlich! Warum atmetest du derartig, was bedeuteten diese Bewegungen, was war zwischen meinen Beinen so wichtig für dich?
Nach deiner Heldentat sagtest du zu mir: «Ottilia, sei jetzt ein braves Mädchen und geh ins Bett, vor allem sag nichts davon zur Mutter».

Ich war ein „braves Mädchen“ und ging ins Bett. Nach dem Missbrauch spürte ich, wie mich ein Sog in ein tiefes schwarzes Loch zog. Natürlich schwieg ich über den sexuellen Missbrauch, Vater wünschte es so. Von dem Moment an, da ich durch den Sog in das tiefe schwarze Loch fiel, hatte ich nur noch wenige Erinnerungen, sodass ich auch nicht genau sagen kann, in welchem Alter der Missbrauch geschah. Auf jeden Fall geschah es im Sommer, und ich war nicht eingeschult, erinnere mich aber nicht, eingeschult worden zu sein.

Vater, ich will dir sagen, was dein sexueller Missbrauch bei mir auslöste, damit du dir bewusst wirst, was du mir angetan hast.
Ich war wie von einem «Nebel» umgeben, der mich von der Welt trennte, fiel in ein tiefes schwarzes Loch. Vor allem sehe ich durch diesen Nebel, dass ich Panik hatte das Haus zu verlassen. Ich fürchtete mich vor allen Männern. Würden andere Männer mir auch so etwas Schreckliches antun? Oder noch Schlimmeres als du mir angetan hattest?
Durch den ständigen «Nebel» der mich seit deinem sexuellen Missbrauch umgab, sehe ich schwach, dass ich mich immer mehr in mich zurückzog, immer tiefer in das schwarze Loch fiel.

An einem Ereignis habe ich eine etwas klarere Erinnerung; Mutter zwang mich im Volg etwas einzukaufen. Ich muss im Gesicht einen starken Ausschlag gehabt haben, auf jeden Fall sagte die Frau: «Ottilia, waren deine Eltern mit dir beim Arzt»? Ich verneinte, da sagte sie: «Sage deiner Mutter, sie sollen unbedingt mit dir zum Arzt».
An dieser Begegnung habe ich eine gute Erinnerung, vermutlich weil diese Frau es «gut « mit mir meinte, mir helfen wollte. Dieser starke Ausschlag war ein Hilfeschrei.
Ob meine Eltern mit mir zum Arzt gingen weiss ich nicht.
Ich spürte einfach, dass ich immer tiefer in dieses schwarze Loch fiel. Dass ich alleine mit diesem traumatischen Erlebnis war. Vor allem wenn der Vater daheim war, war ich voller Panik. Denn, seit dem sexuellen Missbrauch war die Vater-Tochter-Beziehung zerbrochen, dass heisst, seitdem hatte ich keinen Vater mehr!

Ungefähr zweieinhalb Jahre später wurde ich im Dezember krank, hatte starke Bauchschmerzen, erbrach alles was ich zu mir nahm. Ich muss einige Tage mit Fieber und starken Bauchschmerzen im Bett gelegen haben.
Mutter machte mir Vorwürfe, weil ich im Bett erbrechen musste, sie dadurch noch mehr Arbeit hatte, weil sie die Bettwäsche wechseln und waschen musste.

Am Sonntagabend gings mir sehr schlecht, ich spürte wie ich auf einer weissen Wolke schwebte, es fühlte sich so weich, schön und harmonisch an, ich schwebte knapp unter der Zimmerdecke. Aus der Ferne spürte ich eine Hektik, hörte mehrere Stimmen. Die Mutter und der Arzt, der Arzt muss sehr energisch gewesen sein. Auf jeden Fall ordnete er an, dass ich sofort ins Ilanzer Spital gefahren und operiert werden müsse. Der Blinddarm sei geplatzt.
Die weisse Wolke war verschwunden, die schöne harmonische Stimmung ebenso.
Ich lag im Bett, weinte, Mutter sagte mir: «Ich mag das gar nicht, dass du ins Spital musst, wer weiss mit was für Mädchen du da zusammen bist, was du da alles lernst»! Das waren ihre Sorgen………….
Am Eingang des Spitals warteten Schwestern bereits auf mich, wurde ins OP gefahren.
Nach der erfolgreichen Blinddarmentfernung habe ich wieder Erinnerungen. Eine Woche lag ich im Spital, nie hatte ich Besuch der Familie.

Als ich aus dem Spital entlassen wurde, war es ungefähr Mitte Dezember, die Wege im Dorf waren alle vereist. Aus diesem Grund wollten die Eltern und der Lehrer, dass ich noch einige Tage daheim bleibe. Ihre Begründung; wenn ich auf dem vereisten Weg umfalle, könnte meine Narbe platzen.
Weil der Vater in dieser Zeit nicht arbeitete, hielt ich es nicht aus, mit ihm daheim zu sein, darum ging ich zur Schule. Ich war in der dritten Klasse. Eine Woche später wurde ich erneut ziemlich krank. Es muss wohl die Angst vor dem Vater gewesen sein.

Im Sommer 1996 lief ich mit meinem jüngsten Sohn in einer abgelegenen Gegend. Wir kamen an einem Weiler, vier oder fünf Häuser, mehrere Scheunen. In einem Garten waren Ziegen, Hühner, Katzen liefen umher, ein Hund, der angekettet war, bellte. Die Gegend, der Weiler erinnerten mich an dem Dorf wo ich aufgewachsen bin. Da kam ein Grossvater(?) mit einem etwa vier- bis fünfjährigem Mädchen an der Hand uns entgegengelaufen. Das kleine Mädchen weinte, wollte nicht mitgehen, der Grossvater(?) sagte etwas zu ihr, zog sie hinter sich her. Sie liefen auf einem Haus zu.

Wie ich diese Szene beobachtete, fragte ich mich, warum weint das Mädchen, warum will sie nicht mitgehen? Was will der Grossvater(?) von ihr?
Diese Szene lief immer wieder in meinem Kopf ab. Ich spürte, dass sie etwas in meiner Seele auslöste. Eines Abends sehe das abscheuliche Bild des sexuellen Missbrauchs durch Vater vor meinem geistigen Auge.
Durch den Schmerz brach ich beinahe zusammen. In diesem Moment und in den nächsten Tagen hätte ich Vater umbringen können, glücklicherweise blieb mir das erspart, weil er bereits verstorben war.
Allerdings, gings mir von dem Moment an besser, auch wenn der Schmerz zeitweise kaum auszuhalten war. Dennoch, jetzt wusste ich warum ich von der Panik geleitet wurde, warum ich diese unerträglichen Depressionen, sogar starke Suizidgedanken hatte. Nun konnte ich lernen mit dem sexuellen Missbrauch, was in meiner Kinderseele gebrochen wurde, umzugehen.
Allerdings habe ich nicht nur als Kind unter dem sexuellen Missbrauch durch Vater gelitten. Ich wurde immer von der tiefen, mich blockierenden Angst vor Männern geleitet.

Vater, dein sexueller Missbrauch hat mir viel zu früh die Unschuld, die Kindheit, die Unbeschwertheit geraubt, die Freude am Leben genommen. Darum damals die Blinddarmentzündung, lieber sterben als unter diesen ungeheuerlichen Bedingungen weiterleben!
Vater, warum war dir deine Triebbefriedigung wichtiger als meine Kinderseele?
Vater, wer gab dir das Recht, mich in diesen jungen Alter sexuell zu missbrauchen?
Vater, wer gab dir das Recht, mich mit diesem Missbrauch am Rande des Todes zu bringen?
Vater, wer gab dir das Recht, mich zu Freiwild zu machen?
Vater, wer gab dir das Recht, mir die Unschuld zu nehmen?
Vater, ich habe dich für deine autoritäre Art, für deine Feigheit verachtet.

Das Mutter und du nur zusammenlebtet, weil euch nichts anderes einfiel war ja wohl euere Entscheidung und euer Problem. Deshalb hattest du kein Recht, mich, deine kleine Tochter für deine miesen geilen Triebe zu missbrauchen. Heute bin ich mir sicher, dass du auch Geschwister sexuell missbraucht hast.
Du hättest die geistigen Möglichkeiten gehabt, etwas anderes aus dieser familiären Situation zu machen, anstatt nur deine Kinder zu schlagen, sie mit deiner autoritären Art zu unterdrücken. Nach der Blinddarmoperation habe ich euch für euer liebloses, euch gegenseitig verletzendes Verhalten verachtet. Verachtet für eure bösartige, bürgerliche Verlogenheit. Da war kein Wohlwollen, kein Respekt, nur eine erdrückende, lähmende Stimmung. Ihr habt uns alle mit eurer Lebensverneinung blockiert. Jede kalte Winterzeit erinnert mich an die Atmosphäre, in der ich bei euch aufwachsen musste!
Um mich vor dich zu schützen, war ich mit einem Mann verheiratet, der genau wie du, meine Würde mit Füssen getreten hat. Ich war lange Zeit Sexobjekt, lange Zeit liess ich mich unterdrücken, mich ausnützen, von Männer wie du!

Vater, wie hast du mit dieser Schuld gelebt, wie konntest du dich als Vater fühlen, so ein Verbrechen begangen zu haben?
Vater, auch meine Söhne musste eine zeitlang unter diesem sexuellen Missbrauch leiden! Du hast dich also nicht nur gegen mich versündigt, sondern auch gegenüber deinen Enkeln!

Natürlich benötigte ich auch professionelle Hilfe, um das Trauma wirklich aufzuarbeiten. Jahre später habe ich mit meiner damaligen Psychologin darüber gesprochen. Die Psychologin meinte, nach meinen Aussagen halte sie es für wahrscheinlich, dass Vater mich mehrmals sexuell missbraucht habe.
Ja, das glaube ich heute auch.

Nun habe ich beschlossen kein braves Mädchen mehr zu sein, darum schrieb ich den Text und veröffentliche ihn auf meiner Webseite. Um zu zeigen, was ein sexueller Missbrauch bei Kindern auslösen kann. Und über die Kindheit hinaus dem Opfer schadet.
17. September 2023


Psychopath
Wir begegneten uns im Sommer 1970, dein Verhalten fand ich provozierend und nervig.
Dann erlebte ich noch mehr destruktives, mich verletzendes Verhalten meiner Familie mir gegenüber, sodass ich immer abweisender gegen sie wurde. Um nicht von ihren ständigen Übergrifffen verletzt zu werden, verschloss ich mich ihnen gegenüber.
Im Dezember 1970 tauchtest du wieder in meinem Leben auf, diesmal mit einer Einladung. Erstaunlicherweise nahm ich sie an, kurze Zeit später wurden wir ein Paar. Ich war mit dir zusammen, damit du mich mit deinen Aggressionen vor den Übergriffen meiner destruktiven Familie beschützest. Ich konnte mich nie gegen meine sehr autoritäre, hinterhältige Familie wehren oder gar durchsetzen.
Im Frühling 1973 wurde ich volljährig, du warst neunundzwanzig, seit fünf Jahren geschieden, Vater einer sechsjährigen Tochter. Sechs Wochen nach meiner Volljährigkeit heirateten wir.
Da ich mit meiner psychopathischen Familie den Kontakt abgebrochen hatte, fand die Trauung nur standesamtlich statt. Es war in dem Sinn keine eigentliche Ehe, sondern eine «Zweckgemeinschaft“, jeder lebte in einer Hinsicht auf Kosten des Anderen. Weil ich mich nicht wehren konnte, benötigte ich deine Aggressionen, du hattest keine guten Gefühle, deshalb lebtest du emotional auf meine Kosten.

Es war keine einfache Ehe, denn obwohl ich deine Aggressionen als Schutz benötigte, richteten diese sich auch gegen mich. Natürlich hatte ich Angst vor deinen Aggressionen, versuchte immer so zu sein, wie du mich haben wolltest. So war ich immer angespannt, ja nichts falsch zu machen, nichts zu sagen, was dich ärgern könnte. Besonders schlimm war es, wenn du zu viel trankst, diese Phasen waren gefährlich, sehr anstrengend. Denn da «rutschte» deine Hand leicht aus, deine Morddrohungen schüchterten mich ein, denn ich hatte ja deine Schläge erlebt, wusste also, du könntest die Morddrohungen auch umsetzen.

Zwischendurch gab es auch Phasen, wo wir es gut hatten. Vor allem wenn du nicht trankst, war es auszuhalten, wir machten auch schöne Reisen, nach Afrika, Asien usw. Es drehte sich alles um dich, was du wolltest, bekamst du auch., ob Reisen, Filmkamera, und anderes.

Immer wieder gab es Phasen brutaler körperlicher Gewalt, sexueller Gewalt, psychischer Gewalt. Während dieser Phasen veränderten sich deine Augen, die Pupille des linken Auges stand dann immer etwas erhöht, dein Blick war starr, kalt. Diese Phasen konnten unterschiedlich lange anhalten, da wurde ich täglich mit dem Tod bedroht. Einmal erlitt ich durch deine brutalen Schläge eine schwere Gehirnerschütterung. Danach bedrohtest du mich, weil ich nicht aufstand um für dich zu kochen, die Küche aufzuräumen! Deine Aussagen: «Wie lange willst du noch im Bett liegen, simulieren? Muss ich dich nochmals schlagen, steh endlich auf, koche mir das Mittagessen, räume die Küche auf, glaubst du, ich hätte geheiratet damit ich das erledigen muss».
Ich lag mit grauenhaften Kopfschmerzen im Bett, selbst das Öffnen der Augen löste Schmerzen aus. Durch deine Bedrohung wurde ich von Todesangst erfasst, du könntest mich nochmals schlagen! Weil ich spürte, ich kann nicht aufstehen, kochen, aufräumen, das liegt einfach nicht drin. Durch die Todesangst schwitzte ich Blut, stand auf, entschuldigte mich bei dir, weil ich nicht in der Lage war, deine Wünsche, Befehle zu erfüllen!
Die brutalen Schläge erhielt ich, weil deine verheiratete Ex-Frau dir mehrere Nacktfotos von sich geschickt hatte, was ich nicht so toll fand!
Die Zeit vor meiner Gehirnerschütterung war gewaltgeprägt, die Gewalt steigerte sich, ich blieb aus Angst bei dir, denn deine ständigen Drohungen mich umzubringen, wenn ich dich verlasse, schüchterten mich ein. In dieser Zeit hast du mich mehrmals betrogen!
Einmal habe ich sogar auf offener Strasse eine Ohrfeige von dir erhalten, an der Hochzeit meiner Schwester Helena hast du vor allen Augen an meinen Haaren gezogen. Solche „kleine“ Vorfälle gab es immer wieder!
Waren wir unterwegs, schaute ein Mann mich länger als eine Minute an, drohtest du dem bereits.
Einmal sind wir am Löwenplatz im 14er eingestiegen, wollten zu deiner Mutter fahren. Ich stieg zuerst ins Tram, setzte mich auf einem Zweiersitz, ein Mann setzte sich neben mir, ich dachte du seiest. Es war ein fremder Mann, du kamst, fordertest den auf, aufzustehen, ich sei deine Frau. Der Mann weigerte sich, du packtest ihn, schlugst ihn. Der Chauffeur stoppte das Tram, einige mutige Männer versuchten euch auseinderzubringen, schliesslich wart ihr draussen, habt aufeinander eingeschlagen, bis es den Männern gelang euch zu trennen.
Ein andermal waren wir an der Tramhaltestelle Farbhof, es war im Winter, bereits dunkel. Ein älteres Ehepaar wartete ebenfalls dort. Plötzlich fingst du mit dem Paar an zu streiten, der Streit artete immer mehr aus. Der alte Mann kam mit seinem Stock auf dich zugelaufen, schlug mehrmals mit seinem Stock auf deinem Hinterkopf, du hattest eine grosse, blutende Platzwunde!
Mehrere solche Vorfälle habe ich erleben müssen, in den Ferien in Marokko, im Mascotte usw. Für mich waren dies unvorstellbare Stresssituationen.
Jeder Familienfest im grösseren Rahmen endete immer in einem Fiasko. Weil du an diesen Festen, ob Geburtstage, Hochzeiten – ja nicht im Mittelpunkt standest. Darum musstest du dich völlig daneben aufführen. Bereits Tage vor den jeweiligen Anlässen hatte ich Magenkrämpfe.

Nach solchen Phasen schenktest du mir Schmuck, Blumen, versprachst mir das Blaue vom Himmel. Durch diese Geschenke verkaufte ich meine Seele, denn sie änderten ja nichts an der Situation.
Nach dieser Gehirnerschütterung wollte ich dich endlich verlassen., obwohl ich Panik hatte, du würdest deine Drohungen wahrmachen, mich umbringen. Denn bisher blieb ich nur aus Angst bei dir, Angst du würdest mich töten, wenn ich dich verlasse, wie du mir dauernd drohtest.
Du jammertest, spürtest, dass sich in mir etwas verändert hatte, dass ich mich nun nicht mehr so leicht einschüchtern liess. Ich stellte dir Bedingungen; wenn du mich noch einmal schlagen würdest, mich noch einmal sexuell missbrauchen würdest, dann gehe ich.
Zudem wurdest du kurz nach meiner Gehirnerschütterung fristlos entlassen. Wenn du dich nicht mehr bei mir abreagieren durftest, hast du es vermutlich am Arbeitsplatz getan, darum die fristlose Kündigung. Nun warst du angezählt, jetzt warst du beinahe unterwürfig. Nach einigen Wochen fandest du eine temporäre Stelle, ein halbes Jahr nach der fristlosen Kündigung wurdest du in einer anderen Firma festangestellt, dafür mussten wir umziehen.

Die Zeit seit meiner Gehirnerschütterung, deiner fristlosen Kündigung, in der du angezählt warst, war eine gute Zeit, da hast du dir wirklich Mühe gegeben, nicht getrunken, warst nicht aggressiv. Nun, da du diese neue Arbeit hattest, wir in eine neue Wohnung zügelten, wünschtest du dir ein Kind. Zuerst wartete ich ab, als die gute Phase weiter andauerte, war ich mit einem Kind einverstanden.
Bereits vorher, als wir über das Kinderkriegen redeten, sagte der Ex, wir werden einen Sohn bekommen, er nannte sogar den Namen den dieser tragen sollte, und es sei sein Sohn, sein Kind!
Genauso wurde es dann auch, mich brauchte er nur um das Kind zur Welt zu bringen, damit er den Sohn als effektivste Waffe gegen mich benützen konnte!
Ich wurde sofort schwanger, es war tatsächlich eine gute Zeit. Ich freute mich, dachte, nun hätten wir es geschafft, ein neues Leben anzufangen. Der neue Job, die neue Wohnung, nun die Schwangerschaft. Ich hatte meine Stelle als Sachbearbeiterin auf Ende des fünften Schwangerschaftsmonats gekündigt. Denn ich wollte die Bettwäsche für das Kinderbett nähen, die Geburtsanzeigen selbst gestalten, wollte mich auf das neue Leben vorbereiten. Nach den traumatischen Erlebnissen – die ich bereits in meinem jungen Leben erlitten hatte – wollte ich vor der Geburt Zeit für mich, für die Ehe haben. Einige Nachbarn fragten mich, ob ich während ihrer Ferienabwesenheit ihrer Wohnung schaue, meine Schwiegermutter gab uns während ihrer Ferien ihren Hund. So war ich eigentlich immer ausgelastet. Dazu besuchte ich auch diverse Kurse, zur Vorbereitung auf die Geburt, Säuglingspflege usw.

Je mehr die Schwangerschaft fortschritt desto schwieriger wurde es wieder. Du fingst wieder an zu trinken, warst aggressiv, beschimpftest mich. Einmal schlugst du in der Nacht auf meinem Bauch, danach spürte ich das Kind nicht mehr. ging zum Arzt, zum Glück war dem Kind nichts passiert. Das Ungeborene musste bereits in der Schwangersschaft Gewalt erleiden! Besonders schlimm war dein Zustand, nach dem Tod von Elvis. Du warst ein grosser Elvis Fan, als du zum Mittagessen kamst war die Pupille des linken Auges wieder verschoben, du hattest bereits getrunken, zeigtest mir den «Blick» mit der Aufschrift «Elvis ist tot».
Du jammertest: «Elvis darf einfach nicht sterben, als dein Schafseckel Vater gestorben ist, war mir das egal, aber Elvis darf einfach nicht sterben»! Du assest kaum etwas, hörtest Elvis Musik, am Abend kamst du spät betrunken nach Hause. Dieser Zustand dauerte drei Tage, mit jedem Tag wurde es schlimmer. Ich war im achten Monat schwanger, also noch empfindlicher als sonst, nun ein Mann ertragen zu müssen, der sich wie ein Kind aufführte, der sein Lieblingsspielzeug nicht mehr hatte, ertrug ich schlecht. Am dritten Tag, als du wieder angetrunken zum Mittagessen kamst, dich erbärmlich aufführtest, war ich tatsächlich am Anschlag. Als ich das Essen servierte, danach die Bratpfanne in der Hand hielt, da sagtest du was, was mich aus der Fassung brachte, musste mich stark beherrschen, dir nicht mit der heissen Bratpfanne auf dem Kopf zu schlagen (es gab eine Zeit, da habe ich es bitter bereut es nicht getan zu haben!).
Nach dieser «Elvis Phase» gings nur noch bergab, täglich wurde ich verbal fertig gemacht.

Mit vierundzwanzig Jahren hatte ich bereits einige sehr unschöne, schmerzhafte Sachen erlitten. Was noch auf mich zukommen sollte, stellte alles bereits Erlebte in den Schatten.

Psychopath, wer gab dir das Recht mich mehrmals brutal zu schlagen?
Psychopath, wer gab dir das Recht, mich brutal einzuschüchtern?
Psychopath, wer gab dir das Recht, mich um die 200-mal mit dem Tod zu bedrohen?
Psychopath, wer gab dir das Recht, mich brutal zu unterdrücken?
Psychopath, wer gab dir das Recht mich mehrmals sexuell zu missbrauchen?
Psychopath, wer gab dir das Recht, mich zu vergewaltigen?
Psychopath, wer gab dir das Recht, mich umbringen zu wollen?
Psychopath, wer gab dir das  Recht, unser Sohn schamlos als effektivste Waffe gegen mich zu missbrauchen?

Psychopath, wer gab dir das Recht, auch unserem Sohn körperliche und seelische Gewalt anzutun?
Psychopath, wer gab dir das Recht, auch unser Sohn brutal zu schlagen?
Psychopath, wer gab dir das Recht, unser Sohn mit aller Macht von mir zu entfremden?

Seit der Geburt unseres Sohnes hast du es genossen mich vor ihm zu demütigen. So sagtest du zu ihm: „du musst ihr nicht Mami sagen, sag ihr blöde Geiss oder dumme Kuh, denn das ist sie“. Als der Sohn im Krabbelalter war, drohtest du mich umzubringen, wenn er sich irgendwo verletzte. Ganz schlimm wurde es als der Sohn laufen konnte, da hatte er halt mal einen Kratzer oder eine Beule, wofür ich dann verbal total vor dem Sohn fertig gemacht und mit dem Tod bedroht wurde. Ich sei sogar zu blöd um dem Kind zu schauen, ich habe ja nur ein Spatzenhirn, daher sei auch nichts anders von mir zu erwarten. Zweimal hast du mich vor dem Sohn aus der Wohnung geworfen, damit ich abhauen solle, das Kind bleibe bei dir, ich sei doch unfähig für das Kind zu sorgen. Du müsstest das nachholen was mein Vater verpasst habe, du müsstest mich mit Schlägen züchtigen. Ich müsse froh, dankbar sein, dass du mich geheiratet hättest, denn so eine Frau wie mich würde sonst kein Mann heiraten. Deine Respektlosigkeit mir gegenüber hast du auch zum Ausdruck gebracht, indem du mich vor dem Sohn immer wieder als Wildsau bezeichnet hast. Solche Aussagen machtest du vor dem Kind!
Erlaubte ich dem Kind etwas, musstest du genau das Gegenteil sagen. wenn ich in der gleichen Situation dachte, letztesmal hast du Nein gesagt, als das Kind das Tun wollte, also sage ich heute Nein, dann kannst du mich nicht ausspielen.. Da musstest du wieder das Gegenteil sagen, dieses miese Machtspiel triebst du bei jeder Gelegenheit, denn natürlich musste der Sohn, das Tun und Lassen, was du sagtest.
Um aus dem Sohn „einen richtigen Kerl wie du zu machen“, tauchtest du sein Nuggi bereits vor seinem ersten Geburtstag ins Bier, gabst es ihm. Als ich das nicht gut fand, wurde ich natürlich beschumpfen, bedroht! Weil die körperliche Gewalt, die verbalen Entgleisungen gegen mich in diesem Sommer sehr schnell eskalierten, versteckte ich aus Angst, dein Sturmgewehr, die grossen Küchenmesser!

Psychopath, du kannst dir gar nicht vorstellen, welche tiefen Spuren die Gewalt, die du mir schamlos körperlich und seelisch angetan hast, hinterlassen hat! Besonders die brutale Vergewaltigung, der misslungene Mordversuch hatten dramatische Folgen für mich.
Nach der Vergewaltigung musste ich erbrechen, schleppte mich ins Bad, lag im Bad am Boden weinte, der Brechreiz war immer noch ausgeprägt, obwohl ich längst nichts mehr im Magen hatte. Ich musste Duschen, dein Schmutz wegwaschen, doch so einfach lässt sich eine qualvolle Vergewaltigung leider nicht wegwaschen!

Wir machten Ferien in Locarno, nachdem du zwei Tage getrunken hattest, hast du am Morgen des dritten Tages versucht mich umzubringen. 
Bereits nach dem Aufwachen warst du extrem aggressiv, beschimpftest mich auf primitiver, sehr ordinärer Art. Irgendwann ertrug ich dich, deine primitive, ordinäre Art nicht mehr. So sagte ich dir. du sollst endlich ruhig sein, was dir nicht passte, da packtest du mich, schubtest mich zum offenen Fenster, wolltest mich vom dritten Stock aus dem Fenster werfen. Ich wehrte mich, versuchte, dich weg vom Fenster zu schieben. Es gelang mir, dich bis in die Mitte des Zimmers zu schubsen. Du beschimpftest mich die ganze Zeit. Wieder gelang es dir, mich vor dem geöffneten Fenster zu schubsen, glücklicherweise gelang es dir nicht, mich hochzuheben. Ich kämpfte um mein Leben, es war surreal, grauenhaft. Da hatte ich die Idee, dir ins Schienbein zu treten. Dadurch warst du für einen Moment abgelenkt, sodass ich mich befreien konnte und zur Tür rennen, damit konnte ich das Hotelzimmer verlassen.
Ich konnte mein Leben retten, stand betäubt im Treppenhaus, durch die schnelle Flucht konnte ich nichts mitnehmen. Auch der Sohn blieb im Zimmer bei dir.
Als ich mich etwas gesammelt hatte, lief ich schnell die Treppe zum Ausgang, es war so gegen acht Uhr morgens. Wie in Trance lief ich zum See, um mich zu beruhigen lief ich lange Zeit dem See entlang. Die Tränen lief unkontrolliert, gerne wäre ich nach Hause gefahren, oder hätte meine Freundin angerufen. Da ich nichts hatte mitnehmen können, konnte ich das alles nicht tun. Den Durst konnte ich an öffentlichen Brunnen stillen, ebenso konnte ich die öffentlichen Toiletten benützen.
Gegen Mittag war ich durch das traumatische Erlebnis, das Laufen total erschöpft. Das Alleinsein mit dieser schrecklichen Situation, das Kind bei dir zu wissen, war unbeschreiblich. Den Nachmittag verbrachte ich ebenso am See, das Wasser beruhigte mich. Mein Denken kreiste sich immer um die gleiche Frage: „Warum, tut mir dieser Mann das alles an, warum ich“?!
Als die Zeit zum Nachtessen da war, lief ich zum Hotel, zuerst setzte ich mich an der Bar, bestellte mir einen Cognac. Die Bedinung, die uns auch das Essen servierte, fragte mich entsetzt: „Was ist denn passiert“? Konnte nicht antworten, der Cognac löste in meinem Körper eine wohltuende Wärme aus. Ging im Speisesaal, setzte mich an unserem Tisch, du warst mit den Sohn noch nicht da, also bestellte ich für mich, denn ich hatte an diesem Tag noch nichts gegessen, nur Wasser getrunken.
Du hattest den Zimmerschlüssel mitgenommen, so konnte ich auch nicht meine Sachen holen und nach Hause fahren. Irgendwann seid ihr auch zum Essen gekommen, es wurde wenig gesprochen, ich fragte dich um den Zimmerschlüssel, nach dem Essen ging ich sofort hoch, du kamst spät mit dem Sohn nach.
Ich war dermassen erschöpft, dass ich mich entschloss diese Nacht im Hotel zu schlafen, denn deine Augen hatten wieder die normale Position, also war die Gefahr vorbei (du hattest ja deine Aggressionen bereits an mir ausgelebt)! Als du schliefst, schloss ich mich dennoch sicherheitshalber ins Bad ein, diese Nacht habe ich nicht geschlafen.
Hörte oder las ich nur den Namen Locarno, in welchem du in deinem Wahn versucht hast mich zu töten, schüttelte es mich. Zwanzig Jahre später hatte ich den Mut, reiste im Sommer nach Locarno, um mich dem Trauma zu stellen. Als ich dem See entlang lief, die damaligen Bilder in mir aufstiegen, schüttelte es mich gewaltig, die Tränen liefen in Strömen. Langsam konnte ich mich beruhigen, mit einer Erleichterung im Herzen fuhr ich nach Hause.

Die Vergewaltigung, der Mordversuch geschahen innerhalb kurzer Zeit. Nach dem gescheiterten Mordversuch wusste ich, wenn ich dich jetzt nicht verlasse, werde ich dein nächster brachialer Angriff nicht überleben.
Ich war am Ende meiner Kräfte, ein Nervenbündel, vollkommen eingeschüchtert. Seit Monaten musste ich jede feste Nahrung erbrechen oder hatte Durchfall. Einzig Schokolade konnte ich behalten, trotz des vielen Schoggikonsums nahm ich ab. Ebenfalls seit Monaten konnte ich nicht mehr als drei bis vier Stunden pro Nacht schlafen. Auch der Sohn weinte jede Nacht, er beruhigte sich erst, wenn er bei mir im Bett lag.

So floh ich mit dem Sohn ins Zürcher Frauenhaus. Als ich am ersten Morgen im Frauenhaus erwachte staunte ich sehr, denn ich erwachte gegen neun Uhr morgens, auch der Sohn hatte durchgeschlafen!

Das Groteske war, seit ich dich verlassen hatte, waren deine Arroganz, Überheblichkeit verschwunden. Plötzlich warst du ganz klein, nun hast du inständig gebettelt damit ich zu dir zurückkomme, weil du angeblich ohne mich, ohne meine Liebe nicht leben könnest. Niemand hätte dich so geliebt wie ich dich geliebt hätte. Du gingst sogar so weit zu behaupten, wegen dem Frauenhaus hätte ich dich verlassen. Ohne den Einfluss dieser Emanzen wäre ich nie auf die Idee gekommen dich verlassen, weil ich ja absolut keinen Grund gehabt hätte, dich zu verlassen! Du machtest mir ein „sehr grosszügiges Angebot“, wenn ich zu dir zurückkomme, würdest du mir verzeihen, dass ich dich verlassen hätte!

Psychopath, wie kannst du von Liebe sprechen, du hast ja keine Ahnung was Liebe ist. Mein Arzt sagte mal zu mir, du hättest mit mir gespielt wie auf einem Klavier!
Wenn du denkst, dass die massive körperliche Gewalt die du mir schamlos angetan hast, Zeichen der Liebe sei, dann hättest du mich tatsächlich sehr geliebt……………

Um die Scheidung zu verhindern, hast du einen der teuersten Anwälte der Stadt Zürich verpflichtet. Wie du mir sagtest: «Der wird mir meine Alte schon zurückbringen»! Als auch der teure Anwalt die Scheidung nicht verhindern konnte, hast du das Urteil dreimal angefochten, dadurch hast du das vierte Scheidungsurteil erst nach Ablauf der Eingabefrist erhalten, so konntest du dieses nicht mehr anfechten!

Nun begannst du richtig Terror zu machen; Um mich unter Druck zu setzen, zu dir zurückzukommen, drohtest du mir mehrmals, unser Sohn zu entführen, oder zu bezahltest die Alimente zu spät. Mehrmals drohtest du auch, dich umzubringen, wenn ich nicht zu dir zurückkomme, das sei dann alleine meine Schuld, ich müsse damit fertig werden. Wenn ich eine Beziehung habe, dann werdest du den Mann töten.
Bei jedem Besuch bei dir wurde der Sohn gegen mich manipuliert, ich hätte dich nur verlassen, damit ich ungehindert herumhuren könne., usw. Auch gegen die Tagesmutter, (die du gar nicht kanntest) bei der der Sohn immer einen halben Tag verbrachte hast du den Sohn dauernd manipuliert.
Es gab Tage, an denen – obwohl ich halbtags arbeitete – du bis zu zehnmal anriefst. Oder du läutetest spät abends an der Wohnungstüre.
Besonders belastend waren die Begegnungen mit dir, wenn du den Sohn abholtest oder ihn zurückbrachtest, diese Treffen verliefen nie ohne Drama! Wenn der Sohn bei dir war, war das für mich nie eine Entlastung, im Gegenteil. In welchem Zustand kommt der Sohn zurück? Im Normalfall war er zwei bis drei Tage nach dem Besuch bei dir völlig neben den Schuhen! Was musste ich wieder von der Tagesmutter, in der Spielgruppe, im Kindergarten anhören, weil der Sohn sich daneben benahm? Manchmal kamst du auch unangemeldet vorbei. Dann die ständigen Schuldzuweisungen weil ich dich „grundlos“ verlassen hätte!
Durch deine hinterhältigen Manipulationen, beschimpfte, bedrohte mich der Sohn bereits als kleiner Bub. Er entwickelte sich zu einer zweiten Ausgabe von dir.
Obwohl ich in der Zwischenzeit geschieden war, waren deine miesen Psychospiele schlimmer als je zuvor. Das Einzige was mir – zum Glück – erspart blieb, war weitere körperliche Gewalt.
Ich kam nie zur Ruhe! Darum der verzweifelte Versuch, mich und das Kind zu töten!

Psychopath, wie tief bis du gefallen, dass du sogar unser Kind von Anfang an gegen mich manipulieren musstest.
Psychopath, weil ich dein jahrelanger Terror, Druck nach der Scheidung nicht mehr aushielt, kaufte ich Rasierklingen um mir und unserem Sohn die Pulsadern aufzuschneiden. Weil ich zuerst dem Sohn die Pulsadern hätte aufschneiden müssen, scheiterte ich an diesem Suizid!

Nach diesem gescheiterten Selbstmordversuch am Sohn und mir, war ich am Ende meiner Kräfte, sodass ich ein Burn-out erlitt. Die Zeit des Burn-outs war für mich und den Sohn schwierig, sehr schmerzhaft. Ich hatte überhaupt keine Kraft mehr, war mit allem überfordert, sogar das Teewasser kochen löste in mir Depressionen aus. So kam der Sohn während dieser Zeit in einem Übergangsheim. Immer wieder wurde ich von Panikattacken ergriffen, das Schlimmste war das Alleinsein in solchen Phasen. In meiner Seele herrschte eine unbeschreibliche Leere. 
Nachdem du erfahren hattest, dass unser Sohn in diesem Übergangsheim sei, hast du ihn dort abgepasst, gabst ihm Geld damit er dich von einer Telefonkabine aus anrufen könne, oder du trafst dich wieder mit ihm in der Nähe des Hauses. Deine miesen Manipulationen führten wieder dazu, dass der Sohn auch dort rebellierte. Nachdem dies nun zwei Wochen so schlecht gelaufen war, rief mich seine Bezugsperson an, sagte mir, unter deinem schlechten Einfluss, können sie den Sohn nicht mehr als einen halben Tag betreuen, das bedeutete für mich in diesem geschwächten Zustand, dass das Kind um 13.30 bis am nächsten Morgen bei mir war.

Durch deine „heimliche Kontakte“ mit dem Sohn erfuhrst du, dass ich krank sei. Eines Tages riefst du mich an, sagtest mir: „Ich war bei einem Anwalt um dir das Sorgerecht für den Sohn zu entziehen. Denn du bist eine unfähige Mutter, du kannst nicht mit dem Kind umgehen, das Kind braucht ein gutes Vorbild, eine starke Hand. Der Anwalt sagte mir jedoch, wenn du den Sohn nicht massiv vernachlässigst, oder misshandeln würdest, hätte ich mit dieser Klage vor Gericht keine Chance. Darum habe ich ein Schreiben aufgesetzt, dass du mir freiwillig das Sorgerecht abgibst, ich werde heute nach der Arbeit bei dir vorbeikommen, damit du die Abtrittserklärung unterschreiben kannst“!
Durch den Burn-out war ich extrem geschwächt, mit allem überfordert, nun nützte dieser elende Typ meine Not aus, um mich unter Druck zu setzten, damit ich die Abtrittserklräung unterschreibe. Ich bekam starke Panikattacken, den Ex in Kürze zu sehen, und ich wollte die Erklärung NIE unterschreiben. Zusätzlich zu der Panik reagierte mein Herz, eine meiner Schwestern die Pflegefachfrau war, wohnte in der Nähe, ich rief sie an. Sie war der Ansicht, das seien Angina Pectoris-Symtome, ging mit mir zum Azrt. Die Untersuchung zeigte, organisch war alles in Ordnung mit dem Herz, der Arzt sagte, das sei eine psychosomatische Reaktion des Herzens.
Natürlich habe ich diese Erklärung, nie unterzeichnet. Später warf mir der Ex vor, wegen meines sturen, blöden „Bündnergrinds“ hätte er für Nichts dem Anwalt Fr. 1’000.– bezahlen müssen!
Jahre später warf unser Sohn mir vor, alle Menschen seien erpressbar, nur ich nicht (war nicht als Kompliment gesagt)! Irgendwann begann ich den Sohn abzulehnen, weil er sich dermassen vom Vater gegen mich manipulieren liess, mich genauso würdenlos behandelte.

Als es mir besser ging „tröstete“ mich eine zeitlang der Gedanke, dass mein Ex eines Tages im hintersten, heissesten, dunkelsten Teil der Hölle schmoren werde!

Alles was ich bereits vor der Scheidung mit dir erlitten hatte, war an Brutalität, Demütigungen, Verletzungen, Vernichtung kaum zu überbieten.
Dass es nun nach der Scheidung soviel Terror, Druck, Manipulationen am Sohn gab, war ebenso nicht zu überbieten. Ich wollte endlich in Ruhe mit dem Sohn leben, ein neues Leben beginnen!

Psychopath, unser Sohn war deine beste, effektivste „Waffe“ um mich zu vernichten. Darum wolltest du ja unbedingt das ich zu dir zurückkomme, damit du dich weiterhin an meinem Leid aufgeilen könnest, damit du mich mit deiner Gewalt endgültig vernichten könnest!

Psychopath, wie konntest du dich nur vollkommen von deinen, miesen, billigen Trieben leiten lassen?
Psychopath, wie konntest du so tief fallen?

Ich wurde immer von einer tiefen, mich blockierenden Angst vor Männern geleitet. Wie oft litt ich unter Ohnmacht, Verzweiflung. starke Depressionen und Suizidgedanken. Tauchte ein Mann nur entfernt in meiner Nähe auf, befiel mich Panik, verschloss ich mich umgehend. Dann stellte ich mir immer wieder die gleiche Frage: „was stimmt nicht mit mir, was stimmt nicht mit mir, warum bin ich immer blockiert“?
Durch all diese Verbrechen hast du etwas Wichtiges in meiner Seele getötet. Du hast mir die Unbeschwertheit, die Freude, das Vertrauen am Leben genommen, dadurch war ich dem Tod näher als dem Leben! Ebenfalls hast du meine Würde als Frau und Mutter mit Füssen getreten. Durch diese traumatischen Erlebnisse, ertrug ich jahrelang weder körperliche noch seelische Nähe.
Dein würdenloser Umgang mit mir, die massive körperliche Gewalt, die du mir skrupellos angetan hast, lösten irgendwann in mir Hass auf meinen Körper aus. Denn durch den Körper musste ich soviel Leid erleben, darum lehnte ich meinen Körper irgendwann ab!
Ich war Freiwild für dich, dein Schuhabtreter! Du hattest kein Respekt mir gegenüber, Empathie, Verständnis waren Fremdwörter für dich. Ich genügte dir nie wie ich war, all meine guten Seiten, meine Kreativität, das Unkonventionelle musstest du bekämpfen, dafür sollte ich Dinge lernen die mir überhaupt nicht lagen. Weil ich diese aufgezwungenen Sachen nicht gut umsetzen konnte, wurde ich verbal fertig gemacht. Auch hatten meine Haare die falsche Farbe, je nachdem welchen Sexfilm du geschaut hattest, stimmte mein Gewicht auch nicht!
Ich war für dich immer nur ein Sexobjekt. Weil der kleine Sohn die Spannungen in unserer Beziehung und meine Angst spürte, schlief er selten durch. Oftmals musste ich ihn zu mir ins Bett nehmen. Manchmal zitterte er, lag klammernd auf mich, so schlief er dann ein. Wie du sagtest, hat dich das sexuell angeregt, wenn er bei mir im Bett schlief! Auch Sex in der Schwangerschaft törnte dich an! Vor der Schwangerschaft musste ich oft Dessous tragen.

Psychopath, du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich dich wegen deiner ordinären Art, deiner Bosheit verachtet habe. Lange Zeit habe ich dich sogar gehasst für das Leid, welches du mir und dem Sohn schamlos angetan hast. Noch schlimmer, ich habe mich ebenfalls jahrelang verachtet, konnte mir nicht verzeihen mit dir zusammen gewesen zu sein! Dein Lebenssinn bestand aus Sex, Suff und Sport, deine Frau, deinen Sohn schlagen, verbal fertig machen!
Ich hatte starke Schuldgefühle unserem Sohn gegenüber, ihn in dieser „Familie“ geboren zu haben. Machte mir schwere Vorwürfe, ich hätte doch wissen müssen, dass unsere „Ehe“ nie halten würde, machte mir Vorwürfe, weil er soviel Leid erleben musste.
Dass du dich nach meiner Gehirnerschütterung eineinhalb Jahre so verstellt hast, um dann brutaler zuzuschlagen, als du meintest, ich sei dir mit dem Sohn, und weil ich meine Arbeit gekündigt hatte, ausgeliefert, zeigt wie verlogen, hinterhältig du in Wirklichkeit bist.

Psychopath, einerseits bist du vor mir auf die Knie, hast gejammert, gebettelt, damit ich zu dir zurückkomme, andrerseits hast du mich überall schlecht gemacht, mich als ein Monster dargestellt.
Psychopath, wenn ich so ein Monster war, warum hast du dann Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit ich zu dir zurückkomme?
Psychopath, wie lebst du mit all der Schuld was du uns skrupellos angetan hast?
Psychopath, wie kannst du mit der grossen Schuld in den Spiegel schauen, was zeigen dir deine Augen?
Psychopath, wie kannst du so tun, als sei das alles nie passiert?

Als ich bei der Psychologin die Analyse machte, waren die sexuellen Missbrauche, die Vergewaltigung, der Mordversuch, die Nötigungen bereits verjährt. Ansonsten hätte sie Anzeige gegen dich erstattet, damit du angeklagt werdest. Nach ihrer Aussage wärst du zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden, anschliessend verwahrt, du hättest das Gefängnis nie mehr verlassen!

Psychopath, du warst mein Auschwitz. Gott sei Dank hatte ich die Kraft, den Mut all das Leid hinter mir zu lassen.
Ich habe beschlossen auch in diesem Fall nicht länger zu schweigen. Aufzuzeigen, dass man sogar ein solches Märtyrium überwinden kann.

Sechzehn Jahre nachdem ich ins Frauenhaus geflüchtet war, wurde ich nochmals Mutter. Erst durch dieses Ereignis hast du endlich begriffen, dass ich niemals zu dir zurückkomme!
Hermann Hesse schreibt: Mancher hält sich für vollkommen, weil er geringe Ansprüche an sich stellt!

Meine ehemalige Psychologin empfahl mir ein seelsorgerisches Gespräch, damit ich mir, dir und anderen Menschen verzeihen könne. Bei einem verständnisvollen, gütigen Priester führte ich diese, legte eine umfassende Beichte ab, das Beichten hat mich von einer schweren Last befreit. Das Verständnis, die Güte, die ich da erleben durfte haben meine Wunden geheilt, haben mich gerettet.
17. September & 31. Oktober 2023


Muttersöhne
Muttersöhne sind verklemmt und feige.


Zickenkrieg
Warum sind Frauen so neidisch, der «Futterneid» ist bei Frauen extrem ausgeprägt. Zickenkrieg gehört zur Tagesordnung.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste, Beste, Grösste im ganzen Land?

Ein solches Verhalten deutet darauf hin, dass diese Frauen die Pubertät nicht abgeschlossen haben.
In den letzten Jahren genügt es einigen Frauen nicht mehr, nur sich gegenseitig zu verhindern. Nein, nun müssen auch die Männer «bezwungen» werden.
Vor allem Frauen in rechten und grünen politischen Parteien, lassen keine Peinlichkeit aus.

Natürlich war, was unter dem Patriarchat geschah, nicht in Ordnung. Daher ist es schon in angebracht, dass sich einiges geändert hat. Wenn diese Frauen jedoch nun genauso vorgehen, wie einst die Männer, die sie bekämpfen, ist das mehr als tragisch.

Inzwischen begegnet man in vielen Bereichen sogenannte Quotenfrauen. Man erkennt sie sofort, denn sie machen «Dienst nach Vorschrift». Keine Ahnung, kein Verständnis, keine Eigeninitiative.

Wie muss sich so eine Quotenfrau fühlen? Denn, instinktiv weiss sie, dass sie nicht für den Job geeignet ist, da geht’s auch wieder um Macht, Zickenkrieg. Ich lasse mir den Job, mit dem ich zwar überfordert bin, auf keinem Fall wegnehmen!
Die bekannteste Quotenfrau ist seit Januar 2023 die neue Bundesrätin. Seit acht Monten hört man nichts von ihr. Bei Amtsantritt sagte sie: „Ich bin nicht als Quotenfrau gewählt worden, ich bin wegen meinen Qualifikationen gewählt worden“. Ok, warten wir ab, was sie ins politische Leben bewirkt!
Wie muss sich der, mit hervorragenden Qualifikationen für das anspruchsvolle Amt als Bunderat ausgewiesene Zürcher Politiker vorkommen, einer Quotenfrau den aufgezwungenen Vortritt überlassen zu haben?

Kulturbeauftragte sind meistens auch Quotenfrauen, die sich dafür kaum eignen. Dafür werden dann bewusst geeignete Künstler durch diese Kulturbeauftragten verhindert.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste, Beste, Grösste im ganzen Land?
Wie im Märchen, nicht die Fragende!
28. August 2023


Stalker
Was treibt einen Menschen an, eine andere Person – meistens des anderen Geschlechts, über Jahre zu stalken?
Was sind das für bedauernswerte Menschen, die so ein zwanghaftes Verhalten wählen?

Es sind vor allem verklemmte Muttersöhne, die keine seelische Nähe ertragen, kein «Nein» akzeptieren. Die, die Wahrheit nicht sehen wollen, dass die gestalkte Frau – wenn sie dann nach längerer Zeit dahinterkommt, was für ein erbärmliches Spiel mit ihr getrieben wird – den Stalker nur ablehnt, verachtet. Was dieser auf keinem Fall akzeptiert, denn beim Stalker geht’s um Macht, es ist reiner psychischer Terror, was so ein verklemmter Mann tut. Der Stalker will mit aller Macht wahrgenommen, akzeptiert – vermutlich – «geliebt» werden. Er lebt von der Angst der Frau, die Angst der Frau ist die Luft die er zum Leben braucht.

Was treibt einen Stalker an, einer Frau aufzulauern?
Was treibt einen Stalker an, eine Frau zu verfolgen?
Was treibt einen Stalker an, sich einer Frau aufzudrängen?
Wer gibt dem Stalker das Recht, eine Frau in ihrem Tagesablauf zu kontrollieren?
Was verspricht sich der Stalker von seinem gestörtem Verhalten?
Wie uneinsichtig muss der Stalker sein, dass er noch nach über 10 Jahren intensiven «Einsatzes» nicht aufgibt, die Frau zu stalken?
Wird der Stalker durch die Angst der gestalkten Frau sexuell stimuliert?

Was dieser psychische Terror mit der Frau anstellt ist dramatisch. Panikattacken, Magen- und Herzbeschwerden, Schlaflosigkeit, Depressionen, Scham- und Schuldgefühle sind in den meisten Fällen gegeben.

Rechtlich gesehen ist eine Person dem Stalker ausgeliefert. Denn solange kein Tatbestand besteht, kann man keine Anzeige erstatten.

Anstatt von einer «Liebesbeziehung» mit der gestalkten Frau zu träumen, wäre es doch einfacher, den Mut zu haben, die eigene Feigheit zu überwinden. Das würde allerdings bedeuten, von Machtspielen, vom psychischem Terror Abschied nehmen zu müssen, würde bedeuten, sein Verhalten zu reflektieren, sich in Frage zu stellen. Was so eine Person scheut wie der Teufel das Weihwasser.

Bedauernswerte Menschen, die entscheiden so ein Leben zu führen. Wie kaputt muss die Seele einer solchen Person sein?
Frau muss das Rumpelstilchzen beim Namen nennen, dann verliert es seine Macht!
Das Machtspiel ist aus!
11. September 2023


Engelszunge
Es gibt ein bestimmter Typ von Frauen, die mit «Engelszunge» sprechen. Dies sind vor allem alleinstehende Frauen, ohne sexuelle Erfahrungen, sogenannte «graue Mäuse». Diese «grauen Mäuse» verstellen nicht nur ihre Stimme, damit sie mit «Engelszunge» reden können, um andere Menschen zu täuschen, nein, sie verstellen sich auch im Verhalten um ihr «wahres Gesicht» nicht zu zeigen. Diese künstliche Engelstimme, das ebenso künstliche, unterwürfige Verhalten, sind kaum zu ertragen.

Welche Seite in sich macht diesen Frauen so grosse Angst, sie anzunehmen und auszuleben? Was wollen diese Frauen nicht der Öffentlichkeit zeigen? Warum spielen sie das graue Mäuschen? Diese grauen Mäuse sind bedauernswerte Frauen, es kostet ja enorm viel Energie sich dermassen stimmlich und verhaltensmässig zu verstellen.

Ein Grund für ihr Verhalten, ist sicher, dass diese «grauen Mäuse» Angst vor seelischer und körperlicher Nähe haben. Darum auch ihr unscheinbares Auftreten, bedeutet sich schlampig, unfraulich zu kleiden. Vielfach suchen sie die Nähe von Männern, die in schlechten Beziehungen sind, damit sie diese mit ihrer «Engelszunge» bezirzen können. Oder Männer die sonst wie gebunden sind, damit nie eine offizielle Beziehung entstehen könne. Männer die in ein soziales, kirchliches Umfeld tätig sind, weil andere Männer sie durchschauen.
29. Dezember 2023


Putzzwang
Es gibt vor allem Frauen, die unter einem «Putzzwang» leiden, damit ihre Familie erheblich stressen. Wegen dieses Putzwahns wird ein Christbaum nach zwei Tagen entsorgt, weil er ja Nadeln verliert, Kerzenwachs auf dem Boden fallen könnte. Auch andere Auswüchse sind für die Familie nicht einfach zu ertragen.

Viel besser wäre es, solche Frauen würden mal ihre chaotische Seele reinigen. Das verlangt allerdings viel Mut, Einsicht, Selbsterkenntnis.
31. Oktber 2023


Benedikt XVI
Am Mittwoch, 28. Dezember 2022 las ich, Papst Franziskus bitte die Gläubige für den emeritierten Papst Benedikt XVI zu beten, weil es ihm gesundheitlich nicht gut gehe.
Diese Nachricht hat mich sehr betrübt, denn ich verehre Benedikt XVI. In seinem hohen Alter war natürlich damit zu rechnen, dass es ihm irgendwann gesundheitlich nicht gut gehen werde, dass sein Ende nahe.
Am Samstagvormittag, 31. Dezember 2022 ist Benedikt XVI dann im Vatikan verstorben.
Als Joseph Ratzinger wurde er am Karsamstag 16. April 1927 um 04.15 geboren, wurde noch an diesem Morgen mit dem frisch gesegneten Weihwasser getauft. Immer wieder betonte er diese Besonderheit.
Und sein Sterben fand wieder an einem Samstag vor einem besonderen Feiertag statt. Beides passt zu seinem Leben.

Ich habe mehrere seiner Bücher gelesen, sie das erste Mal einfach «verschlungen», danach mehrmals gelesen. Seine Bücher «Einführung in das Christentum, Salz der Erde» und seine erste Enzyklika «Deus Caritas est» sind literarische Juwelen.

Ich bewunderte Benedikt XVI für seinen Mut zur Wahrheit, wie er als Präfekt der Glaubens-Kongregation über 20 Jahre zum «Prügelknabe» aller Journalisten wurde. Dass er diesen sehr verletzenden Umgang mehr als zwanzig Jahre erduldet hat, zeigt seine bedingungslose Liebe zu Gott und seine Demut. Wie er unsachlich und klischeehaft kritisiert wurde, ist ein Desaster. Jeder der sich traute, etwas Gutes über ihn zu schreiben oder zu sagen, wurde ebenso fertig gemacht.

Was Abt Urban vom Kloster Einsiedeln in seiner Predigt im Requiem für den Verstorbenen sagte, gefiel mir sehr gut: «Da Benedikt XVI. Theologe war – das Nachdenken über Gott also gleichsam sein Beruf war –, kann man ihn natürlich kritisieren. Aber dann eben vor allem auch auf der Ebene der Theologie und nicht, wie es im Moment oft geschieht, rein soziologisch und psychologisch. Überhaupt fehlt mir heute in vielen kirchlichen Debatten das theologische Nach- und Mitdenken».
Ich finde es sehr schön, hat Abt Urban das gesagt, heute traut sich ja kaum Jemand, der Mainstreammeinung etwas entgegen zu setzen.

Wie gesagt, ich habe Ratzinger für seinen Mut zur Wahrheit verehrt, denn heute sind solche Menschen selten. In seinen Büchern kommt sein grossartiger, tiefer Geist voll zum Vorschein, seine grosse Demut, seine nie endende Güte. Dann seine Offenheit, nichts Verstelltes oder Gekünsteltes. Ein Mensch, der von seinem starken Glauben vollkommen durchdrungen war, der sich von diesem Glauben getragen und geleitet wusste.

In einem seiner Bücher schreibt er zum Gottesdienst: «Es kommt nicht darauf wer ich bin, es kommt darauf an, was ich empfange und transportiere».
Darum waren seine Gottesdienste immer sehr authentisch, kam die gute Botschaft so richtig durch.
Wenn ich daran denke, mit welcher Empathie und Demut, er das Requiem für seinen Vorgänger Johannes Paul II zelebriert hat, oder die Hl. Messe vor dem Konklave, das waren Gottesdienste die an Gottesnähe, Heilung und Demut nicht zu überbieten sind.

Mit seinem Tod ist ein grosses Licht erloschen. Eine grosse Persönlichkeit mit einer Biographie, die es so nie mehr geben wird. Die Welt verdankt diesen – für mich heiligen Mann – sehr viel, mehr als viele Menschen wahrhaben wollen. Durch seine Gottesdienste, Predigten, Ansprachen und Bücher hinterlässt er uns ein wertvolles und heilsames Erbe.

Zu hoffen bleibt, dass irgendwann erkannt wird, was für ein grossartiger Schatz er uns in seinen Werken hinterlassen hat.
«Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedanken Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht».
Joseph Ratzinger, Benedikt XVI, 1927 – 2022

Joseph Ratzinger, Bendedikt XVI, mögen Sie in Frieden ruhen.
10. Januar 2023


Botschaft
Die Stille aushalten,
erdulden, ertragen,
bis ich die Botschaft verstehe,
die Wahrheit finde, die mich zum Leben führt.

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Der Sinn des Lebens ist leben, und ich wollte leben.
Aber wann, ja wann endlich werde ich anfangen mein eigenes Leben zu leben?

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Je mehr ein Diamant geschliffen wird, umso mehr strahlt er.

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Wenn ich gegen den Strom schwimme erreiche ich die Quelle.

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Es ist nicht die Zeit die zählt, sondern was ich aus ihr mache.

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Ich darf nicht dem nachtraueren, was mir nie gehörte.
Ich muss aus dem was ich habe, etwas machen.
Denn, wenn ich Vergangenem nachtraue, kann ich nicht im Jetzt leben.
Dezember 2019 / Oktober 2022


Neidische Menschen
Warum lassen sich Menschen von ihren Neidgefühlen und Eifersucht leiten?

Menschen die neidisch, eifersüchtig auf andere Menschen sind, weigern sich, etwas für sie Wichtiges auszuleben, aus welchen Gründen auch immer.
Wenn diese Personen dann Leuten begegnen die den Mut haben ihren Weg zu gehen, die das ausleben, was die neidische Person nicht lebt, dann werden sie von Neid und Eifersucht beherrscht.
Diese zerstörenden Gefühle von Neid und Eifersucht zerfressen den Menschen der diese Gefühle auslebt, sie schaden aber auch derjenigen Person denen sie entgegengebracht werden, sofern sich diese nicht davon abgrenzt.

Wieviel gesünder wäre es doch, das auszuleben, was von einem gefordert wird. Die Welt würde dann um einiges besser dastehen.
Juni 2023


Ungewöhnliche Menschen
Ungewöhnliche Menschen müssen ungewöhnliche Wege gehen.

Wenn diese Menschen ihr Kreuz, ihre Bestimmung annehmen,
dann können Neid, Eifersucht anderer Menschen ihnen nichts antun.
Dazu braucht es Mut, dieser lohnt sich, denn so steuert dieser Mensch auf seine Mitte zu, er wird in sich ruhen.

Passen sich solche Menschen aus Angst an, unterwerfen sie sich, dann werden sie zum Opfer, gehen zugrunde.
Oktober 2022


Seelische Nähe
Menschen – besonders Verklemmte – die Erotikfilme schauen, im Internet die vielen sexuellen Angebote konsumieren, Night-Clubs besuchen, ertragen keine seelische Nähe.
Beim Konsumieren dieser Darbietungen muss Mann (Frau) keine seelische Nähe zulassen, da geht’s lediglich um Triebbefriedigung. Dasselbe gilt auch für Menschen die wechselnde Partner oder „One-Night Stands“ haben.
Die Seele bleibt dabei auf der Strecke. Der vergebliche, verzweifelte Versuch, die entstandene seelische Leere durch weiteren Konsum zu entfliehen, erfüllt sich nicht, was noch mehr Enttäuschung bringt.

Triebbefriedigung verletzt die Seele.
Mai 2023


Impfung
Während der Pandemiezeit herrschte zwischen den Bürgen eine grosse Diskrepanz wegen der Impfung. Eine Mehrheit stellte das «Lager» der Impfbefürworter da, eine Minderheit war gegen das Impfen. In beiden «Lagern» gab es eine Minderheit, die aggressiv gegen die Gegenseite vorging, die Stimmung war teilweise beängstigend.

Wenn man sachlich darüber nachdenkt, dass weltweit gegen 90% der Menschen 3x geimpft sind, und diese geimpften Bürger dennoch 2x an Corona erkrankten, muss man sich schon fragen, war diese «Aktion» denn wirklich das Gelbe vom Ei?

Leute, die aus welchen Gründen auch immer, sich nicht haben impfen lassen, wurden natürlich fertig gemacht. Sogar als Schuldige an der Pandemie bezeichnet. Besonders die sogenannten «Impfgegner» wurden vorverurteilt.

Obrigkeitsgläubige folgen dem Ruf der Herde. Aus Angst nicht dazuzugehören passen sie sich an. Sie sind wie Schafe, die blindlings dem Ruf des Hirten folgen. Dafür ist ihr Neid auf Andersdenkende stark ausgeprägt.

Menschen, die eigenständig denken, durschauen alle Manipulationen.
11. September 2023


Ableben der Queen
Ich bin ein grosser Fan der englischen Royales, mit ihren Traditionen. Besonders die Queen war für mich immer eine grosse Inspiration, denn – ich darf das gerne sagen – wir hatten beide das gleiche Sternzeichen. Wie sie liebe auch ich die Pastellfarben. Meine grosse Bewunderung galt ihren schönen, farbenfrohen Kleidern, die sie auch im hohen Alter trug. Ihre Mäntel, Hüte hatten immer besondere Details. Dann bewunderte ich natürlich auch ihren Schmuck, ihre dreireihigen Perlenketten, die Juwelen, besetzt mit grossen Rubinen, Saphiren, Smaragden, Perlen, Diamanten, da schlug mein Herz „höher“. Aber auch ihre Würde, Autorität, die natürliche Eleganz die sie selbst in Regenmantel, -stiefel und Kopftuch ausstrahlte.
Meine Bewunderung für die Queen wie ich sie oben beschrieben habe, betreffen ja nur Äusserlichkeiten. Entscheidender war meine Bewunderung für sie, was die wichtigen Dinge des Lebens betrifft.

Mit welcher Hingabe sie die Ehe mit ihrem Mann führte, für ihre Liebe zu ihrem Mann, wie sie es hinkriegten in der Öffentlichkeit zu stehen und so eine harmonische Ehe zu führen, dass berührte mich tief. Bestimmt haben sie immer wieder an der Beziehung «arbeiten» müssen, tolerant und grosszügig zueinander sein müssen. Die Fotos, der letzten Ehejahren, die Reden, die sie an Banketten hielten, zeigen dass sie sich ergänzten und verstanden. Dass es ihnen gelang, dreiundsiebzig Jahre eine glückliche Ehe zu führen dafür bewundere ich sie am meisten. Eine Ehe ausserhalb der Öffentlichkeit zu führen ist ja schon nicht immer einfach, umso bewundernswerter finde ich, permanent in der Öffentlichkeit zu stehen und eine gute, liebevolle Ehe zu führen, das ist beispielhaft. Glücklicherweise haben sie das gemeinsam geschafft.

Als Prinz Philip im April 2021 starb, war bereits an dessen Abdankung eine Woche später zu sehen, wie die Queen in dieser kurzen Zeit tief gebeugt, in sich gekehrt war. Es war ein Bild tiefen Schmerzes das sie darbot, das ganz deutlich zeigte, wie sehr sie ihren Mann vermisste.
Seit dem Tod ihres Mannes hat sie sich „aufgegeben“, zwar nahm sie danach gelegentlich noch an Termine, die ihr wichtig waren, teil. Bei jedem dieser Termine sah man, dass sie noch mehr abgenommen, noch gebeugter war. Bereits vor dem Ableben ihres Mannes betonte sie mehrmals, ihr Mann sei „ihr Fels in der Brandung“, ihr Leben nach seinem Tod zeigt, dass diese Aussagen nicht einfach Floskeln waren.

Wie tief war diese Liebe, wie sehr hat sie ihren Mann vermisst, dass sie sich aufgab um ihm nachzufolgen. Für diese grossartige, einmalige Liebe bewundere ich sie, das ist ja das Eigentliche, Wertvollste was im Leben zählt.

Meine Bewunderung galt auch ihrer Demut, sie wie alles hinter ihrem Dienst als Königin gestellt hat, sie in der Öffentlichkeit, ihr Mann hatte zu Hause das sagen, hat die Kinder erzogen.  Zusammen haben sie das geschafft, was heute nur wenige Menschen schaffen.
Die Queen war immer sich selbst, im Bewusstsein, wer sie sei, welches Amt sie innehabe, welchen Dienst an ihr Volk sie zu erfüllen habe.
Majestät, ich bewundere sie, was sie in ihrem Leben als Königin, Ehefrau, Mutter geleistet haben, Chapeau.

Das Pflichtbewusstsein der Queen hielt bis zu ihrem letzten Atemzug an. Durch Neuwahlen wurde eine neue Regierung gebildet. Da die Queen gesundheitlich angeschlagen war, musste der abtretende Premierminister zu ihr nach Schottland, damit sie ihn aus dem Amt entlassen könne. Die neue Premierministerin wurde dann auch auf Schloss Balmoral in ihr neues Amt bestätigt. Auf dem Foto das die Königin mit der neuen PM zeigte, wirkte die Queen  sehr zerbrechlich, ein Schatten ihres Selbst. Auf dem Foto sah man auch, dass ihre Hände blau verfärbt waren, was auf eine medizinische Behandlung schliessen lässt.  

Die Queen hat all ihre letzten Kräfte mobilisiert um diese wichtige Amtshandlung wahrzunehmen. So wie sie mit 21 Jahren versprochen hatte, zu dienen. Was für ein Pflichtbewusstsein, danach verliessen sie die Kräfte sehr schnell, zwei Tage später starb sie für alle völlig überraschend.

Dass die Queen in Schottland gestorben ist, hat auch eine politische Bedeutung. Denn Schottland hatte ja vor einigen Jahren in einem Referendum darüber abgestimmt, ob es sich von Grossbritannien lösen wolle. Die Mehrheit hatte dafür mit Nein gestimmt.
Nun wollte die Regierung eine zweite Abstimmung durchführen. Die Stimmung, die grosse Trauer in der Schottischen Bevölkerung nach dem Tod der Queen in ihrem Schloss Balmoral dürfte den Royalisten neuen Zulauf geben. Es war wirklich bewegend zu sehen, wie viele Menschen am Strassenrand standen um einen kurzen Blick auf den Sarg der Queen zu werfen, der in einem Auto an sie vorbei fuhr. Ihr Sarg wurde dann während 24 Stunden in der Kathederale in Edinburgh aufgebahrt, tausende Menschen zogen an ihrem Sarg vorbei, um ihr die letzte Ehrung zu bezeugen. Ebenso als ihr Sarg zum Flughafen Edinburgh gefahren wurde, wieder Tausende am Strassenrand. In der BBC sprachen viele Menschen aus Balmoral über ihre schönen Begegnungen mit der Queen und ihrer Familie in der Ortschaft und Umgebung. Es waren nur bejahende, lobende, liebe Worte über ihre Majestät und der königlichen Familie.

Der Tod der Queen in ihrem Liebliengsschloss Balmoral erweckt den Eindruck, ihr Ableben wende die Abstimmung zum Ablösen von Schottland von Grossbritannien ab, oder das er wieder abgelehnt werde. Von daher ist ihr Ableben in ihrem geliebten Schloss Balmoral eine Ironie des Schicksals. Als wäre sie bewusst dort gestorben um die Abspaltung zu verhindern. Vermutlich hat sie damit dem Vereinigten Königreich einen letzten grossen Dienst erwiesen.

Majestät, Sie waren bis zum letzten Atemzug pflichtbewusst, bewundernswert. Mögen Sie in Frieden ruhen.
September 2022


Relativieren
Menschen die relativieren ertragen die Wahrheit nicht, haben Angst vor der Wahrheit.
Meistens verdrängen sie Wichtiges aus ihrem Leben, darum relativieren sie.

Menschen die relativieren, sind nicht ehrlich, nicht zu sich und erst recht nicht zu anderen Menschen. Darum mögen sie Menschen die die Wahrheit suchen, welche wahrhaftig zu leben versuchen, nicht. Deshalb versuchen sie, diese für ihre miesen Zwecke zu manipulieren, ihnen zu schaden. Weil diese Menschen den Mut haben anders zu leben.

Solche Menschen betonen auch immer wieder, wie tolerant sie seien. Diese Toleranz ist nichts anderes als Feigheit eine Entscheidung zu treffen.
2022


Aussenseiterin
Seit jeher bin ich eine Aussenseiterin. Während der Kind- und Jugendzeit war das nicht immer einfach zu ertragen. Denn, wenn ich dazugehören wollte, wurde ich natürlich ausgegrenzt.

Mir ist es immer am besten ergangen, wenn ich akzeptierte, dass ich eine Einzelgängerin sei. Als solche werde ich besonders von den braven bürgerlichen Frauen mit Verdacht beobachtet, eben weil ich nicht in ihr enges Weltbild passe. Solche Frauen haben Angst vor mir, weil ich all das was sie verdrängen ausspreche, weil ich eine andere Art zu leben gewählt habe.

Besonders heftig reagieren dominante Frauen auf mich, sie ertragen es nicht, dass ich als Einzelgängerin mich ihnen nicht unterwerfe. Immer wieder hat es mich erstaunt, mit welcher Ausdauer gerade „brave“, bürgerliche Frauen, die nach bestimmten Vorstellungen leben, versuchten, mich zu bekehren. Ich müsse mich doch anpassen, müsse dies und das.
Einige Menschen waren sogar so unverschämt, mich verkuppeln zu wollen.
Meine Schwester Mathilda war mit einem abgewiesenen Ayslbewerber aus Bulgarien verheiratet. Um ihn vor der Abschiebung zu bewahren, hat sie alles Machbare umgesetzt, zuletzt gaben die Behörden die Bewilligung. Sie fragte mich, ob ich ihre Trauzeugin sei, sie hätte Helena gefragt, da diese aber abwesend war, konnte ich als Lückenbüsserin einspringen. Dieser Schwager hatte extrem Mühe sich an der westlichen Lebensweise zu gewöhnen. Eines Tages rief mich Mathilda an, ich spürte sofort, etwas ist komisch, fragte sie, was sie auf dem Herzen habe. Sie sagte, ihr Mann habe einen Freund aus dem Ostblock, der kein Asyl erhalte und bald ausgewiesen werde. Ihr Mann habe vorgeschlagen, ich solle diesen abgewiesenen Asylbewerber für Fr. 10’000.– heiraten, damit er in der Schweiz bleiben könne. Ich sagte geradeaus: „Nein, kommt überhaupt nicht in Frage“. Sie sagte es den beiden Männer, da hörte ich, wie der Schwager über uns „dummen Schweizer Frauen“ schimpfte!
Wer bin ich denn, dass mir so ein billiges, respektloses Angebot unterbreitet wird? Wie respekt- und gefühllos ist denn das? Glaubten diese Menschen wirklich, ich würde für Geld meine Seele verkaufen?
Ein anderer Schwager, Josef, der Mann meiner Schwester Maria, versuchte ebenfalls sein Glück, mich zu verkuppeln. Maria rief mich an, lud mich zum Essen ein. Ich freute mich, denn Maria war meine liebste Schwester. An diesem Sonntag war noch ein anderer Mann anwesend, der schaute mich immer gierig, lüstern an. Josef war besonders freundlich zu mir, preiste seinen Freund als guten Mann an, der eine gute Frau verdient hätte. Ich reagierte nicht darauf. Einige Wochen später wurde ich wieder zu ihnen eingeladen. Der Schwager sagte: „Ottilia mein guter Freund, den du letztmals hier gesehen hast, der würde dich sehr gerne heiraten, ich bin überzeugt, der wäre ein guter Mann für dich“. Wieder sage ich geradeaus Nein. Dieser Mann war mir so unsympatisch, wie der mich angeschaut hatte, dann sein Niveau, kam besser als mein Ex-Mann. So schlug der Schwager vor, ich solle doch seinen Bruder heiraten, der sei etwas hilflos, wenn der eine Frau hätte, die ihn führen würde, dann würde der sich gut entwickeln. Wieder sagte ich geradeau NEIN.
Ich war entsetzt, was fällt diesen Menschen ein, sich dermassen in meinem Leben einzumischen? Ich habe nie mit ihnen darüber gesprochen, dass ich wieder heiraten möchte, oder dergleichen. Und dann suchen sie für mich noch solche Männer aus, unter jedem Niveau. Das zeigt, was für ein verachtendes Bild die von mir als Aussenseiterin hatten. Wer gibt diesen Menschen das Recht sich ungefragt in meinem Leben einzumischen, weil ich einen anderen Weg als sie gehe? Lieber lebe ich als Aussenseiterin alleine, als meine Seele zu verkaufen!

Bisher habe ich das immer so erlebt, vor allem Frauen die den grössten Balken in ihrem Auge haben, die sehen sofort den Splitter in meinem Auge. Wenn ich – nachdem ich genug von diesen Frauen geschluckt habe –  den Mut aufbringe mich zu wehren, werden sie dann aggressiv, bösartig. Das ist immer ein Zeichen, dass ich ihnen die Wahrheit sage, die sie natürlich nicht ertragen.

Wie reagieren denn Männer auf meine unkonventionelle Art zu leben? Einige finden mein Anderssein faszinierend, weil ich den Mut habe meinen Weg zu gehen.
Doch die Faszination wird immer schnell durch Angst abgelöst, Angst vor meinem Leben als Einzelgängerin. Angst, weil ich asketisch lebe, weil es mir wichtig ist, meinen Weg zu gehen, mich nicht unterzuordnen.

Ich hatte eine Phase im Leben, da zelebrierte ich geradezu eine Aussenseiterin zu sein. So nach dem Motto: „Lieber bin ich eine Einzelgängerin als so verlogen, hinterhältig zu sein wie ihr“. Zum Glück besann ich mich und hörte auf damit.

Jemand der sich nicht anpassen darf, ist für den braven Bürger, der nach Vorstellungen lebt, immer suspekt.

Immer wieder frage ich mich, von welchen Problemen, Ängste diese Menschen getrieben werden, dass sie nicht alleine sein können, welche Bestätigungen müssen sie in der Herde holen? Warum beneiden sie mich?

Je älter ich werde, umso mehr freut es mich eine Aussenseiterin zu sein. Auf meine innere Stimme zu hören. Meine schöpferische Kraft auszuleben. Dies ist nur möglich, wenn ich mich von der Herde fernhalte.
Wie die Menschen mit mir umgehen, ist für mich als Aussenseiterin ein grossartiges Indiz dafür, ob sie ihre billigen Instinkte beherrschen, ober ob sie von ihren miesen Instinkten beherrscht werden!
Wenn ich gegen den Strom schwimme, erreiche ich die Quelle.
November 2022


Depressionen
Je stärker ein Mensch sich weigert, das anzunehmen, zu leben, was seine Bestimmung ist, umso stärker sind seine Depressionen.
Diese können bis hin zur Selbstvernichtung gehen.

Was treibt ein Mensch an, grauenhafte Depressionen zu ertragen?
Leere, Verzweiflung, Dunkelheit in sich, soweit gedeihen zu lassen, dass er lieber die Selbstvernichtung annimmt, anstatt seine Bestimmung zu leben?
Warum lieber die Unterwerfung als das Schöpferische leben?

Es ist die Angst gesteinigt, ausgestossen, terrorisiert zu werden.

Die Angst sein Kreuz auf sich zu nehmen.
2022


Emotionale Krücke
Ich bin ein emotionaler Mensch, was, wie alles im Leben, zwei Seiten hat. Um nicht von den Gefühlen überwältigt zu werden, ist es für mich wichtig, sie schöpferisch auszudrücken.

Eins der Nachteile ist, dass Machtmenschen sich mir gerne aufdrängen, weil sie spüren, dass ich als Gefühlsmensch mich schlecht wehren, abgrenzen kann. Sie suchen meine Gesellschaft, damit sie, die wenig oder keine Gefühle zulassen, mich als emotionale Krücke benützen können.

Besonders Menschen die, aus welchen Gründen auch immer, den Verzicht, die Verneinung leben, empfinde ich als sehr hartnäckigen Sucher nach einer emotionalen Krücke. Denn bei denen, kommt nebst der verzweifelten Suche nach Fremdenergie, noch Neid und Eifersucht ins Spiel. Sie ertragen es am allerwenigsten, dass ich den Mut habe, meinen Weg zu gehen.
8. November 2022